Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Osthofen oder Hamm. Mit vereinten Kräften nehmen wir uns danach erst die rheinischen Besitzungen vor und dann geht es gegen Mainz selbst. Nach diesem ersten Schritt sehen wir, wer weiter welchen Zug ausführt. Ich habe alle Planungen für jeden der Fürsten vermerkt. Die Boten sollen die Nachricht nur persönlich aushändigen, sonst werden sie die längste Zeit auf Erden geweilt haben. Sagt ihnen das!“
„Es wird so geschehen, wie Euer hochfürstliche Durchlaucht befehlen!“, erwiderte der Offizier stramm. „Und was ist mit Eurem Bruder Karl von Baden? Wollt Ihr ihn nicht informieren?“
Johann von Baden überlegte einen Moment.
„Eigentlich brauchen wir keine Waschweiber, sondern Fürsten und Ritter, die das Schwert für uns in die Hand nehmen. Die Zeit des Redens ist nun vorbei. Karl kann sich uns gern anschließen, aber er soll wissen, dass seine Versuche, zu schlichten was nicht zu schlichten ist, kläglich gescheitert sind. Gut, informiert auch ihn. Auch um Georg von Metz nicht zu verärgern. Der Bund mit ihm ist zu wichtig. Aber lasst Karl ausrichten, dass wir ihn nicht länger als unseren Verbündeten ansehen, sollte er sich nicht mit seinen Truppen in Worms einfinden. Der Kaiser ist ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen. Und nun macht, dass ihr fortkommt, die Benachrichtigungen dulden keinen Aufschub.“
Der Offizier nahm die versiegelten Briefe in Empfang, erwies dem Markgrafen die Reverenz und verließ eilig die Burghalle.
Johann von Baden blickte ihm hinterher und sagte dann, an Sarenno di San Pietro gerichtet: „Und Ihr, Monsignore, sollt bald Euren Bauernlümmel haben.“
Der päpstliche Legat lächelte nur. Bald schon würden seine Macht und sein Einfluss noch größer werden. Bald schon würde die große Sache weiter Gestalt annehmen. Es hatte bereits begonnen.
Es war noch lange vor Sonnenaufgang, als mit derben Fäusten heftig an die Tür von Katharina und Ambrosius Kufner gehämmert wurde.
„Macht die Tür auf, Kufner, sofort! Im Namen des Vogtes!“
Verschlafen schlurfte Ambrosius Kufner zur Tür und öffnete sie. Zwei fackeltragende Bewaffnete blickten ihn an.
„Seid ihr irre? Es ist noch mitten in der Nacht!“
„Holt eure Sachen, kleidet euch an und kommt vor das Osttor, die Pferde stehen bereit“, erwiderte der eine der beiden Männer forsch. „Vogt Etzelroth hat mir aufgetragen, euch anzutreiben. Schon morgen früh sollt ihr in Dieburg sein, es ist keine Zeit zu verlieren. Also vorwärts, Schreiber!“
Der Soldat sprach die Berufsbezeichnung mit einem so verächtlichen Unterton aus, dass Ambrosius Kufner dem unverschämten Kerl gern Manieren beigebracht hätte. Aber angesichts der körperlichen Übermacht zog er es vor, mit einem „Ja, ja!“ im Haus zu verschwinden, ließ es sich aber nicht nehmen, den Männern wenigstens die Tür vor der Nase zuzuschlagen, dass der Rahmen erzitterte und Staub aus den Fugen rieselte.
Da Ambrosius Kufner bereits seit einigen Tagen von seiner bevorstehenden Abreise wusste, hatten er und Katharina ihre Sachen schon zeitig gepackt und alles reisefertig verschnürt bereitgelegt. Daher waren sie auch schon nach zehn Minuten reisefertig. Die beiden Soldaten begleiteten sie im Fackelschein durch die Stadt und das Osttor, dessen schwere Türflügel sie ungehalten hinter ihnen ins Schloss warfen und wieder von innen verriegelten. Vor der Stadtmauer wartete in einem Unterstand ein Mann mit drei Pferden und einer Fackel.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie mit freundlicher Stimme. „Diese Kerle sind oft etwas ungehobelt, macht euch nichts draus. Hier sind eure Pferde. Mein Name ist Jakob Herms und Vogt Etzelroth hat mir aufgetragen, euch nach Dieburg zu begleiten. Zu eurem Schutz.“
„Und zu seiner Kontrolle natürlich“, entfuhr es Ambrosius Kufner.
Der Mann lachte: „Na ja, wer will es ihm verübeln? Schließlich ist er der Vogt und will wissen, ob sein Stadtschreiber auch wohlbehalten am Ziel angekommen ist.“
Der Mann schien keiner von Etzelroths typischen Männern zu sein, die für ihre Grobheit bekannt waren. Und vielleicht war es ja tatsächlich nicht so schlecht, noch jemanden mit einer Klinge dabei zu haben, dachte Ambrosius Kufner. Schließlich war es eine einigermaßen weite und möglicherweise auch nicht ganz gefahrlose Reise. Er beschloss, dem Mann nicht zu trauen, ihm aber wenigstens eine Chance zu geben. Nicht alle Menschen in Etzelroths Diensten waren letztlich Beutelschneider und Halunken.
„Ja, da mögt
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