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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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spürte ihre Blicke und wusste, dass ihre innere Zerrissenheit ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
    »Wie mir das zuwider ist«, sagte sie.
    »Aber die Alternative dürfte dir noch viel mehr zuwider sein«, erklärte Pagonel.
    Brynn sah von der Karte auf und musterte ihren vertrauten Berater nachdenklich. In Gedanken hörte sie bereits die Schreie der Männer und Frauen, das Wiehern der völlig verängstigten Pferde. Vor ihrem inneren Auge sah sie bereits die Flammen hoch in den Himmel über Jacintha lodern.
    »Aydrian plant, die gesamte Welt zu erobern«, hörte sie Juraviel sagen.
    »Aydrian hat Lady Dasslerond vernichtet und wollte ganz Andur’Blough mit Verwüstung überziehen«, fügte der Elf einen Moment später hinzu.
    Brynn mochte weder seiner Argumentation noch der Aussage, dass ihrem ehemaligen Gefährten Einhalt geboten werden musste, widersprechen, aber die Gewissheit, dass sie über die Leichen Unschuldiger würde gehen müssen, um an ihn heranzukommen, tat ihr in der Seele weh.
    »Also gut, leuchten wir unseren Verbündeten den Weg«, sagte sie schließlich.
    Zwei Stunden vor dem Morgengrauen kletterten Brynn, Pagonel und Juraviel auf die Schultern des mächtigen Pherol, ehe der Drache hoch oben in den südöstlichen Gipfeln des Gebirgszuges absprang, seine Schwingen ausbreitete und sich den Winden anvertraute, die vor der steilen Felswand vom warmen Wasser des Ozeans aufstiegen. Pherol flog sehr tief, noch unterhalb der über dem Meer hängenden Nebelschicht, und glitt in einem allmählichen Schwenk nach Süden über die dunklen Fluten, dann die ganze Strecke in nordöstlicher Richtung wieder zurück. Plötzlich jagte er im Sturzflug über die Hafenanlagen von Jacintha hinweg, was bei den wenigen Menschen dort, die bereits auf den Beinen waren, ein panisches Geschrei auslöste. Sein Auftauchen kam so unerwartet, dass die Soldaten an der den Hafenanlagen zugewandten Stadtmauer nicht schnell genug alarmiert werden konnten und kaum jemand seinen Bogen gegen den am Himmel vorüberschießenden Drachen erhob.
    Als Erstes deutete Juraviel auf das mit Pech gefüllte Lagerhaus, und obwohl das Gebäude weitgehend aus Stein gebaut war, drang Pherols Feueratem bis ins Innere vor und setzte eine große Zahl der dort aufgestapelten Fässer in Brand.
    Das nächste Ziel erhob sich vor ihnen aus dem Dunkel, als sie ihren Flug mit Kurs auf die schwarze Silhouette des Gebirges fortsetzten, und diesmal hatte ihre Tiefflugattacke weit drastischere und unmittelbarere Wirkung. Berge trockenen Heus erwachten hinter Pherol zu feurigem Leben.
    Brynn sah sich nicht um, sie brachte es nicht über sich, und doch holten sie die Schreie fast augenblicklich ein.
    Der Drache, der an dem zerstörerischen Spektakel sichtlich Freude hatte, legte sich in die Kurve, so als wollte er noch einmal umkehren. Doch Pagonel schrie ihn an, er solle auf Kurs bleiben, und erinnerte ihn daran, dass die Waffen der Abellikaner zweifellos bereits auf ihn gerichtet wurden.
    Kurze Zeit später, sie waren längst wieder zwischen den Felsen des Gebirges, hielt Brynn es nicht länger aus. Sie trat bis an den Rand der Klippe und blickte hinab auf das schaurige Schauspiel der gewaltigen Flammen, die über der nördlichen Stadtmauer in den noch dunklen frühmorgendlichen Himmel schlugen. Der gesamte Horizont wurde von den Bränden in ein orangefarbenes Licht getaucht, und eine Wolke tiefschwarzen Qualms stieg in die Luft und breitete sich aus, bis sie die Sterne verdunkelte.
    Entschlossen verdrängte Brynn die Bedeutung dieses Anblicks aus ihren Gedanken. »Beim ersten Licht des Morgens rücken wir vor«, sagte sie zu ihren Gefährten. »Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihre Aufmerksamkeit auch weiterhin nach Westen richten.«
     
    Das erste Licht der Morgendämmerung erhellte kaum den Horizont, da sahen sich die Soldaten auf der Westmauer Jacinthas, deren Reihen sich wegen der zur Bekämpfung der wütenden Feuer abkommandierten Kameraden bereits stark gelichtet hatten, den berittenen Heerscharen des Drachen von To-gai gegenüber. Auf ihren gescheckten Ponys, den Kurzbogen griffbereit, hatten sie sich knapp außer Reichweite der behrenesischen Bogenschützen zum Angriff formiert.
    Nicht aber außer Reichweite der Katapulte, die, eines nach dem anderen, mächtige Geschosse auf die To-gai-ru schleuderten.
    Die Reiter waren jedoch viel zu beweglich, um einem solchen Beschuss zum Opfer zu fallen. Immer wieder gelang es ihnen, den Geschossen

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