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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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jede Nacht auf dich einstürmen. Du und deine Kollegen – ihr durchlebt jene Mythen, die wir mit der Kindheit ablegen. Wie könnte ich das nicht achten? Doch was immer ich an der Person Maithanet zu kritisieren haben mag, hat mit meiner Ehrfurcht vor dem Amt des Tempelvorstehers und meiner Ergebenheit gegenüber dem Funktionsträger Maithanet nichts zu tun. Was du da sagst – die ›Möglichkeit‹, die du mich da zu bedenken bittest –, ist gotteslästerlich. Hast du das verstanden?«
    »Nur zu gut.«
    »Hast du also mehr in petto? Mehr als deine Alpträume, meine ich?«
    Ja, Achamian hatte mehr zu bieten – etwas, das ihm so sehr fehlte:
    Inrau. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »In Sumna ist einer unserer Kundschafter…« – er schluckte – »… einer meiner Kundschafter ermordet worden.«
    »Sicher einer, der Maithanet ausspionieren sollte…« Proyas seufzte und schüttelte dann bekümmert den Kopf, als würde er sich damit abfinden, dass gleich unverblümte und womöglich verletzende Worte fallen würden. »Sag mal, Achamian – welche Strafe steht eigentlich darauf, die Tausend Tempel auszukundschaften?«
    Der Hexenmeister blinzelte. »Die Todesstrafe.«
    »Und das…«, donnerte Proyas, »… das wagst du mir vorzusetzen? Einer deiner Kundschafter wird – oh Wunder! – wegen geheimdienstlicher Tätigkeit hingerichtet, und du vermutest gleich, Maithanet, der beste Tempelvorsteher seit Generationen, steckt mit den Rathgebern unter einer Decke? Das sind also deine Verdachtsmomente? Glaub mir eines: Wenn ein Kundschafter der Mandati mal Pech hat, braucht das nicht…«
    »Ich hab noch mehr!«, protestierte Achamian.
    »Na, das müssen wir uns natürlich unbedingt anhören! Was ist es diesmal? Hat dir ein Säufer eine Schauergeschichte eingeflüstert?«
    »Damals in Sumna, als ich Euch Maithanets Knie habe küssen sehen .«
    »O ja, natürlich, lass uns darüber sprechen! Ist dir eigentlich klar, welchen Skandal…«
    »Er hat mich erkannt, Proyas. Er hat gemerkt, dass ich ein Hexer bin!«
    Das ließ den Prinzen kurz zögern, doch schon ging es weiter: »Meinst du etwa, das wüsste ich nicht? Ich war doch dabei, Akka! Offensichtlich hat er – wie viele große Tempelvorsteher vor ihm – die Gabe, die Wenigen zu erkennen. Na und?«
    Achamian war platt.
    »Und?«, wiederholte Proyas. »Das bedeutet doch nur, dass er – anders als du – den Pfad der Rechtschaffenheit gewählt hat.«
    »Aber…«
    »Aber was?«
    »Die Träume… Sie sind in letzter Zeit noch heftiger gewesen.«
    »Ach ja, wieder mal zurück zu den Alpträumen…«
    »Es geht etwas vor, Proyas. Das weiß ich. Das spüre ich!«
    Der Prinz schnaubte verächtlich. »Und damit kommen wir zum Wesentlichen – stimmt’s?«
    Achamian konnte nur erstaunt dreinblicken. Da war noch was… etwas, das ihm partout nicht einfallen wollte… Wann war er bloß so ein alter Trottel geworden?
    »Zum Wesentlichen?«, gelang es ihm zu fragen. »Und das wäre?«
    »Der Unterschied zwischen dem, was man weiß, und dem, was man spürt. Zwischen Wissen und Glauben.« Proyas griff nach seinem Glas und stürzte den Wein durch die Kehle, als wollte er ihn bestrafen. »Ich erinnere mich, dich einmal nach Gott gefragt zu haben, vor vielen Jahren. Weißt du noch, was du mir da geantwortet hast?«
    Achamian schüttelte den Kopf.
    »›Ich hab viel über ihn gehört‹, hast du gesagt. ›Aber ich bin ihm nie begegnet.‹ Erinnerst du dich noch daran? Weißt du noch, wie übermütig ich daraufhin rumgesprungen bin und wie sehr ich gelacht habe?«
    Achamian nickte und lächelte matt. »Diese Worte habt Ihr dann wochenlang pausenlos wiederholt. Eure Mutter kochte vor Zorn. Ich wäre entlassen worden, wenn nicht Xin…«
    »Xinemus befreit dich einfach immer wieder aus misslichen Lagen«, sagte Proyas und grinste den Marschall an. »Dir ist doch klar, dass du ohne ihn keinen einzigen Freund auf der Welt hättest?«
    Ein plötzlicher Reiz in der Kehle machte Achamian eine Antwort unmöglich. Er blinzelte, weil seine Augen brannten.
    Nein… Bitte nicht hier.
    Marschall und Prinz musterten ihn so verlegen wie besorgt.
    »Doch wie auch immer«, fuhr Proyas zögernd fort, »mir geht es um Folgendes: Was du damals über meinen Gott gesagt hast, gilt heute für deine Rathgeber. Du hast nur Gerüchte. Glaube. Alles, worüber du redest, entbehrt selbst des kleinsten Beweises.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Die Stimme des Prinzen wurde hart. »Glaube ist zur

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