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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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sie.

11
    Wolfs Wagen stand auf einem der Anwohnerparkplätze. Wann hatte ihr Herz das letzte Mal so gehämmert, wenn sie ihn aufsuchte? Die aufkommende Angst schob sie beiseite. Vor was sollte ich Angst haben? Lächerlich. Vor Zurückweisung?
    Ihre Beziehung hatte sich verändert, das stimmte, aber Angst? „Denk nicht an so was, immer locker bleiben«, sprach sie sich Mut zu, während sie die Stufen nach oben in die Wohnung hinauf eilte. Unten in der Praxis war es still gewesen, also hatte Wolf im Augenblick kein Therapiegespräch. Doch gleich schlug die nächste volle Stunde an, zu der es durchaus sein konnte. Also blieb ihr womöglich wenig Zeit.
     
    Er saß oben im Arbeitszimmer an seinem schweren antiken Schreibtisch und starrte auf den Monitor seines Notebooks, als sie leise die Tür aufschob. Ohne, dass er es bemerkte, trat sie ein, lehnte sich an den Türrahmen und setzte ihr schönstes Lächeln auf, ehe sie ihm mit sanfter Stimme ein „Hallo« zuwarf. Wolf blickte sofort auf. Er verzog unmerklich seinen Mund, der Hauch eines milden Lächelns trat auf und verschwand sofort wieder. Gemächlich, ohne dass er  über ihr plötzliches Erscheinen ein Wort verlor, lehnte er sich in seinem Schreibtischsessel zurück und fuhr erst einmal in aller Ruhe mit gespreizten Fingern durch seine Kopfwolle.
    „ Da drinnen könnte sich längst wieder eine Schere austoben«, kommentierte Anke seine Geste, jedoch ohne die sonst übliche erheiternde Reaktion zu ernten. Stattdessen blickte er entschieden drein.
    „ Sieh an, die personifizierte Blamage.« Sein Schnauz zog sich noch weiter in die Breite. „Du hast dich schwer verändert, Anke, dein Gesicht scheint von Eifersucht zerfressen. Ich sehe tiefe, dicke Furchen darin wie in einem frisch gepflügten Acker.«
    Ankes Lächeln erstarb. Sie hasste es, von ihm gefoppt zu werden. „Blödmann«, zischte sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust und musterte ihn böse.
    „ Okay, es war Mist, aber ich bin auch nur ein Mensch.«
    Wolf lachte auf. „Was du nicht sagst. Ich dachte, du wärst nur Journalistin.«
    Anke hasste es ebenfalls, wenn er zynisch auf ihren Beruf anspielte. Es hatte eine Zeit gegeben, da fand er ihren Job aufregend, hatte ihr Hilfestellung gegeben und in vielen bedrohlichen Situationen tapfer an ihrer Seite ausgehalten. Macht sich allmählich der erhebliche Altersunterschied bemerkbar? Sie betrachtete ihn, wie er dasaß und sie durch seine dicke Randbrille anschaute. Ist man mit sechsundfünfzig alt und will nur noch seine Ruhe? Dann wäre ich in dreizehn Jahren auch so weit. Sie entschloss sich, nicht auf seine Stichelei einzugehen, konnte aber eine Bemerkung nicht unterdrücken, die dann auch noch ziemlich bissig daherkam.
    „ Wie lief‘s denn mit Frau von was weiß ich?«
    „ Dr. Babette von Preuen.«
    „ Du meine Güte, die Dame muss dich aber beeindruckt haben. War es mehr ihr Liebreiz oder ihre fachliche Kompetenz?«, konterte sie scharfzüngig.
    „ Du solltest nicht so über sie sprechen.«
    „ Was du nicht sagst«, äffte sie ihn in der Weise nach, wie es augenblicklich zuvor aus seinem Mund geklungen hatte.
    „ Ach, hören wir auf damit«, winkte er ab, verzog den Mund und schloss gequält die Lider.
    Anke blickte ihn entgeistert an. Es war wirklich kurios .„ Du«, betonte sie, »warst doch bisher immer derjenige, der alles gründlich aufbereitet zur Diskussion auf den Tisch haben wollte. Nichts unter den Teppich kehren war deine Devise, und jetzt?!«
    Sie kannte ihn nicht wieder. Und im nächsten Moment war sie einmal mehr verdutzt, als er zu allem Überfluss fragte:
    „ Was gibt es Anke, warum bist du hier?«
    Sein Ton klang, als ginge sie ihm schrecklich auf die Nerven. Das zog sie herunter wie tonnenschwerer Zement. In ihrer Brust führten tausend Nadeln einen wilden Tanz auf.
    „ Ich dachte bisher, ich wäre hier irgendwie auch zu Hause.«
    Anke merkte, wie sie langsam wütend wurde.
    „ Was willst du eigentlich? Du bist doch keinen Deut besser?«
    „ Doch«, raunzte sie trotzig, „möchtest du denn nicht wenigstens wissen, mit wem ich da war?«
    „ Nein!«
    „ Ich sag‘s dir aber trotzdem! Es war der Bruder von Laura Koll, die vor meinen Wagen gesprungen ist. Wir hatten etwas zu besprechen.«
    „ Wir hatten auch etwas zu besprechen«, gab Wolf zurück.
    „ Meine Güte bist du spießig!«
    Wieso hab ich das jetzt gesagt? Weil es für ihn ein Reizwort ist und mir nichts Besseres einfällt?
    Wolf lief rot an.
    „

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