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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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es keinen Zweifel: Diese Frau war unglücklich. Aber warum? Was geht mich das an? Was soll ich hier noch länger herumsitzen?
    Anke erhob sich umständlich, als wolle sie es hinauszögern. Vielleicht wird Laura doch noch etwas sagen, wenn sie bemerkt, dass ich gehen will. Anke blickte herunter auf die Frau im Bett. Ihr Gesicht regte sich und Anke zögerte, sich zu verabschieden. Gleich würde Laura sprechen, doch völlig unerwartet weinte sie stattdessen los wie ein kleines Kind. Erschrocken sackte Anke  auf den Stuhl zurück und griff spontan Lauras Hand. Die Kranke entzog sie ihr nicht, sondern blickte sie mit verwirrten Augen an.
    „ Wie heißen Sie noch mal?«
    „ Anke. Nennen Sie mich einfach nur Anke.«
    „ Ich muss nach Hause, Anke, dringend, aber sie lassen mich nicht.«
    „ Wenn Sie wieder gesund sind, kommen Sie bestimmt heraus«, beruhigte Anke sie in sanftem Ton. Es wirkte nicht.
    „ Sie müssen mich retten!«, forderte Laura schwach, während ihr die Tränen in die Mundwinkel rollten, „ich soll erst noch in eine psychiatrische Klinik, da komm ich nachher nicht mehr raus!« Die letzten Worte endeten fast in einem Schrei. Die Angst darin hallte in Ankes Ohren nach.
    „ Ich kann Sie nicht retten, aber Ihr Bruder ...«
    „ Ach!«, unterbrach Laura sie aufschluchzend.
    Dieses kleine einsilbige Wort enthielt so viel Verachtung, dass Anke für einen Augenblick den Atem anhielt. Entgegen ihrer sonstigen Unverfrorenheit hakte sie nicht nach, derart verblüfft war sie und schwieg betroffen. Kaum, dass sich Laura, nun eher wie ein ungezogenes Kind, festgeweint hatte, flog die Tür auf und eine füllige Gestalt in Schwesternkleidung erschien auf der Bildfläche. Anke sah die Krankenpflegerin an in der Erwartung, sie würde sich zu Lauras aufgelöstem Zustand in irgendeiner Weise medizinisch, sozial oder anderweitig äußern. Und es verschlug ihr glatt die Sprache, als Laura von einer Sekunde zur anderen wie umgewandelt schien. Noch ehe Anke sich versah, hatte sie die Tränen fortgewischt und lächelte die Schwester an, als würde sie das immer so halten.
    „ Und? Geht es Ihnen gut?«, fragte Melanie, deren Name dick und schwarz auf ihrem Ansteckschildchen unter dem Herzen stand. Am rechten Fleck.
    „ Mir geht es sehr gut, ich fühle mich prächtig und möchte bald nach Hause. Ich brauche diese Klinik nicht, glauben Sie mir.«
    Aha, daher weht der Wind. Anke hörte sich das an, ohne zu merken, dass ihr der Mund offen stand. Melanie lächelte wie jemand, der seine Pappenheimer kannte.
    „ Das entscheide ich doch nicht, meine Liebe, da müssen Sie mit dem Doktor reden.« Sie verabreichte Laura Tabletten und machte sich auf den Weg zur Tür. Da schrie Laura plötzlich los.
    „ Ihr seid alle verrückt hier!« Ich will nach Hause, ich verklage euch!«
    Dass Laura Koll ein Problem hatte, war Anke bewusst. Doch im Augenblick fragte sie sich, ob dieses Verhalten nur auf einer momentanen Instabilität von Lauras Stimmungslage zurückzuführen war? Ob die junge Frau ein raffiniertes Spiel trieb oder ob sie an einer ernst zunehmenden Psychose litt? Krankenschwester Melanie blieb unbeeindruckt in der Tür stehen, als würde sie alltäglich derartige Patientenauftritte erleben. Die Schwester öffnete ihren Mund und Anke wartete gespannt darauf, was sie jetzt sagen würde. Mit den knappen Worten: „Ich weiß, Frau Koll, Sie haben es nicht leicht!«, ließ sie die Patientin zurück.
     
    Kaum war die Tür hinter Melanie ins Schloss gefallen, weinte Laura abermals los. Sie spannte und verbog ihre Finger wie eine Krake und zitterte mit Armen und Händen. Immer noch sprachlos über diese völlige Umkehr schaute Anke ihr dabei fasziniert zu. Ist das nun ein Wutschauspiel oder weist die Frau schizophrene Symptome auf?
    „ Ich bin gleich wieder da«, murmelte Anke. Auf dem Flur holte sie die Krankenschwester ein und begleitete sie ein Stück. Nachdem Anke ihre Frage gestellt hatte, blieb Melanie stehen und sah sie mit gerunzelter Stirn an.
    „ Sind Sie eine Verwandte?«
    Anke war schon missgestimmt, bevor sie die Frage verneinte. Hätte sie bloß einfach ja gesagt. So musste sie sich etwas einfallen lassen.
    „ Ich will ehrlich zu Ihnen sein«, begann sie in vertrauensvollem Ton, „Frau Koll ist mir vor den Wagen gelaufen, und ...«
    „ Oh!«
    Die Augen der Krankenschwester weiteten sich, und Anke hatte den Eindruck, von ihr in einem anderen Licht gesehen zu werden. Es war aber Melanies Gesicht nicht abzulesen, ob in

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