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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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was?« Auch wenn er gelangweilt sein mochte, hatte Conphas ein feines Ohr für Kränkungen.
    »Er hat Euch vom Treffen ausschließen wollen, weil er befürchtete, der Hochmeister werde Eure Unerfahrenheit in diesen Dingen ausnutzen…«
    »Ausschließen? Mich?« Conphas sah den alten Mann entsetzt an und wollte ihm nicht recht glauben. Spielte Skeaös etwa ein Spiel? Wollte er Groll schüren?
    Vielleicht war das ja schon wieder eine der Bewährungsproben, vor die ihn sein Onkel stellte…
    »Doch wie gesagt«, fuhr Skeaös fort, »all das ist nicht mehr aktuell – darum bringe ich Euch ja auf den Stand der Dinge.«
    »Verstehe«, antwortete Conphas skeptisch. Was mochte der alte Narr im Schilde führen? »Sag mal, Skeaös – worum geht’s bei diesem Treffen überhaupt?«
    »Worum es geht? Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht, Herr Oberbefehlshaber.«
    »Den Sinn und Zweck des Treffens will ich wissen. Was hofft mein Onkel bei Eleäzaras und den Ainoni zu erreichen?«
    Skeaös runzelte die Stirn, als sei die Antwort so sonnenklar, dass die Frage eigentlich nur spöttisch gemeint sein konnte. »Es geht darum, dass die Ainoni dem Vertrag, der die im Heiligen Krieg zurückeroberten alten Provinzen Nansurs dem Kaiserreich garantiert, ihre Unterstützung zusichern.«
    »Und falls sich Eleäzaras als so unnachgiebig wie zum Beispiel der Graf von Agansanor erweist – was dann?«
    »Bei allem Respekt, Mylord, ich bezweifle doch sehr…«
    »Falls, Skeaös, falls – was dann?« Conphas war seit seinem sechzehnten Lebensjahr im Heeresdienst. Wenn er wollte, konnte er einen Ton anschlagen, der Männer die Hacken zusammenknallen ließ.
    Der alte Berater räusperte sich. Conphas wusste, dass Skeaös sehr viel Mut besaß, wenn es darum ging, sich auf bürokratischem Wege durchzusetzen, dass ihm in der direkten Konfrontation aber jeder Schneid fehlte.
    Kein Wunder, dass sein Onkel so große Stücke auf seinen Berater hielt.
    »Wenn Eleäzaras den Vertrag verschmäht?«, wiederholte der alte Mann. »Dann verweigert der Kaiser ihm die Lebensmittel – genau wie allen anderen.«
    »Und wenn der Tempelvorsteher verlangt, dass mein Onkel die Scharlachspitzen versorgt?«
    »Bis dahin ist der Gemeine Heilige Krieg längst vernichtet – das jedenfalls… nehmen wir an. Maithanets Hauptproblem ist nicht die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern die Frage, wer künftig das Heer führt.«
    »Und wer wird das sein?« Conphas hatte jede seiner Fragen direkt im Anschluss an die Antwort des Skeaös ausgestoßen, wie es mitunter bei Verhören vorkommt. Der alte Mann wirkte allmählich verunsichert.
    »Ihr… der Leu… der Löwe vom Kiyuth.«
    »Und um welchen Preis?«
    »Um den des Vertrags – der eidesstattlichen Versicherung, dass das Kaiserreich die alten Provinzen zurückerhält.«
    »Also stehen und fallen die Pläne meines Onkels mit mir, stimmt’s?«
    »Ja, Herr Oberbefehlshaber.«
    »Dann sag mir doch, lieber, alter Skeaös, warum mein Onkel mich, mich von seinen Verhandlungen mit den Scharlachspitzen hätte ausschließen sollen!«
    Der Oberste Berater verlangsamte seinen Schritt und betrachtete die überladenen Spiralornamente, die in die Teppiche zu ihren Füßen gestickt waren. Statt zu sprechen, rang er die Hände.
    Conphas lächelte anzüglich. »Du hast gelogen, Skeaös, stimmt’s? Die Frage, ob ich an dem Treffen mit Eleäzaras teilnehmen soll, ist nie aufgetaucht, richtig?«
    Als der Alte nicht antwortete, packte Conphas ihn an den Schultern und funkelte ihn zornig an. »Muss ich meinen Onkel danach fragen?«
    Skeaös sah ihm einen Moment lang in die Augen und blickte dann zu Boden. »Nein. Nicht nötig.«
    Conphas ließ ihn los und strich ihm mit verschwitzten Handflächen die Seidenrobe glatt.
    »Was für ein Spiel spielst du eigentlich, Skeaös? Hast du gedacht, indem du meine Eitelkeit verletzt, kannst du mich dazu bringen, gegen die Interessen meines Onkels zu handeln? Gegen meinen Kaiser? Versuchst du, mich aufzuwiegeln?«
    Der Berater schien nun eindeutig in Panik. »Nein, wirklich nicht! Ich bin ein alter Narr, und meine Tage auf Erden sind gezählt. Ich freue mich des Lebens, das die Götter mir geschenkt haben. Ich schwelge in der Erinnerung an die süßen Früchte, die ich genossen, und an die großen Männer, die ich gekannt habe. Und auch wenn ich weiß, dass Ihr es kaum glauben werdet: Ich bin sogar begeistert, noch mit ansehen zu dürfen, wie Ihr zu Ruhm und Ehre kommt! Doch der Plan Eures Onkels, einen

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