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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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ein gewisses Maß an Schuldgefühlen und banger Sorge zurückgeblieben.
    »Ihr wollt die Tore schließen und Aydrian den Einlass verwehren?«
    Der Bischof von Palmaris warf sich in die Brust. »Allerdings.«
    »Und was werdet Ihr tun, wenn Aydrian die Tore niederreißt?«
    »Sollen wir uns vielleicht ergeben?«, fragte Braumin, der plötzlich erregt mit den Armen fuchtelnd auf und ab zu laufen begann. »Kann sich der Stärkste einfach ungestraft des Throns bemächtigen? Sind wir kein Land mehr, in dem Traditionen und Gesetze noch etwas gelten?«
    Jetzt war es an Jilseponie, die Ruhe zu bewahren und ihren Standpunkt zu behaupten.
    »Wenn Ihr an unserer Seite kämpft, haben wir vielleicht eine Chance«, sagte Braumin.
    Er hatte den Satz noch nicht beendet, da schüttelte Jilseponie bereits den Kopf. »Ich habe Dinge zu erledigen, die mich sehr weit von hier fortführen werden; womöglich kehre ich nie mehr hierher zurück.«
    »Ihr wollt uns in dieser finsteren Zeit im Stich lassen?«, warf Viscenti ein.
    »Heute ist ein schwarzer Tag, das sehe ich nicht anders«, fügte Braumin hinzu. »Aber wer sind wir, wenn wir zulassen, dass unsere Todesängste unsere Prinzipien außer Kraft setzen? Wer sind wir, wenn wir die Tröstungen des Fleisches über den Frieden unserer Seele stellen? Wir wissen genau, was hier geschehen ist. Die Ungerechtigkeit ist schließlich nicht zu übersehen.«
    »Und dieser Ungerechtigkeit wollt Ihr Euch widersetzen?«, fragte Jilseponie.
    »Das solltet Ihr auch. Oder seid Ihr nicht mehr dieselbe Jilseponie, die selbst in auswegloser Lage fest an Elbryans Seite stand? Seid Ihr nicht mehr dieselbe Jilseponie, die eher ihr Leben hergegeben hätte, als in Gegenwart des besessenen Markwart ihren Prinzipien abzuschwören?«
    Jilseponie betrachtete Braumin mit einem so flehentlichen, so verzweifelten Ausdruck, wie er ihn bei ihr noch nie gesehen hatte, und antwortete: »Er ist mein Sohn.«
    »Dann haben wir nicht den Hauch einer Chance zu gewinnen!«, jammerte Viscenti und wandte sich abrupt ab, die Hände in einer verzweifelten Geste über den Kopf erhoben.
    »Gewinnen könnt Ihr in keinem Fall«, sagte Jilseponie zu ihm. »Weder hier noch jetzt. Ihr habt gesehen, wie geschickt ich mit den Edelsteinen umzugehen weiß, und jetzt glaubt Ihr, diese Kräfte reichten aus, um ihm erfolgreich Widerstand zu leisten. Ich dagegen habe Aydrians Kräfte am eigenen Leib gespürt, und die sind meinen haushoch überlegen! Er wird die Tore von Palmaris einfach niederreißen, wenn man sie vor ihm verschließt.«
    »Nun, dann lasst uns alle König Aydrian willkommen heißen!«, stieß Meister Viscenti theatralisch hervor, fuhr herum und sah ihr ins Gesicht. »Und De’Unnero gleich mit! Zum Henker mit den Traditionen von Kirche und Staat! Zum Henker mit –«
    »Es gäbe noch einen dritten Weg, der Euch offen stünde«, wandte sich Jilseponie an Braumin.
    Der Bischof warf Viscenti einen scharfen Seitenblick zu, der daraufhin sofort verstummte, ehe sie sich beide verblüfft Jilseponie zuwandten.
    »Lasst Aydrian ins Leere laufen«, schlug Jilseponie vor. »Leistet ihm hier nur Widerstand, wenn es nicht anders geht, aber bietet dabei nicht alle Euch zur Verfügung stehenden Mittel auf. Erlaubt Eurer Front, auf ganzer Linie nachzugeben, bis hin nach Vanguard.«
    Bischof Braumins Verblüffung nahm eher noch zu.
    »Nur wenn die gesamte Bevölkerung des Bärenreiches vereint Widerstand leistet, besteht noch Hoffnung, Aydrian zu besiegen«, fuhr Jilseponie fort. »Er hat die Armee der Kingsmen zur Verfügung, mitsamt den Allhearts sowie einer vieltausendköpfigen Reserve, die er aus dem Gebiet rings um Entel zusammengezogen hat. Die Menschen sind einfach nicht gut genug unterrichtet, um seinen Herrschaftsanspruch zurückzuweisen, erst recht nicht, wenn diese Forderung mit vorgehaltener Lanze gestellt wird. Eine derart umfassende Ablehnung Aydrians kann, wenn überhaupt, nur dann entstehen, wenn Prinz Midalis öffentlich Anspruch auf den Thron erhebt.«
    Das klang alles vollkommen logisch, nur …
    »Ihr verlangt, dass ich ihm die Stadt kampflos übergebe?«, fragte Braumin.
    »Ich bitte Euch lediglich, die Garnisonstruppen für Prinz Midalis zurückzuhalten«, korrigierte Jilseponie. »Denn bevor diese Geschichte zu Ende ist, wird er jeden Verbündeten brauchen, den er finden kann.«
    »Ihr wollt zu ihm?«
    Jilseponie trat einen Schritt zurück, ohne auf seine Frage zu antworten; so weit hatte sie noch gar nicht vorausgedacht.

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