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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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spurtete durch dunkle und schwach beleuchtete Straßen, vorbei an schlafenden Häusern, bis sie plötzlich auf die Rheinpromenade gelangte. Ein Fluss! Dass es der Rhein war, drang erst nach und nach in ihr Gedächtnis.
    Petra schaute in den Himmel, drehte sich im Kreis. Überall um sie herum schien im Morgengrauen am Horizont Feuer ausgebrochen zu sein. Das Firmament zeigte sich in einer kaum zu beschreibenden unendlichen Farbvielfalt eines Rottons. Petra wollte weiter, doch ihr Körper nicht mehr. Angestrengt schleppte sie einen Fuß vor den anderen die Rheinpromenade entlang. Sie ließ die dicht aneinander gebauten Häuser hinter sich, passierte die Ruder- und Kanusportanlage und stolperte vorwärts. Vor ihr tauchten die Spitzen der zwei eindrucksvollen dunklen Türme der Brücke von Remagen auf. Bald hatte sie die Unterführung des Gleisbettes erreicht. Mit einem Mal überrollte sie Schlag auf Schlag die Erinnerung. Sie kam in blitzenden, grellen Sekundenbildern. Als würde sie jemand an einem Gummiband befestigt in ihren Kopf schießen, das sogleich zurück flitschte. Sie konnte die Szenen nicht halten, so sehr sie sich auch anstrengte. Allmählich schien auch der Stahlpanzer in Auflösung. Ebenfalls die bisher sie völlig beherrschende Panik. Je mehr diese nachließ, umso grauenhafter breitete sich eine beklemmende Verzweiflung in ihr aus. Der bisher sie schützende Panzer schälte sich ab und von Schmerzen überrumpelt spürte sie das Blut durch ihren Körper pulsieren wie ein heißer Lavastrom. Ihre Fußsohlen brannten und stachen, als wäre sie über Glasscherben gelaufen. Jede Bewegung rief höllische Qualen in ihr hervor, ihr Unterleib schien eine einzige Feuerhölle zu sein. Bei jeder Rührung, und es wollte einfach nicht aufhören, lief ihr ein rotes Rinnsal die nackten Beine herunter. Alles an ihr schien klebrig. Auf ihrer Brust haftete die dünne Bluse wie angeleimt, verdreckt und rötlich befleckt. Die linke Brutwarze schickte stechende Impulse und sonderte ebenfalls Flüssigkeit ab. Sie schwitze und fror. Jäh bemerkte sie ihre Nacktheit und versuchte, ihre Scham abzudecken. War sie völlig allein auf der Welt? Einerseits war sie wegen ihrer Nacktheit froh darüber, andererseits wünschte sie sich Hilfe. Fragte sich, wieso sie hier war und wo sie herkam und warum sie unbekleidet war? Unverzüglich fügten sich mittels dieser Gedanken Bilder vor ihrem geistigen Auge zusammen. Ein Gang, eine Art langer Flur, ein verzerrtes Gesicht, das ihrem immer näher kam. Ekelhaft. Das Mädchen schüttelte sich. Von einem Moment auf den anderen jedoch war sie sich selbst überlassen, nachdem die Gestalt, zu der das Gesicht gehörte, wie ein Schatten durch eine Tür gewankt war. Vernebelte Szenen füllten weiterhin ihr Gehirn. Bis sie sich schließlich fragte, was mit ihr geschehen war? Warum konnte sie sich nur kaum und wenn, nur bruchstückhaft erinnern? Aber es musste etwas Schreckliches gewesen sein, das war ihr mittlerweile klar. Bei der Vermutung begannen ihre Wangen zu brennen, eine kochend heiße Welle brodelte zusätzlich zu den anderen Qualen durch ihren Körper. Der Flur, den sie entlang gerannt war, einfach nach vorne, formte sich erneut in ihrem Kopf. Die dunkle Gestalt in ihrem Rücken, die überlaut kreischende Stimme. Stehen bleiben! Stehen bleiben!
    „ Mir ist so unendlich kalt, Mama.«
    Petra befand sich mittlerweile unter der Brücke der Rheinpromenade, dem Reststück des Gleisbettes, das noch einige Meter über das Rheinufer hinaus auf den Fluss ragte, und taumelte auf die Bank darunter an der Mauer zu. Mit einer merkwürdigen Sicherheit spürte Petra, dass sie nicht mehr die Zeit hatte, um erwachsen zu werden. Sie fror auf so unnatürliche Weise und die Kälte schien ihre Lungen zu sprengen, als würde sie Eissplitter einatmen, während sie unkontrolliert zitterte und zuckte. „Mir ist so kalt, so kalt, Mama.«
    Unvorbereitet blitzte ein Gesicht vor ihr auf, das ihr so abscheulich nahe war, um dann wieder grinsend zurückzuweichen. Eine Hand sah sie, die etwas in die Höhe hielt, und kurze Zeit später spürte sie den Gegenstand in ihrem Körper. Das Bild wollte sich nicht aus ihrem Gedächtnis tilgen lassen. Auch ihr Aufschrei konnte es nicht verjagen. Erst das Gesicht der Mutter, das sich das junge, unfertige Mädchen herbeiträumte, verjagte alles Grauenhafte aus ihrem Kopf. Es fühlte sich auf seltsame Weise sanft geborgen und aufgefangen, denn Mutter lächelte sie an und breitete die Arme

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