Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
eine leichte Kühle mit, die ihr großzügiges Lagerfeuer aber keine Mühe hatte fern zu halten.
»Wirst du bei König Eltiraaz darauf drängen, dass er uns sofort zu deinen Leuten weiterschickt?«, fragte Cazzira, als die beiden Seite an Seite nebeneinander lagen und den Mond und die Sterne betrachteten.
»Es wäre sicher besser, wenn wir beide den ersten Kontakt herstellen«, erklärte Juraviel. »Lady Dasslerond wird deinem Volk ebenso wenig Vertrauen entgegenbringen wie König Eltiraaz mir, als ich mich zum ersten Mal in euer Land wagte. Es ist geradezu ihre Pflicht, größte Vorsicht walten zu lassen, wenn es um das Wohl ihres Volkes geht.« Er wälzte sich auf die Seite, so dass er Cazzira direkt ansehen konnte, und schaute in ihre hellblauen Augen, an die er sein Herz verloren hatte. »Aber wenn sie dich sieht, werden sich ihre Vorbehalte sofort in Luft auflösen«, fügte er ruhig hinzu. »Du und ich, wir beide werden gemeinsam dafür sorgen, dass die alten Bande zwischen unseren Völkern wieder hergestellt werden, und zwar zum Wohl der Touel’alfar und der Doc’alfar.«
»Zum Wohl der Tylwyn Doc und der Tylwyn Tou, wolltest du wohl sagen«, versuchte Cazzira ihn aufzuziehen; sie hatte die Bezeichnungen der Doc’alfar für beide Völker benutzt und ebenso gezielt wie beiläufig ihr Volk zuerst genannt. Beim Sprechen war ihre Hand zu Juraviels Schulter hinübergewandert, und plötzlich packte er ihr Handgelenk, bog ihren Arm nach hinten und hielt ihn fest.
»Touel’alfar und Doc’alfar!«, verlangte er gebieterisch.
Lachend konterte Cazzira: »Und wenn ich mich weigere?«
»Dann werde ich mit dir machen, wonach mir gerade der Sinn steht!«, antwortete Juraviel. »Es sei denn, natürlich, die geheimnisvollen Posten der Doc’alfar sind in der Nähe und bereit, dir sofort zu Hilfe zu eilen!«
»Dieselben geheimnisvollen Posten, die Belli’mar Juraviel schon bei seinem ersten Versuch, unser Land zu durchqueren, gefangen genommen haben, und zwar ohne die geringste Mühe!«, erwiderte Cazzira lachend.
»Ach!«, erwiderte Juraviel dramatisch und deutete mit gestrecktem Finger in die Luft. »Und woher willst du wissen, dass ich es nicht von Anfang an so geplant hatte? Mich gefangen nehmen zu lassen, damit ich dein Volk bestehlen kann?«
»Bestehlen?«
»Nun, dein Herz habe ich doch bereits gestohlen.«
»Mein Herz?«, wiederholte Cazzira mit ungläubigem Staunen. »Solltest du wahrhaftig so töricht sein, anzunehmen, ich hegte irgendwelche romantischen Gefühle für dich, Belli’mar Juraviel?«
Juraviel kehrte Cazzira in einer übertrieben theatralischen Geste den Rücken zu und fasste sich dabei an die Brust. »Aber du hast mein Herz mit einem Pfeil durchbohrt!«, klagte er. »Und mich zu Tode getroffen …«
»Auf den Gedanken war ich auch schon gekommen«, rief plötzlich eine dritte Stimme und ließ die beiden aus ihrem Spiel aufschrecken. Juraviel sprang blitzschnell auf die Beine, während Cazzira sich auf ihre Ellbogen stützte.
Die Anspannung der beiden legte sich, als sie eine vertraute Gestalt in den Feuerschein treten sahen, Lozan Duk, Cazziras Begleiter bei Juraviels und Brynn Dharielles Gefangennahme. Er sah Cazzira sehr ähnlich, außer dass er in den Schultern etwas breiter war und anstelle ihrer hellen dunkle Augen hatte. Der Späher der Doc’alfar, einen neugierigen und sichtlich amüsierten Ausdruck im Gesicht, nahm sich lange Zeit, die beiden ausgiebig zu betrachten.
»Ich vermute mal, eure Reise in die Südlande war von Erfolg gekrönt«, sagte er schließlich. »Nur frage ich mich, ob die Hüterin, diese Brynn Dharielle, bei der Vereinigung der Stämme der To-gai-ru ebenso erfolgreich war wie offenbar ihr beide.«
Cazzira erhob sich und lief quer über die Lichtung, um ihren lieben alten Freund in die Arme zu schließen. Juraviel folgte ihr und ergriff herzlich die ihm von Lozan Duk dargebotene Hand.
»Du warst viel zu lange fort«, sagte Lozan Duk zu Cazzira. »Ohne dich kam mir das Land sehr einsam vor. Die Jagd auf Eindringlinge hat sehr viel weniger Spaß gemacht.« Als er geendet hatte, richtete er seinen Blick freundlich lächelnd auf Juraviel.
»Viel zu lange«, gab Cazzira ihm Recht. »Ich kann es kaum erwarten, Tymwyvenne endlich wiederzusehen.«
»Und doch wollt ihr nur kurz hier bleiben«, hakte Lozan Duk nach, während sein Blick von Cazzira zu Juraviel und wieder zurück wanderte.
»Wie lange spionierst du uns eigentlich schon hinterher?«, wollte Cazzira
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