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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Lektion zu erteilen? Er würde ohnehin nichts begreifen.«
    Peake riskierte es nicht, darauf eine Antwort zu geben. Es kostete ihn fast übermenschliche Kraft, ein Lächeln zu unterdrücken.
    Während der nächsten halben Stunde sagte Sharp sechsoder siebenmal: »Außerdem verlieren wir nicht soviel Zeit, wenn wir es ihm überlassen, die Antworten aus dem Mädchen herauszuholen. Sarah ist ebenfalls nicht ganz dicht, eine drogenverkorkste kleine Hure, die sich wahrscheinlich längst Aids geholt hat. Vermutlich würde es Stunden dauern, um eine Aussage von ihr zu bekommen, mit der sich ireend etwas anfangen ließe. Aber als der Mistwühler ins Zimmer kam und ich hörte, wie die kleine Nutte so süß und reizend >Daddy< sagte, wußte ich gleich, daß sie sofort bereit wäre, ihm all das auszuplaudern, was wir wissen wollen. Soll er unseren Job erledigen, dachte ich mir.«
    Jerry Peake bewunderte die Kühnheit des stellvertretenden Direktors, die Dinge aus dieser Perspektive zu betrachten und damit die jüngsten Erlebnisse und Beobachtungen seines Untergebenen in Frage zu stellen. Aber vielleicht versuchte Sharp nur, den Gedanken zu leugnen, eine Niederlage erlitten zu haben. Er war durchaus dazu imstande, seine eigenen Lügen zu glauben.
    Einmal legte Sharp Peake die Hand auf die Schulter. Es handelte sich nicht um eine kameradschaftliche Geste: Er wollte nur sicherstellen, daß ihm die Aufmerksamkeit des kleineren Mannes galt. »Hören Sie, Peake: Machen Sie sich bloß keine falschen Vorstellungen über die Art und Weise, in der ich mit der kleinen Hure umsprang. Die deftigen Ausdrücke, die ich benutzte, die Drohungen, die, äh, anderen Dinge. Das alles hat überhaupt nichts zu bedeuten. Nur eine Verhörtechnik, wissen Sie. Eine gute Methode, um rasche Antworten zu erhalten. Wenn es nicht um ein Problem der nationalen Sicherheit ginge, hätte ich davon keinen Ge brauch gemacht. Nun, manchmal werden wir durch besondere Situationen gezwungen, uns auf eine Weise zu verhalten, die wir unter normalen Umständen verabscheuen. Verstehen Sie?«
    »Ja, Sir, natürlich.« Peake war überrascht, wie leicht es ihm fiel, Naivität und Bewunderung zu spielen, und er fügte hinzu: »Es wundert mich, daß Sie sich in dieser Hinsicht Sorgen machen. Als Sie das Verhör begannen... Nun, ich begriff, welche Taktik Sie verfolgten. Respekt, Sir. Sie sind wirklich ein sehr fähiger Mann. Ich sehe diesen Fall als eine gute Gelegenheit, Sir. Ich meine: Die Chance, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, gibt mir die Möglichkeit, eine Menge zu lernen.«
    Einige Sekunden lang musterte Sharp seinen Untergebenen skeptisch. Dann kam er offenbar zu dem Schluß, die Worte seien ehrlich gemeint. Der stellvertretende Direktor entspannte sich ein wenig. »Gut. Es freut mich, daß Sie die Dinge aus diesem Blickwinkel sehen, Peake. In unserem Geschäft bleibt es nicht aus, daß man sich manchmal die Hände schmutzig macht. Dann und wann sind unsere Pflichten alles andere als angenehm, und man muß immer daran denken, daß wir zum Wohle des Staates handeln.«
    »Ja, Sir. Das vergesse ich nie.«
    Sharp nickte und setzte seine nervöse Wanderung fort.
    Peake beobachtete ihn unauffällig. Er wußte, wie sehr es seinem Vorgesetzten gefallen hatte, Sarah Kiel Angst einzujagen und sie zu berühren. Sharp konnte ihm keinen Sand mehr in die Augen streuen. Er war ein Sadist, dessen sexuelle Neigungen sich auf Kinder konzentrierten -daran konnte nach den Geschehnissen im Krankenzimmer überhaupt kein Zweifel mehr bestehen. Ganz gleich, welche Lügen er seinem Untergebenen aufzutischen versuchte: Peake würde die Wahrheit niemals vergessen. Die neuen Erkenntnisse in Hinsicht auf den Charakter des stellvertretenden Direktors gaben Peake einen großen Vorteil -auch wenn er noch nicht wußte, wie er einen Nutzen daraus ziehen sollte.
    Darüber hinaus hatte Peake in Erfahrung gebracht, daß Sharp im Grunde seines Wesens ein Feigling war. Trotz der schroffen Art und seines beeindruckenden körperlichen Erscheinungsbildes neigte Anson dazu, sich selbst vor einem kleineren Mann als dem Felsen zu ducken, wenn der Betreffende keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit ließ. Sharp hegte 'nicht die geringsten Bedenken, Gewalt anzuwenden, wenn er glaubte, Rückendeckung von der Regierung zu erhalten - oder wenn er es mit einem schwachen und unsicheren Gegner zu tun hatte. Aber er machte sofort einen Rückzieher, wenn die geringste Gefahr bestand, selbst verletzt zu werden. Auch dieses

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