Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
Vom Netzwerk:
breitkrempigen Hutes lag. Auf der Mitte seiner Brust glänzte eine Würdenkette mit einem schweren, edelsteinbesetzten Kreuz, das Teile eines roten Wappenraben verdeckte. Im Schein seiner Fackel konnte man nun auch sein totenbleiches, dünnhäutiges Gesicht, das von bläulichen Adern durchzogen war, erkennen. Unterhalb der Augen, die aus tiefen Höhlen stechend auf die beiden Gefangenen blickten, sprang eine schnabelgleiche Nase spitz hervor. Eingerahmt wurde das Antlitz von faserigem, gräulichem Haar, das spärlich unter dem Hut bis über die großen Ohren hervorkroch.
    Stumm ließ der hagere Unbekannte seine Blicke im Raum umherschweifen, fast ohne den Kopf zu bewegen. Dann fragte er mit zischender, heiserer Stimme und in gebrochenem Deutsch: „Glaubt ihr an Gott?“
    Robert und seine Mutter schauten sich erschrocken an. Was für eine Frage! Fast unmerklich schob sich Margarethe Graychen ein wenig vor ihren Sohn und sagte fest: „Selbstverständlich glauben wir an Gott unseren Herrn, Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, und Seine Heiligkeit, den Papst, seinen rechtmäßigen Vertreter auf Erden! Soll ich Euch das Vaterunser zum Beweis beten?“, fügte sie herausfordernd hinzu.
    Der Mann lächelte kalt. Diese Frau war die Mutter von Berthold. Es war also nicht verwunderlich, dass er Mut und Unverfrorenheit mitbekommen hatte. In einem anderen Stand hätten sie es damit vielleicht weit gebracht.
    „Ich bin Monsignore Sarenno di San Pietro“, überging er Margarethes spitze Bemerkung, „offizieller Ratgeber und geheimer Legat Seiner Heiligkeit Papst Pius II. und von diesem dazu berufen, bestimmte Dinge in Ordnung zu bringen, die nicht seinem und damit auch nicht Gottes Willen entsprechen.“
    Die beiden Gefangenen waren überrascht und hin- und hergerissen zwischen standesgemäßer Ehrfurcht und Angst vor diesem Mann.
    „Warum sind wir hier?“, fragte Margarethe Graychen.
    „Ich denke, diese Frage kannst du dir selbst beantworten. Es geht um deinen anderen Sohn. Ich muss wissen, wo sich Berthold aufhält, er schwebt in großer Gefahr.“
    „Was kümmert einen Legaten des Heiligen Vaters in Rom das Schicksal eines Hübnersohnes?“, fragte Margarethe Graychen fordernd. „Warum dieser Aufwand? Wo sind wir hier und in welcher Gefahr schwebt Berthold?“
    Sarenno di San Pietro trat einen schnellen Schritt auf sie zu und zischte wütend: „Es ist nicht an dir, Fragen zu stellen, Weib! Überspann den Bogen nicht mit deinem großen Maul. Du willst Dinge wissen, die du nicht verstehst und die dich nichts angehen. Dein Sohn weiß zu viel und ist deswegen in Gefahr. Ich muss ihn finden und vor Schlimmeren bewahren. Wo ist er?“
    „Ihr meint nicht, Berthold sei in Gefahr, sondern er sei selbst eine Gefahr – und zwar für Euch“, sagte Margarethe in ruhigem Ton, „das ist die Wahrheit! Ihr könnt mir nichts vormachen!“
    Die Augen des Mannes begannen gefährlich zu funkeln und mit einem Satz, den man seiner knochigen Gestalt nicht zugetraut hätte, war er bei Robert, riss ihn nach oben und würgte ihn am Hals. Heiser schrie er: „Wie viele Söhne willst du behalten, Margarethe Graychen, einen oder keinen? Was stellst du dich so dumm? Warum denkst du wohl, dass ich Bertholds habhaft werden muss? Er hat eine Gabe, die ich gut und gerne selbst für meine Zwecke benötige – für eine überaus wichtige Sache!“
    Margarethe wurde schwindelig und alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Wie konnte dieser Mann davon wissen? Robert röchelte und zappelte. Achtlos ließ ihn Sarenno di San Pietro auf den Boden fallen und bückte sich zu Margarethe Graychen hinab. „Ich warne dich, bring mich nicht dazu! Denk nach, denn ich werde dich nur dieses eine Mal fragen. Und wenn ich keine Antwort erhalte, bis ich zurück bin, ist es um euch geschehen. Deinem Mann würde es auch besser ergehen, wenn du das Maul aufmachen würdest. Wir werden uns bald wiedersehen – und bis dahin gebe ich dir Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob ihr sterben oder leben wollt.“
    Der päpstliche Legat drehte sich um, riss die Tür des Verlieses auf und warf sie donnernd hinter sich ins Schloss. Die Schlüssel schoben klirrend die Riegel vor, dann herrschte Stille.
    Margarethe Graychen nahm den noch immer hustenden und nach Luft ringenden Robert schweigend in die Arme. Nach einiger Zeit löste er sich sanft von ihr und fragte: „Was sollen wir nur tun, Mutter? Wie kann dieser Mann von all dem wissen?“
    Margarethe Graychen schaute auf den

Weitere Kostenlose Bücher