Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Feststellung, dass De’Unnero ihr Liebhaber war.
»Ich werde tun, was ich tun muss«, erklärte Aydrian. »Mein Weg wird von bedeutenderen Vorhaben und Zielen bestimmt, als diese Bauern zu begreifen vermögen – Ziele, die nicht einmal die Adligen und Generäle nachvollziehen können.«
»So bedeutend, dass nicht einmal Marcalo sie verstehen kann?«, wollte Sadye wissen.
»Seine Ziele sind begrenzterer Natur«, erwiderte Aydrian. »Sein Handeln wird einzig vom Ausmaß seines Grolls gegen die abellikanische Kirche bestimmt. Es braucht nicht viel, um ihn zufrieden zu stellen. Als Preis genügt ihm St. Mere-Abelle sowie die Hinrichtung aller, die sich von seiner Vision der Kirche abgewendet haben. Die Antwort lautet also: ja, bedeutender, als dass Marcalo sie verstehen könnte.«
»Auch bedeutender, als dass ich sie verstehen könnte?«, hakte sie ohne das geringste Zögern nach.
Aydrian schien sie mit seinen blauen Augen, die so sehr denen seiner Mutter glichen, durchbohren zu wollen, als ein verschmitztes Lächeln über sein hübsches, willensstarkes Gesicht huschte.
Sadye drängte mit hochgezogenen Schultern auf eine Antwort.
»Nein«, erwiderte Aydrian und schüttelte den Kopf. »Ihr versteht mich, weil Ihr für Euch selbst nicht weniger verlangt. Das war es doch, was Euch in Marcalos Arme getrieben hat, nicht wahr? Der Wunsch nach Größe, nach einem aufregenderen und befriedigenderen Leben?«
Sadye, unsicher, worauf der junge König hinauswollte, legte die Stirn in Falten und nahm eine abwehrende Haltung ein.
»Ich frage mich, was werdet Ihr wohl tun, wenn Marcalos Vision ihn nach St. Mere-Abelle zieht?«, versuchte Aydrian sie aus der Reserve zu locken. »Oberste Ordensschwester Sadye, ist das Euer Ziel?«, fragte er lachend, doch Sadye schien den albernen Titel in diesem Augenblick nicht sonderlich amüsant zu finden.
»Wo werdet Ihr suchen, frage ich mich?«, fuhr Aydrian unbeeindruckt fort, ging um sie herum und streckte die Hand aus, um mit ihrem Haar zu spielen.
Nur um sich beim Geräusch nahender Schritte sofort wieder von ihr zu entfernen. Kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und Marcalo De’Unnero trat schwungvoll ins Zimmer.
»Der Ort hat sich unserer Übernahme ohne Schwierigkeiten ergeben«, berichtete der Mönch. »Dem Pfarrer traue ich allerdings nicht über den Weg. Nach außen hin gibt er den treuen Untertan, aber sollten unsere Feinde sich zu ihm verirren …«
Er hielt inne und schien Aydrian und dann Sadye mit seinem Blick durchbohren zu wollen. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
Sadye stieß einen tiefen Seufzer aus und brachte ein verlegenes Lachen zustande. »Unser junger Aydrian hier fühlte sich ziemlich in die Defensive gedrängt, als ich anmerkte, er habe erleichtert reagiert, als sich abzeichnete, dass heute nicht gekämpft werden würde«, erklärte sie, ehe sie mit einem schnellen Schritt zu De’Unnero ging und ihm spielerisch den Arm um die Hüfte legte.
De’Unnero schnaubte verächtlich. »Nun, wir sollten alle erleichtert sein«, sagte er ernst, »und zwar über jede Ortschaft, die sich mit Freuden auf Aydrians Seite schlägt. Kämpfen werden wir noch früh genug müssen – wahrscheinlich vor den Toren von Palmaris, wenn nicht schon eher. Je mehr Teile des Königreiches sich uns bereitwillig anschließen, desto nachdrücklicher lässt sich unser Anspruch gegenüber Prinz Midalis vertreten.«
»Und gegenüber Fio Bou-raiy«, sagte Aydrian, woraufhin De’Unnero ihm ein boshaftes Grinsen zuwarf.
»Unsere Freundin Sadye scheint sich allerdings zu langweilen«, bemerkte Aydrian beiläufig. »Sie ist geradezu versessen auf eine Schlacht. Nehmt Euch in Acht, Sadye«, warnte er. »Langeweile mag die treibende Kraft sein, eine höhere Stellung anzustreben, aber wer nicht weiß, was ihn dort wirklich erwartet, für den kann es schnell gefährlich werden.«
Die Ironie dieser Bemerkung angesichts ihrer Privatunterhaltung, zumal der neben ihr stehende De’Unnero auch noch bestätigend nickte, war Sadye keineswegs entgangen. Aber sie gönnte Aydrian die Genugtuung nicht, es sich anmerken zu lassen, daher lachte sie einfach zerstreut und ging, De’Unnero mit nach draußen ziehend.
Aydrian, ganz der ehrgeizige junge Mann, der stets bereit war, sich jeder Herausforderung zu stellen, ließ sie beim Hinausgehen keinen Moment aus den Augen.
7. Ins Leere laufen lassen
»Ich möchte, dass du mich begleitest«, wandte sich Jilseponie an Roger Flinkfinger, einen
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