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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der stellvertretende Direktor unwillkürlich zusammenzuckte.
    Sharp mied den Blick des Felsens, starrte auf den Zettel, las die Notizen, räusperte sich und hob den Kopf. »Die Ortsangaben genügen uns. Ich schätze, weitere Gespräche mit Ihrer Tochter sind nicht erforderlich.«
    »Ich bin wirklich erleichtert, das zu hören«, erwiderte der Felsen. »Wir kehren morgen nach Kansas zurück, und ich würde es sehr bedauern, wenn uns dieses kleine Problem bis nach Hause folgte.«
    Dann lächelte der Felsen. Aber er sah dabei nicht etwa Sharp an, sondern Peake.
    Der stellvertretende Direktor drehte sich abrupt um und marschierte durch den Flur davon. Peake erwiderte das Lächeln des Felsens und folgte dann seinem Vorgesetzten.

23. Kapitel -  Die Finsternis des Waldes
    Riiieeeh, riiieeeh, riiieeeh... Zuerst fand Rachael Gefallen am dauernden Zirpen der Zikaden, denn es erinnerte sie ah die Schulausflüge zu den öffentlichen Parks, an Ferienpicknicks und lange Wanderungen. Doch schon nach kurzer Zeit konnte sie das monotone Schrillen kaum mehr ertragen. Das Dickicht des Waldes dämpfte die Geräusche nicht, und jedes einzelne Molekül der Luft schien im Rhythmus des seltsamen Pfeifens zu vibrieren.
    Ihre Reaktion gründete sich zumindest teilweise auf Bens plötzlichen Verdacht, in den nahen Büschen und Sträuchern etwas gehört zu haben, was nicht zu der normalen akustischen Kulisse des Waldes gehörte. Rachael verfluchte die Insekten in Gedanken und forderte sie stumm auf, endlich still zu sein, damit sie besser lauschen konnte. Sie horchte, aber nirgends ließ sich das Knacken eines Zweiges oder ein Rascheln vernehmen, das nicht vom Wind verursacht wurde.
    Die Combat Magnum befand sich in ihrer Tasche, und in der rechten Hand hielt sie die 32er. Schußbereit. Den Finger am Abzug.
    Sie stand dicht neben Shadway, an den Stamm einer Fichte gelehnt, und durch die dünne Bluse spürte sie deutlich die harte Borke des Baums. Eine Zeitlang rührte sie sich nicht von der Stelle, beobachtete die Schatten und Schemen des Waldes. Dann setzte sich Ben wieder in Bewegung, kletterte am steilen Hang in die Höhe und wandte sich nach rechts, um dem Verlauf eines ausgetrockneten Baches zu folgen. Rachael hielt sich dicht hinter ihm, und braunes Gras strich knisternd über ihre Waden.
    Rechts und links des steinigen Pfades wuchs dunkelgrünes Dickicht, zwei Wällen gleich, die das Bett des Baches vom Rest des Waldes abschirmten. Nur hier und dort gab es kleine Lücken, durch die Ben und Rachael in Richtung der Hütte sehen konnten. Aus irgendeinem Grund rechnete die junge Frau fast jeden Augenblick damit, daß Eric heranstürmte und sich auf sie stürzte. Aber inmitten der Büsche und Sträucher gab es viele Dornen, die selbst einen wandelnden Toten wie Eric davon abhalten mochten, aus jener Richtung anzugreifen.
    Sie legten knapp fünfzehn Meter zurück, bevor Ben erneut verharrte, in die Hocke ging, um ein kleineres Ziel zu bieten, und das Gewehr hob.
    Diesmal hörte es Rachael ebenfalls: das leise Klacken von Kieselsteinen.
    Riiieeeh, riiieeeh...
    Das verhaltene Quietschen lederner Sohlen. Sie blickte nach links und rechts, beobachtete dann den Hang, machte jedoch keine Bewegung aus. Ein seltsames Flüstern strich durch den Wald, zielbewußter und entschlossener als die Stimme des Windes.
    Sonst geschah nichts.
    Zehn Sekunden verstrichen.
    Zwanzig.
    Während Ben die dunkle Umgebung beobachtete, wirkte er gar nicht mehr wie ein gewöhnlicher Immobilienmakler. In seinem zwar attraktiven, aber nicht besonders auffälligen Gesicht zeigte sich ein völlig anderer Ausdruck. Die Intensität der Konzentration verlieh seinen Zügen einen neuen und wesentlich ausgeprägteren Kontrast. Er schien einen besonderen Sinn für drohende Gefahren entwickelt zu haben, den Überlebensinstinkt eines geborenen Kämpfers.
    Die Zikaden.
    Der Wind in den Wipfeln der Kiefern und Fichten.
    Das gelegentliche Zwitschern eines Vogels.
    Sonst nichts.
    Dreißig Sekunden.
    Rachael dachte daran, daß sie als Jäger gekommen waren, doch plötzlich befürchtete sie, sie könnten sich in Opfer verwandeln. Die Umkehrung der Rollen machte sie zornig -und weckte dumpfe Furcht in ihr. Die Notwendigkeit, völlig still zu sein, zerrte an ihren Nerven, denn sie verspürte den Wunsch, laut zu fluchen, Eric herauszufordern. Sie wollte
    schreien.
    Vierzig Sekunden.
    Vorsichtig krochen Ben und Rachael weiter am Hang empor.
    Sie machten einen weiten Bogen um die große Hütte,

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