Schattenelf - 4 - Feuerzauber
jenseits von Pruda, seiner Einschätzung nach auch das nächste Angriffsziel in den Plänen des Drachen von To-gai. Erst zwei Wochen zuvor hatte ihn die Kunde vom Fall der Stadt Pruda erreicht, daher erwartete er nun, als er hörte, eine Gruppe völlig aufgelöster Männer sei eingetroffen, um die Nachricht von einer weiteren Katastrophe zu überbringen, auch Alzuth sei gefallen.
Sein neuer Leibdiener, ein hagerer und hoch aufgeschossener Geistlicher mit Namen Took, schüttelte zögernd den Kopf. »Aus der Oase Garou, Stimme Gottes«, sagte er mit banger Stimme.
Unter den übrigen Anwesenden im Raum, Yatols, die gekommen waren, um über zunehmende Piratenaktivitäten und andere beunruhigende Ereignisse zu berichten, setzte nervöses Getuschel ein. Der Chezru-Häuptling bedeutete ihnen, Ruhe zu bewahren, obwohl seinem Gesichtsausdruck deutlich anzusehen war, dass die unerwarteten Neuigkeiten auch ihn nicht völlig unberührt ließen. Denn die Oase Garou lag keineswegs auf der direkten Route südlich von Pruda, auf der er den Drachen von To-gai vermutet hatte, sondern weiter landeinwärts und östlich, an der von Jacintha nach Südwesten führenden Straße.
Yakim Douan ließ sich schwer in seinen Sessel zurücksinken, das Gesicht angespannt vor Konzentration.
»Was hat das zu bedeuten, Stimme Gottes?«, wollte Yatol De Hamman mit einem Unterton von Verzweiflung in der Stimme wissen. »Hat der Drache von To-gai etwa die Absicht, Jacintha anzugreifen?«
Wieder machte der Chezru-Häuptling eine beruhigende Handbewegung. »Führt die Abgesandten herein«, wies er Took an, worauf der Mann sich unter mehrfachen Verbeugungen eilig Richtung Tür entfernte und einen Augenblick später mit drei schlammbespritzten Männern wiederkam, von denen Yakim Douan einen, Doyugga Doy, als Botschafter aus Garou wiedererkannte.
»Stimme Gottes«, stieß Doyugga hervor und warf sich der Länge nach vor dem Chezru-Häuptling auf den Boden. »Ich flehe Euch an! Diese Frau ist mächtiger, als sich mit Worten beschreiben lässt! Ihr Pferd vermag sich in einen riesigen Drachen zu verwandeln, der Feuer speien kann, genau wie sie! Und diese Barbaren gehorchen ihr ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben! Sie haben völlig den Verstand verloren, Stimme Gottes! Völlig, sage ich!«
»Die Oase wurde überrannt?«, erkundigte sich Yakim Douan ruhig.
»Vernichtet!«, erwiderte der Mann. »Wie ein Sandsturm sind sie über uns hinweggefegt. Ich glaube sogar, sie waren Sand, von Magie verwandelter Sand, herangeweht von gewaltigen Winden! Mein Meister, Yatol möge ihn beschützen, hat sämtliche Dorfbewohner in die Burg bringen lassen, soweit es deren Fassungsvermögen zuließ, doch dann hat die Anführerin der Rus ihr Pferd in einen Drachen verwandelt und unsere Mauern zum Einsturz gebracht! Unmittelbar darauf kamen ihre Krieger mit dem Wind im Rücken herangestürmt, zahlreich wie Sandkörner.«
Unter den anderen Yatols entspannen sich nervöse Unterhaltungen, immer wieder unterbrochen von Ausrufen wie »Drachen« oder »Sandsturm«. Yakim Douan selbst dagegen zeigte sich weit weniger beeindruckt, er kannte diese Geschichten bereits zur Genüge. Es war mehr oder weniger immer das Gleiche – in jedem Krieg, der in den letzten paar Jahrhunderten geführt worden war, übertrieben die Geflohenen die Stärke des Feindes, und sei es nur, um jede Schuld von sich zu weisen, die sie sonst allein dafür, dass sie geflüchtet waren, hätten auf sich nehmen müssen.
Nichtsdestotrotz war Douan sich darüber im Klaren, dass er die Gefahr ernst nehmen musste, auch wenn er bezweifelte, dass die To-gai-ru auch nur die geringste Chance besaßen, dem mächtigen Jacintha ernsthaft Schaden zuzufügen; nicht einmal dann, wenn alle ihre Stämme sich zu einer einzigen Armee zusammenschließen würden.
Blieb allerdings die Geschichte mit diesem Drachen …
»Ihr habt den Lindwurm mit eigenen Augen gesehen?« fragte er Doyugga, worauf der Mann heftig nickte.
»Er war so groß wie ein mehrstöckiges Hause, Stimme Gottes! Sein Atem war Feuer, sein Schwanz der reinste Donnerschlag! Er hat sich mit seinen Krallen ins Mauerwerk gewühlt, als wäre es aus Lehm. Meinen Freund Yuzeth, Yatol möge ihn beschützen, hat er neben mir ins Freie gezerrt, mit seinen riesigen Kiefern zermalmt und dann hinuntergeschluckt! Ich habe es selbst gesehen, Stimme Gottes! Mit meinen eigenen Augen!«
Er zitterte am ganzen Körper und schluchzte unkontrolliert, während er seine Geschichte
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