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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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fürchtete, Laura würde neuerlich losheulen. Aber stattdessen begannen ihre Augen, zu glitzern. Ein idiotisches Lächeln verzog ihren Mund. Sie fing an zu kichern wie ein verliebter Teenager, während sie ihren Kopf schüttelte, als klebe ein fettes Insekt darauf. Ratlos schaute Anke ihr zu, bevor sie ohne viel Hoffnung ihre nächste Frage stellte.
    „ Wissen Sie vielleicht, wann Klaus Nett von seiner Reise zurückkommt?«
    Schlagartig wurde Lauras Gesicht ernst.
    „ Ich hoffe, nie!«
    Den scheint sie ebenfalls nicht leiden zu können. Anke war nahe daran, nachzufragen, warum? Im nächsten Augenblick entschloss sie sich allerdings für die Frage aller Fragen.
    „ Was ist mit Ihrer Mutter, Laura?«
    Stille senkte sich über den Raum. Lauras Augen schlossen sich und ihr Gesicht verlor innerhalb Sekunden jegliche Regung. Fasziniert von diesem wechselnden Minenspiel starrte Anke sie an. Beobachtete wie Laura ihre Unterlippe vorschob gleich einem trotzigen Mädchen, das nicht wusste, wie es reagieren sollte. Anke wartete.
    „ Meine Mutter?«, wiederholte Laura gedehnt und nach längerer Zeit des Schweigens, „wie kommen Sie denn auf meine Mutter?«
    „ Sie lebt doch noch, oder?«, preschte Anke vor.
    Laura lachte los, als würde sie gekitzelt. Ruckartig saß sie im Bett.
    „ Ach, Sie meinen meine Tante. Sie ist verrückt, glaubt, wir wären ihre Kinder. Wir nennen sie manchmal Mutter.«
    Das klingt logisch. Trotzdem blieb ein seltsames Gefühl in Anke zurück. Sie sah sich in Gedanken abermals am Zaun stehen. Konzentrierte sich darauf, wie innig Fabio das Wort „Mutter« ausgesprochen hatte. Für sie hatte es in dem Moment absolut überzeugend geklungen.
    Kann man so inbrünstig eine Frau Mutter nennen, die es nicht ist?
    „Ihre Mutter ist Italienerin, nicht wahr?«
    Laura sah sie merkwürdig an, und wie es Anke vorkam, schien die zierliche Frau reichlich verstört zu sein. Ein lang gezogenes Nein kam über Lauras Lippen. „Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater war ..., jetzt weiß ich nicht mehr.« Laura schlug sich auf den Mund. „Oh ..., ich weiß nicht mehr, was wir abgemacht hatten.«
    Abgemacht?
    „ Was und mit wem denn abgemacht?«
    Anke hatte ihre Stimme wie beiläufig klingen lassen.
    „ Fabio schimpft mit mir, wenn ...«, Laura brach ab und schien an der Decke nach weiteren Worten zu suchen. „Wir heißen doch Koll, das ist ein deutscher Nachname.« Sie lächelte verzerrt. „Ich komme völlig durcheinander.«
    Ich bald ebenfalls. Es wäre unfair, weiter zu forschen. Laura schien tatsächlich völlig neben sich zu stehen. Aber Anke hakte nochmals nach. „Und das tote Mädchen kannten Sie in der Tat nicht? Ich meine nur, weil Sie davon anfingen?«
    „ Irgendwie nicht.«
    Was ist denn das jetzt wieder für eine Antwort?
    „Es hätte meine Tochter sein können.«
    „ Wo lebt Ihre Tochter, Laura?«
    Diese Frage schien Lauras Tränendrüsen zu öffnen. In Strömen flutete es über ihr Gesicht.
    Wie viele Tränen hat diese Frau noch?
    Die Stimme einer Schwester, die unbemerkt ins Zimmer getreten war, ließ Anke zusammenschrecken. Jäh erhob sie sich von der Bettkante.
    „ Gehen sie jetzt bitte, die Patientin braucht Ruhe«, bat die Schwester sie, ehe sie Laura fragte. „Was ist passiert? Haben Sie sich aufgeregt, Frau Koll? Sie sollten vielleicht mal aufstehen und ein wenig sitzen.«
    Anke lächelte Laura zu und wandte sich zum Gehen.
    „ Anke!«
    Sie drehte sich zum Bett. Laura tat ihr unendlich leid, wie sie dasaß, tränenüberströmt, mit einem leidenden Kindgesicht, das jedes noch so harte Herz erweichen musste. Anke folgte dem Zeigefinger, der sie zurück ans Bett holte und andeutete, sich nochmals hinzusetzen. Rasch warf Anke der Schwester einen abschätzenden Blick zu. Doch sie verhielt sich still und schien abzuwarten, was geschehen würde. Zaghaft, als könne das Bett unter ihr nachgeben, ließ sich Anke darauf nieder und neigte Laura ihren Kopf entgegen, die mühsam versuchte, sich so weit vorzubeugen, bis ihre Lippen dicht genug waren.
    „ Meine ... meine Tochter ist auch ...«, flüsterte Laura, bekam plötzlich weite Augen, als würde ihr bewusst, was sie sagen wollte, brach ab und setzte ein albernes Lachen nach, „... aber nicht weitersagen.«
    „ Was soll ich nicht weitersagen«?, fragte Anke irritiert. „Was wollten Sie mir von Ihrer Tochter mitteilen.«
    „ Psst...«, meinte Laura, während sie kurz einen Finger auf ihre Lippen legte. „Aber bitte nur nicht

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