Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Ihr recht haben, Jakob Herms. Ich bin Ambrosius Kufner und das ist meine Tochter Katharina. Das war Euch sicher bekannt, doch sollte man sich einander immer persönlich vorstellen, insbesondere wenn man zusammen eine nicht unbedeutende Strecke reist“.
„Na also“, sagte Jakob Herms und hielt Ambrosius Kufner die Hand hin, der sofort einschlug. Katharina tat dasselbe, nachdem ihr Vater sie leicht mit dem Ellbogen angestoßen hatte.
Sie verzurrten ihre Habe auf den Pferden, saßen auf und trabten in gemächlichem Schritt am Sterzbach entlang, dann nach rechts den angrenzenden Hügel hinauf und wandten sich schließlich nach Osten, wo bereits ein schmaler rötlicher Streifen am Horizont den Morgen ankündigte. Die drei ritten den ganzen Tag ohne längere Pausen durch. Gegen Nachmittag erreichten sie den Fuß eines steilen, bewaldeten Hügels, auf den sie über einen schmalen Weg hinaufgeritten waren. Oben angekommen, ließen sie ihren Blick nach Südosten schweifen. Zunächst war da nichts als dichter Wald. Doch bei genauerem Hinsehen konnten man zwischen den Baumkronen kleine, krisselige Rauchfähnchen erkennen.
„Dort in Eppertshausen werden wir übernachten“, sagte Jakob Herms zu Ambrosius und Katharina Kufner und deutete auf die Rauchfähnchen, die noch etwa eine halbe Stunde entfernt lagen. „Vor da aus ist es nur noch ein zweistündiger Ritt bis nach Dieburg, aber für heute ist es genug. Wir kämen ohnehin nicht mehr pünktlich vor dem Schließen der Stadttore an.“
In Eppertshausen angekommen, hielten die drei nahe dem Marktplatz vor einem Brauhaus, in dem Jakob Herms für einen Augenblick verschwand. Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus und sagte: „Wir können hier bleiben, der Wirt gibt uns auch etwas zu essen und die Pferde sollen wir hinters Haus führen, wo sich die Ställe befinden“.
Als die Pferde dort abgesattelt und mit Heu und frischem Wasser versorgt waren, begaben sich die drei in die Schankwirtschaft. Jakob Herms ging voran. Auf der Türschwelle hielt Katharina kurz inne und flüsterte ihrem Vater zu: „Er ist nett. Zu nett für meinen Geschmack, ich traue ihm nicht über den Weg.“
„Ich auch nicht. Lass uns wachsam bleiben.“
Abgestandene, verrauchte Luft und Stimmengewirr schlugen ihnen in der Schankstube entgegen. Ambrosius und Katharina setzten sich zu Jakob Herms an den Tisch, der gerade drei Bier und etwas zu essen bestellte. Bald darauf trug ein feistes Mädchen mit rotbäckigem Bauerngesicht Kraut mit Speck und Roggengrütze auf. Gerade als sie sich umgedreht hatte, um wieder in der Küche zu verschwinden, klatschte Jakob Herms übermütig mit der flachen Hand auf ihr pralles Hinterteil. Dafür erntete er einen Schrei gespielter Empörung von ihr und einen ungehaltenen Seitenblick des Wirtes. Katharina war sich sicher, dass sich die Wirtstochter ihren Lohn nebenher noch etwas aufbesserte – zumindest aber nicht sonderlich wählerisch in Bezug auf Männer war.
Jakob Herms stieß Ambrosius mit dem Ellbogen an und flüsterte zwinkernd: „Ich bleib’ heute Abend nicht allein!“ Dann lachte er dreckig. Nach weiteren drei Bier sprach er bereits mit schwerer Zunge und stierte die nicht eben hübsche Bedienung mit glasigen Augen lüstern an. Als sich zu vorgerückter Stunde der Gastraum geleert hatte und draußen bereits die Öl- und Kienspanleuchten vom Nachtwächter entzündet worden waren, war Jakob Herms schließlich völlig betrunken und hatte die dicke Wirtstochter auf dem Schoß sitzen. Der sichtlich ermüdete und verstimmte Wirt hatte die Wirtschaft verschlossen und war bereits zu Bett gegangen. Und so grapschte Herms nun ungeniert nach dem dicken Hintern der Wirtstochter und vergrub seinen Kopf zwischen ihren feisten Brüsten. Diese genoss dies sichtlich und jauchzte vor Vergnügen.
„Kufner“, lallte Jakob Herms zwischen triefenden Küssen, „du bist ein netter Kerl, aber ich auch. Und darum sage ich dir etwas – als Freund: Vergiss diesen Graychen und denk an dich selbst und deine Tochter. Überleg doch mal, was wollt ihr denn tun? Ihr kommt doch gegen den Vogt nicht an. Und was auch immer ihr vorhabt, ich werde es Etzelroth sagen müssen.“
„Oho!“, rief Herms laut, denn die Wirtstochter hatte ihm gerade in den Schritt gefasst.
Ambrosius Kufner flüsterte Katharina zu: „Das ist es also! Ein abgekartetes Spiel. Dieser Heuchler – Etzelroths Leute sind doch alle gleich. Aber warte nur! Mir reicht jetzt das billige Schauspiel. Unser neuer Freund
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