Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
führen kann wie jener Landbruch, der To-gai von Behren trennt – und nehmt gefälligst zur Kenntnis, auf welcher Seite dieses Landbruchs Dharyan liegt.«
Er richtete sich zu voller Größe auf und stützte die Hände auf den Knauf seines Sattels, was ihm eine Haltung absoluter Selbstsicherheit verlieh, als er mit den Worten schloss: »Trefft also eine kluge Wahl.«
»Das habe ich bereits getan.«
Im Stillen beglückwünschte Pagonel sie zu ihrem Entschluss – und zu der Art, wie sie den halsstarrigen De Hamman abgefertigt hatte. Der Mann, noch vor wenigen Wochen, als Yatol Peridan ihn bis nach Jacintha gehetzt hatte, ein jämmerliches, greinendes Opfer, hatte sich zu einem die Sandwüste durchstreifenden Kriegsherrn mit enormem Selbstbewusstsein gemausert.
Der Mystiker begriff, dass er zu einer Gefahr geworden war, denn De Hamman war sich gewiss darüber im Klaren, dass die ihm drohende Schlacht, sollte er sich tatsächlich für ein gewaltsames Vorgehen entscheiden, sich als die bei weitem schwierigste seit dem Sturz Peridans und Tohen Bardohs erweisen würde. War sein Größenwahn schon so ausgeprägt, dass er es einfach darauf ankommen lassen würde?
Oder suchte er nach einer einfacheren Möglichkeit, den Sieg für sich zu reklamieren?
Noch während er darüber nachdachte, wanderten die Augen des Mystikers nervös umher und musterten forschend sämtliche Begleiter De Hammans. Daher war er nicht überrascht, als einer von ihnen, kaum dass De Hamman ihnen das Zeichen gegeben hatte, sich zu ihren Reihen zurückzuziehen, den Saum einer quer über seinem Sattel liegenden Decke ein kleines Stück anhob.
Instinktiv ließ Pagonel seine rechte Hand gegen Brynns Schulter schnellen und stieß die völlig verdutzte Frau seitwärts in den Sand. Neben ihrem protestierenden Ächzen vernahm der Mystiker noch das leise Klicken einer Armbrust eindeutig eine Waffe des Bärenreiches und der Abellikaner –, ehe er einen brennenden Schmerz in seinem Unterarm verspürte.
Ohne seine Wunde weiter zu beachten, stürzte sich Pagonel nach vorn. Sein Bein schnellte vor und streifte das Pferd, das sich protestierend aufbäumte, als der Angreifer an den Zügeln riss. Der Fuß des Mystikers traf den Mann in den Unterleib und stieß ihn rücklings aus dem Sattel.
Sofort drückte Yatol De Hamman seinem Pferd die Sporen in die Flanken, trieb es zu einem raschen Rückzug an und brüllte dabei mehrfach aus vollem Hals, er werde angegriffen. Sofort machten mehrere Krieger aus seinem Gefolge kehrt und ergriffen mit ihm zusammen die Flucht, drei andere jedoch stürzten sich auf Pagonel und Brynn.
Mittlerweile hatte sich Brynn wieder vom Boden erhoben. In einer einzigen fließenden Bewegung zog sie ihr Schwert blank und ließ die Klinge unmittelbar vor dem heranpreschenden Pferd in Flammen aufgehen. Das Tier bäumte sich auf, und Brynn schob sich mit einer schnellen Körperdrehung neben dessen Flanke, um es als Schild gegen einen zweiten Angreifer zu benutzen.
Der erste Krieger, der mit beiden Händen fest an den Zügeln seines verängstigten Pferdes riss, machte zunächst keinerlei Anstalten, sich gegen die plötzlich neben ihm auftauchende Brynn zur Wehr zu setzen. Einen Augenblick später aber zog er sein Schwert und hob es über den Kopf. Brynn schlug es zur Seite weg und stieß ihm die Klinge in die Leistengegend. Er schrie auf und verlor das Gleichgewicht, während sein Pferd mit großen Sprüngen das Weite suchte und so den Raum zwischen Brynn und dem zweiten Reiter freigab, der soeben mit seinem Speer ausholte, um ihn auf sie zu schleudern.
Nach seinem Fußstoß landete Pagonel leichtfüßig und schwang sich augenblicklich in den Sattel des herrenlosen Pferdes. Gekonnt riss er das Tier herum, um dem Angriff eines Reiters zu begegnen, der mit gesenktem Speer auf ihn zuhielt. Eine kaum merkliche Drehung und ein leichtes Anheben seines Körpers ließen den Speer unter Pagonels Arm hindurchgleiten, als der Reiter herandonnerte. Der Mystiker brachte seinen Arm über die Waffe, klemmte sie unter der Achsel ein und hielt sie dort mit einer Entschlossenheit fest, wie nur ein Jhesta Tu sie aufzubringen vermochte.
Der Reiter versuchte zu improvisieren. Er holte mit dem zweiten Arm aus und zielte mit einem schweren Morgenstern auf Pagonels Kopf. Doch der Jhesta Tu tauchte mühelos unter der unbeholfenen Attacke hinweg und konterte mit drei kurzen, wuchtigen Hieben. Dann riss er sein Pferd in die entgegengesetzte Richtung herum und zog
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