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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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geheimen Gremien aller Gruppen Leute, die der Wirklichkeit schonungslos ins Auge sehen, was Maithanet mit seiner Macht anfangen wird. Wem wird er den Heiligen Krieg erklären? Den Fanim und ihren Cishaurim-Priestern? Oder denen, über die in der Chronik der Stab gebrochen wird, also den Orden? Noch nie haben sich in Sumna so viele Kundschafter aufgehalten wie jetzt. Sie umkreisen den Heiligen Bezirk wie Geier ein waidwundes Tier. Das Haus Ikurei und die Scharlachspitzen suchen nach Wegen, Maithanets Vorstellungen mit ihren eigenen in Einklang zu bringen. Die Kianene und die Cishaurim verfolgen noch seine kleinsten Handlungen mit wachsamen Augen, denn sie fürchten, dass er sie angreift. Sie alle, Inrau, haben Kundschafter nach Sumna geschickt, um entweder die Gefahr für die eigene Gruppe auf ein Minimum zu reduzieren oder die Möglichkeiten der Situation optimal auszunutzen. Nur die Mandati stehen außerhalb dieses erbärmlichen Zirkels.«
    Eine alte Taktik, angewandt mit dem Mut der Verzweiflung. Wer Informanten anwirbt, muss den Eindruck erwecken, es gehe nicht um Verrat, sondern um eine höhere Art von Treue. Zusammenhänge – man muss den Menschen größere Zusammenhänge geben, mit deren Hilfe sie ihren Verrat eskamotieren können. Ein Kundschafter, der Mitarbeiter anwirbt, muss in erster Linie ein guter Geschichtenerzähler sein.
    »Ich weiß«, sagte Inrau und musterte angestrengt seine rechte Handfläche. »Das weiß ich doch.«
    »Und wenn irgendwo eine geheime Gruppe enttarnt wird«, meinte Achamian, »dann hier. Alle Gründe, die du mir für deine Ergebenheit Maithanet gegenüber genannt hast, sind zugleich Gründe dafür, dass die Mandati die Tausend Tempel observieren müssen. Wenn sich die Rathgeber aufstöbern lassen, Inrau, dann hier.«
    In gewisser Hinsicht hatte Achamian nur ein paar unstrittige Gedanken geäußert, für Inrau damit aber eine Geschichte heraufbeschworen, auch wenn der junge Mann das nicht zu durchschauen vermochte. Von allen Tempelpriestern der Hagerna – so lautete diese Geschichte – wäre Inrau der Einzige, der den größeren Zusammenhang sah und aus Gründen handelte, die nicht provinziell waren oder auf Selbsttäuschung beruhten. Die Tausend Tempel waren gut, aber vom Pech verfolgt. Man musste sie vor ihrer eigenen Unschuld schützen.
    »Aber die Rathgeber…«, begann Inrau und musterte Achamian mit schmerzerfülltem Blick. »Was ist, wenn es sie nun wirklich nicht mehr gibt? Wenn ich das, worum du mich bittest, vergeblich tue, Akka? Dann gnade mir Gott!« Als fürchtete er sofortige Vergeltung, blickte er sich ängstlich um.
    »Die Frage, Inrau, lautet aber: Was, wenn es sie doch…«
    Achamian hielt inne, als er die erschrockene Miene seines Gegenübers sah. »Was ist los?«
    »Sie haben mich bemerkt.« Er schluckte vernehmlich. »Die Tempelritter hinter mir… von dir aus links.«
    Achamian hatte die Ritter kurz nach seiner Ankunft eintreten sehen, doch nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie nicht zu den Wenigen gehörten, hatte er kaum auf sie geachtet. Warum auch? Bei Missionen wie dieser war es normalerweise vorteilhaft, aufzufallen, denn nicht der Prahlhans, sondern der Schleicher erregt Misstrauen.
    Er riskierte einen Blick zu dem Tisch, an dem die drei Ritter unter dem Lichtkegel einer kleinen Lampe saßen. Einer von ihnen, ein stämmiger Kerl mit flauschigem Haar, hatte noch immer sein langes Kettenhemd an, doch die anderen trugen – wie Inrau – das mit Gold besetzte Weiß der Tausend Tempel, wobei ihr Gewand aber eine seltsame Mischung aus Soldatenuniform und Priesterrobe war, wie es nur die Tempelritter trugen. Der Mann im Panzerhemd zeichnete mit einem Hühnerknochen Figuren in die Luft und schien leidenschaftlich damit beschäftigt, dem Kameraden gegenüber etwas zu beschreiben – eine Frau vielleicht oder eine Schlacht. Zwischen beiden saß ein Mann, dessen Miene die lässige Arroganz der oberen Kasten spiegelte; er erwiderte Achamians Blick und nickte.
    Dann stand er auf, ohne seinen Kameraden auch nur ein Wort zu sagen, und kam mit großen Schritten auf den Tisch der Freunde zu.
    »Einer von ihnen kommt zu uns rüber«, sagte Achamian und schenkte sich noch ein Glas Wein ein. »Sei ängstlich, still oder was du willst, aber überlass mir das Reden, kapiert?«
    Inrau nickte atemlos.
    Auf seinem Weg ließ der Tempelritter die Tische der anderen Gäste mit überheblicher Miene links liegen und hielt nur einmal an, um einen torkelnden Fuhrmann mit

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