Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Festungsinnere blies.
Das Geschrei im Innern der Festung wurde immer verzweifelter!
Doch zugleich gab es von drinnen plötzlich energischen Widerstand; von allen Seiten wurden Pfeile abgeschossen, die Luft rings um Pherol und Brynn war voll von ihnen, ehe sie vom dicken Schuppenpanzer des Drachen abgelenkt wurden, um sich gleich darauf in seine ledrigen Flügel zu bohren und dort stecken zu bleiben. Das stachelte den Drachen nur zu noch größerer Raserei an; immer wieder warf er sich gegen die Seitenmauer der Festung, bis das gesamte Gebäude unter der Erschütterung ins Wanken geriet und das mächtige Mauerwerk nachzugeben begann. Immer wieder schlug Pherol wuchtig mit seinem Schwanz zu und nutzte jede sich ihm bietende Maueröffnung, um seinen Feueratem ins Innere zu blasen.
»Das Tor!«, kommandierte Brynn.
Der Drache warf sich noch ein paar Mal wild um sich schlagend gegen das Mauerwerk und bearbeitete es mit seinen Krallen, dann endlich schien er die lauten Rufe der jungen Hüterin zu hören. Er ließ seinen schlangengleichen Hals nach vorn schnellen und grub sein Maul unmittelbar oberhalb des Eisentores in das weiche Gestein; dann ließ er seinem Zorn freien Lauf und fraß sich malmend und beißend durch das bröckelige Mauerwerk, bis seine Zähne ein härteres Material zu fassen bekamen.
Mit einer mächtigen hievenden Bewegung riss Pherol seinen Kopf nach hinten, zerrte das Stück Eisen glatt aus dem bröckeligen Gestein und schleuderte das riesige Tor der Burg Garou durch ein seitliches Verreißen seines Kopfes weit hinaus in die Nacht, wo es mit einem lauten Klatschen im Teich der Oase landete.
Pherol schob seinen Kopf tief unten in die Bresche und füllte den Zugang der Burg mit seinem todbringenden Feuer, ehe er sich weiter seiner Raserei hingab, ein Stück der Ummauerung mit einem wuchtigen Schlag seines Schwanzes zum Einsturz brachte und die hilflos dahinter kauernden Verteidiger mit großen Brocken des Mauerwerks überschüttete.
Aber noch immer feuerten die Behreneser eine Salve nach der anderen ab, in denen sich jetzt auch große, von den Wurfgeschützen geschleuderte Speere befanden.
»Flieg los!«, befahl Brynn dem Drachen.
Doch Pherol drosch immer weiter um sich, schob seinen Kopf in die durch die eingestürzte Mauer entstandene Bresche und packte einen Mann mit seinem riesigen Maul.
Brynn zuckte zusammen, als sie seine Knochen unter dem Druck der entsetzlichen Kiefer zerbersten hörte; dann plötzlich war der Mann verschwunden, einfach so.
»Flieg endlich los!«, schrie sie erneut. Der Drache wirbelte herum und drosch ein letztes Mal mit seinem Schwanz gegen das bereits angeschlagene Mauerwerk, so dass sich ein noch größerer Brocken herauslöste und ins Burginnere stürzte. Endlich sprang Pherol zu Brynns großer Erleichterung mit einem mächtigen Satz ab, um sie unverzüglich mit mächtigem Flügelschlag weit fortzutragen.
Brynn schloss die Augen und atmete erleichtert auf. Der Drache hatte gehorcht.
Dann öffnete sie die Augen, drehte sich zu der schwer beschädigten Burg um und sah die klaffende Bresche rings um das Tor und die sogar noch größere Lücke etwas weiter seitlich in der Festungsmauer. Aus beiden Öffnungen sowie aus dem Dach quoll dichter Rauch, offenbar von den durch Pherols Feueratem ausgelösten Bränden. Jetzt, da ihre Truppen Brynn mit ihrem in den Himmel gereckten Schwert davonfliegen sahen, begannen sie mit ihrem Sturmangriff.
Als Pherol sie schließlich wieder im Lager bei den beiden Elfen und Nesty absetzte und sie auf ihrem Pferd in die Oase zurückreiten konnte, war die Schlacht längst geschlagen, die Burg eingenommen, und die wenigen Verteidiger, die man am Leben gelassen hatte, waren zu einer kleinen Gruppe zusammengetrieben worden.
Auf diese Gruppe ritt Brynn zu; sie stieg ab und schlenderte zwischen den völlig verängstigten Behrenesern umher. »Gebt ihnen Vorräte mit und lasst sie dann laufen«, befahl sie ihren Kriegern, ehe sie die Gefangenen anwies: »Ihr werdet jetzt gehen und euren Landsleuten vom Untergang der Oase Garou berichten. Erzählt ihnen vom Drachen von To-gai und von dem Schicksal, das sie alle ereilen wird, solange der Chezru-Häuptling sich weigert, To-gai für frei zu erklären. Es gibt keine Burgmauern, die stark genug wären, um mich aufzuhalten.«
Dann entfernte sie sich mit entschlossenen Schritten.
12. Sandsturm
»Aus Alzuth?«, fragte der Chezru-Häuptling in Anspielung auf die nächste Stadt an der Südroute
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