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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Gesellschaft entschuldigen, in die ich geraten bin«, sagte der Hochmeister mit einer wegwerfenden Bewegung seiner langen, schmalen Hand, die der gaffenden Menge galt. »Ein ungewöhnlicher Anblick reizt immer, fürchte ich.«
    »Und gern zum Widerspruch«, gab Achamian ungerührt zurück. So erstaunlich dieser unverhoffte Besuch auch sein mochte: Die Scharlachspitzen waren keine Freunde der Mandati, und Achamian sah keinen Grund, warum er so tun sollte, als wäre es anders.
    »Stimmt. Ich habe gehört, Ihr seid mit der Logik des Ajencis bestens vertraut. Die Mitglieder des Mandati-Ordens gelten unter den Philosophen ja als wahre Elite – wusstet Ihr das?«
    Typischer Ainoni, dachte Achamian verdrossen.
    »Wir haben das Kuchenbüfett bisher jedenfalls vor Plünderern schützen können, wenn Ihr das meint.«
    Eleäzaras schüttelte den Kopf. »Bildet Euch nur nichts ein. Einbildung hat sich noch nie gut mit Märtyrertum vertragen, und daran wird sich auch künftig nichts ändern.«
    »Ich hab beides immer für ein und dasselbe gehalten.« Der Mob ringsum war wieder unruhig geworden, und Achamian musste lauter sprechen.
    Die Lippen des Hochmeisters wurden schmal und bekamen etwas Griesgrämiges. »Ihr seid ein schlauer Mann. Ein schlauer kleiner Mann. Sagt mir – wie kommt es, dass Ihr nach all den Jahren immer noch Außendienst schiebt? Seid Ihr jemandem dumm gekommen? Nautzera vielleicht? Oder habt Ihr den kleinen Proyas mit Euren Ideen verdorben? Hat das Haus Nersei Euch darum vor vielen Jahren die Koffer packen lassen?«
    Achamian war sprachlos. Sie hatten seine Vergangenheit recherchiert und möglichst viele schmerzliche Tatsachen und böse Gerüchte zusammengetragen. Dabei hatte er geglaubt, er wäre es, der sie beobachtete!
    »Ah… «, sagte Eleäzaras. »Ihr habt nicht erwartet, dass ich so taktlos wäre, was? Unverblümtheit hat – da könnt Ihr sicher sein – erhebliche Vorteile…«
    »Ihr dreckigen Schufte!«, schrie einer aus der Menge, und andere schlossen sich ihm an. Achamian blickte sich um und sah, dass die Soldaten des Marschalls ihre Stellung erneut mühsam verteidigen mussten. Viele Inrithi drängten gegen ihre untergehakten Arme und riefen ordinäres Zeug.
    »Vielleicht sollten wir uns ins Zelt des Marschalls zurückziehen«, sagte Eleäzaras.
    Achamian fing den wütenden Blick von Xinemus auf, der hinter dem Hochmeister stand.
    »Das geht nicht.«
    »Verstehe.«
    »Was wollt Ihr, Eleäzaras?« Xinemus hatte Achamian dringend gebeten, das Treffen zu beenden, ehe es überhaupt begonnen hatte, aber das konnte er nicht tun. Schließlich sprach er hier nicht nur mit dem mächtigsten Hexenmeister der Scharlachspitzen, sondern auch mit dem Mann, der für seinen Orden den Vertrag mit Maithanet ausgehandelt hatte. Vielleicht wusste Eleäzaras, wie der Tempelvorsteher von ihrem Krieg gegen die Cishaurim erfahren hatte. Und vielleicht würde er diese Information gegen das tauschen, was er wissen wollte.
    »Was ich will?«, meinte der Hochmeister. »Eigentlich möchte ich nur Eure Bekanntschaft machen. Falls Ihr es noch nicht bemerkt habt: Wir Ordensleute sind hier etwas…« – sein Blick schnellte zur grollenden Menge der Inrithi und sprang sofort zu Achamian zurück – »… fehl am Platz… Jnan verlangt unsere Verbindung.«
    »Wie es offenbar auch ermüdende Unklarheiten verlangt.«
    Der Hochmeister lächelte. »Aber keinen Spott. Unter keinen Umständen. Den Fehler machen nur halbgebildete Musterknaben. Echte Virtuosen des Jnan lachen über andere nie mehr als über sich selbst.«
    Dieser dämliche Ainoni.
    »Was wollt Ihr, Eleäzaras?«
    »Eure Bekanntschaft machen, wie gesagt. Ich wollte den Mann treffen, der meine Einschätzung der Mandati von Grund auf verändert hat… Wenn ich daran denke, dass ich Euren Orden mal für den sanftmütigsten gehalten habe!«
    Jetzt war Achamian wirklich verblüfft. »Wovon redet Ihr?«
    »Ich habe gehört, Ihr seid erst neulich noch in Carythusal gewesen.«
    Geshrunni. Sie waren Geshrunni auf die Spur gekommen.
    Hab ich auch dich umgebracht?
    Achamian zuckte die Achseln. »Tja, euer Geheimnis ist gelüftet – ihr führt Krieg gegen die Cishaurim.« Warum missgönnten sie ihm dieses Wissen nur, obwohl sie ihre Auseinandersetzung durch die Beteiligung am Heiligen Krieg doch öffentlich gemacht hatten? Dahinter musste mehr stecken…
    Die Gnosis? Lenkte Eleäzaras ihn nur ab, während andere seinen Abwehrzauber ergründeten? War das nur das dreiste Vorspiel

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