Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
er hier erlitten hat, dürfte es eine ganze Weile dauern, ehe er es riskieren kann, sein Augenmerk noch einmal nach Süden und auf uns zu richten. Sobald der Machtkampf mit Prinz Midalis geklärt ist, wird To-gai den Sieger zu Gesprächen aufsuchen, um das soeben unterzeichnete Abkommen zu bekräftigen.«
»Ihr habt einen großen Erfolg für Euer Volk erzielt«, erklärte Grenk und verbeugte sich voller Respekt vor ihr. »Und das nicht zum ersten Mal.«
»Meine Bemühungen waren nicht mehr von Erfolg gekrönt als Eure«, erwiderte Brynn. »Euer mutiges Handeln und Eure Führungsstärke haben sehr zur Rettung Dharyan-Dharielles beigetragen und uns den Ausbruch aus der belagerten Stadt erst ermöglicht.« Sie hielt inne und sah zu Pagonel, dessen Gelassenheit ihr sofort neue Kraft verlieh. »Und aus diesem Grund lege ich die Führung To-gais voller Zuversicht in Eure fähigen Hände, Häuptling Tanalk Grenk«, fuhr Brynn fort, und vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben erweckte der mächtige Krieger der To-gai-ru den Eindruck, als würden seine Beine unter ihm nachgeben.
»Mylady?«, stammelte er.
»Mein Weg führt mich nach Norden«, erklärte Brynn. »Aydrian hat sich durch sein Verhalten zu meinem Feind gemacht. Solange er an seinem Irrweg festhält, kann ich nicht einfach ruhig nach Hause zurückkehren.«
»Ein Feind Brynn Dharielles ist auch ein Feind To-gais!«, erklärte Tanalk Grenk entschlossen.
Brynn schenkte ihm ein dankbares Lächeln und klopfte ihm auf die Schulter. »Aydrians Verbrechen an den Touel’alfar gehen außer mir keinen To-gai-ru etwas an. Ich bin ebenso eine Hüterin wie eine To-gai-ru. Ich könnte meine Krieger niemals bitten, mir über die Berge zu folgen, ich könnte niemals das Wohl To-gais aufs Spiel setzen, um Lady Dasslerond zu verteidigen, die für mich wie eine Mutter war. Wenn ich in den Norden gehe, um gegen Aydrian Krieg zu führen, dann deshalb, weil ich nicht anders kann. Euch vertraue ich die Führung unseres Volkes an – und ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Ihr Eure Sache hervorragend machen werdet. Ferner möchte ich Euch mein Pferd Nesty anvertrauen, an dem mir sehr viel liegt.«
»Was geschieht, wenn Ihr wieder zurückkehrt?«, fragte Grenk.
»Dann werde ich mir mein Pony wieder abholen, das ist alles«, antwortete Brynn. »Ich lege alle meine Ämter nieder. Sollte To-gai mich jemals wieder brauchen, werde ich zur Stelle sein, an Eurer Seite, aber nach meiner Rückkehr aus dem Bärenreich werde ich als Erstes …« Sie hielt inne und sah zu Pagonel, der ihr lächelnd zunickte.
»Ihr wollt für eine Zeit bei den Jhesta Tu leben, um dort Studien zu betreiben«, erkannte Grenk.
Brynn lächelte, ohne den Blick von dem Mystiker zu lösen. »Sofern mir das Glück beschieden ist, die Schicksalsprüfung gegen Aydrian zu überstehen«, erwiderte sie.
Als sie sich zu Tanalk Grenk umwandte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass er offenbar nicht die Absicht hatte, sie davon abzubringen. »Wenn ich es schaffe, To-gai auch nur ein halb so guter Diener zu sein wie Ihr, Brynn Dharielle, dann wird mein Name in die Legenden unseres Volkes eingehen«, sagte er und verbeugte sich tief, so tief, dass sein Gesicht beinahe den Boden zu berühren schien. Als er sich wieder aufrichtete, sah Brynn, dass Tränen in seinen dunklen Augen standen. »Mit Euch würde ich bis ans Ende der Welt reiten, gegen welchen Feind auch immer«, erklärte er. »Ihr könnt gar nicht ermessen …«
Brynn unterbrach ihn, indem sie auf ihn zutrat und ihn in die Arme schloss.
»Wenn es Euch nicht gäbe, könnte ich nicht fortgehen und tun, was ich tun muss«, sagte sie leise. »Ich verlasse To-gai im festen Vertrauen darauf, dass es sicher und in allerbesten Händen ist.«
Tanalk Grenk nickte, und Brynn schloss ihn noch einmal in die Arme. Dann verließ sie mit Pagonel das Feldlager und stieg von der Anhöhe zu der Stelle hinunter, wo Pherol wartete.
Der Drache legte einen Eifer an den Tag, der ihr große Sorgen bereitete.
»Er hat nichts anderes als den Tod verdient«, brachte er als Erklärung vor.
»Und das siehst du als deine Aufgabe an?«
Der Drache erschrak, und das leidenschaftliche Funkeln in seinen Reptilienaugen wurde deutlich matter. »Das übernimmt wohl besser ein anderer«, sagte er. »Ich ziehe es vor, über sein Königreich hinwegzufliegen und Städte in Brand zu setzen.«
»Kommt nicht in Frage«, erwiderte Brynn und schloss die Augen, um die von Pherols
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