Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
zweites Feldlager errichtet.
»Sie sind von den Grenzen im Westen abgezogen«, stellte Brynn fest. »Offenbar wollen sie uns diese Route offen lassen, falls wir es vorziehen, in die Steppen To-gais zurückzukehren.«
In diesem Moment betrat Tanalk Grenk den Raum, neben sich einen etwas hilflos wirkenden Pechter Dan Turk und unmittelbar dahinter Lozan Duk und Belli’mar Juraviel. Es war, hauptsächlich zwischen dem aufbrausenden Grenk und seiner Anhängerschaft, darüber diskutiert worden, den behrenesischen Gesandten aus der Stadt zu jagen, doch Brynn hatte ihnen das nicht nur ausgeredet, sondern sogar darauf bestanden, dass Pechter Dan Turk in Dharyan-Dharielle blieb.
»Ist es das, was Euer Yatol will, Pechter Dan Turk?«, fragte sie ihn.
Der Mann sah sich panisch um. Er hatte die Frage offenkundig nicht verstanden, denn er hatte Brynns vorherige Bemerkung nicht mitbekommen.
»Yatol De Hamman verlegt seine Truppen weiter nach Osten, was einer Aufforderung an uns gleichkommt, uns nach To-gai zurückzuziehen«, fügte Brynn erklärend hinzu.
»Ihr habt seinen Abzug doch selbst verlangt«, erwiderte der Behreneser. »Vielleicht tut er Euch ja jetzt den Gefallen?«
»Unsinn«, widersprach Pagonel. »Er will uns glauben machen, dass er abzieht, damit er einen günstigen Augenblick abwarten und zusätzliche Truppen aus Jacintha herbeischaffen kann.«
»Wie soll Behren nach Yatol Mado Wadons Vorstellungen eigentlich am Ende aussehen?«, wollte Brynn wissen.
Der Behreneser war sichtlich um Worte verlegen.
»Wir sind nicht Eure Feinde«, versuchte Bynn ihm klar zu machen. »Ich möchte Euch dringend bitten, ganz offen und ohne Angst vor Repressalien zu sprechen.«
»Yatol Mado Wadon wünscht sich ein vereintes Behren«, erklärte der Mann.
»Unter Einbeziehung Dharyan-Dharielles?«, fragte Brynn. »Würde er eben jenen Vertrag, der ihm die Eroberung Jacinthas überhaupt erst ermöglichte, tatsächlich so schnell brechen?«
Die Frage und der darin enthaltene Vorwurf schienen Pechter Dan Turk zu kränken.
»Wie denkt Ihr wirklich darüber, im Grunde Eures Herzens?«, fuhr Brynn fort. »Sollte Dharyan-Dharielle Eurer Meinung nach wieder Teil des behrenesischen Königreiches werden?«
»Ich wünsche mir nichts weiter als Frieden, Mylady«, erwiderte er, und zum ersten Mal schien es, als spräche er aufrichtig und nicht aus Angst. »Yakim Douans gewaltige Täuschung hat in Behren einen Scherbenhaufen hinterlassen. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, welchen Sumpf aus Fäulnis er mit seinen Lügen in der Seele meines Volkes und meines Landes hinterlassen hat.«
»O doch, das kann ich durchaus«, erwiderte Brynn.
»Yatol Mado Wadons Ziel war es, das Königreich unter der Herrschaft Jacinthas wieder zu vereinen, denn allein Jacintha besitzt die nötige Macht, um zu verhindern, dass die Stämme wieder in völligem Chaos versinken«, erklärte der Gesandte.
»Und dabei hat Abt Olin Jacintha geholfen«, sagte Brynn. »Nun, verratet mir doch bitte, wer Jacintha drängt, Dharyan-Dharielle zurückzuerobern?«
»Darauf vermag ich Euch keine Antwort zu geben, Mylady«, gestand er. »Mein Herr hat nie irgendwelche Andeutungen gemacht …«
»Dann ist es also vielleicht doch Abt Olin«, überlegte Brynn, »der ein gewisses Maß an Druck auf Yatol Wadon ausübt. Und den verzweifelten Kampf Eures Herrn zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt.«
Pechter Dan Turk machte Anstalten, etwas darauf zu erwidern, konnte sich aber offenbar nicht zwischen Zustimmung und Widerspruch entscheiden und wählte stattdessen eine Mischung aus Achselzucken und Nicken.
»Vielleicht sollten wir Yatol Wadon zum Zeichen, dass wir sein Ansinnen ablehnen, den Kopf dieses Mannes schicken?«, warf Tanalk Grenk erbost ein, während er Pechter Dan Turk mit düsterem Blick anstarrte, worauf dieser förmlich zu schrumpfen schien.
Doch Brynn ging sofort zu den beiden hinüber, schob sich zwischen sie und warf Tanalk Grenk einen missbilligenden Blick zu. »Wie denkt Ihr über die letzte Schlacht?«, wandte sie sich an Pechter Dan Turk. »Wem gehört Eurer Meinung nach Dharyan-Dharielle? Oder zieht Ihr es vor, den Namen Dharyan zu verwenden?«
Der Mann biss sich verlegen auf die Unterlippe.
»Nur raus mit der Sprache«, sagte Brynn. »Ihr habt mein Wort darauf, wenn Ihr ehrlich seid, müsst Ihr keine Konsequenzen fürchten.«
»Der rechtmäßige Name der Stadt lautet Dharyan-Dharielle«, sagte er schließlich. »So wurde es, zum Wohle unserer beiden
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