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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unvermeidliche Kriegsgerichtsverfahren endete
    nicht so, wie Ben hoffte. Er wollte dafür sorgen, daß Sharp für mindestens zwanzig Jahre in irgendein Militärgefängnis gesteckt wurde. Aber bevor die Verhandlung begann, starben Zeugen wie die Fliegen oder schienen sich einfach in Luft aufzulösen. Zwei Unteroffiziere - Dealer, die sich bereit erklärten, gegen Sharp auszusagen, um Strafmilderung zu bekommen -wurden tot aufgefunden: Irgend jemand hatte ihnen die Kehle aufgeschlitzt. Einen Lieutenant erwischte es im Schlaf -die Explosion einer Handgranate zerfetzte ihn. Sowohl der vietnamesische Schlägertyp als auch Mai Van Trang verschwanden spurlos. Als man die Verhandlung anberaumte, beteuerte Sharp seine Unschuld
    -und es gab niemanden mehr, der ihm irgend etwas zur Last legen konnte. Sein Wort stand gegen das Bens und derjenigen Offiziere, die gegen den Angeklagten ermittelt hatten. Es existierten nicht genug Beweise, um eine Verurteilung zu rechtfertigen, doch die Indizien genügten, um seine militärische Karriere zu beenden. Man degradierte Sharp zum einfachen Soldaten und entließ ihn unehrenhaft.
    Er war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, aber selbst das empfand Sharp als einen schwe ren Schlag. Angesichts seiner tiefen und alles andere ausschließenden Eigenliebe konnte er es einfach nicht ertragen, bestraft zu werden. Bei allen seinen Überlegungen spielte das persönliche Wohlergehen eine zentrale - vielleicht sogar die einzige -Rolle, und er schien es als ganz selbstverständlich zu erachten, daß ihn das Schicksal zu einem Auserwählten machte, ihm das Glück immer hold blieb. Bevor er aus Vietnam abreiste, ließ er alle seine Beziehungen spielen, um Ben noch einen kurzen Besuch abzustatten. Ganz deutlich erinnerte sich Shadway an seine Worte: »Hören Sie, Sie verdammtes Arschloch: Wenn sie in die Staaten zurückkehren, so denken Sie daran, daß ich
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    dort auf Sie warte. Ich werde erfahren, wann Sie eintreffen, und dann halte ich eine nette Überraschung für Sie bereit.«
    Ben nahm die Drohung nicht ernst. Vor dem Kriegsgerichtsverfahren wurde Sharps Furcht auf dem Schlachtfeld immer deutlicher, und manchmal hätte er sich fast dazu hinreißen lassen, Befehlen direkt zuwiderzuhandeln, um seine kostbare Haut zu retten. Er war ein Feigling, und deshalb glaubte Ben nicht, daß er den Mumm aufbrachte, sich wirklich an ihm zu rächen. Außerdem machte sich Shadway gar Keine Sorgen darüber, was nach seiner Heimkehr geschehen mochte: Er hatte sich längst dazu entschlossen, den Krieg bis zum Ende durchzustehen. Das bedeutete, daß er mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Sarg nach Hause gebracht wurde - als Toter, der sich nicht darum scherte, ob jemand Vergeltung an ihm üben wollte oder nicht.
    Als er jetzt durch den düsteren Wald kroch und sich der Straße näherte, überlegte er, wie es Anson Sharp trotz Degradierung und unehrenhafter Entlassung gelungen sein mochte, in die DSA aufgenommen zu werden. Für gewöhnlich ging es mit einem Mann auf Abwegen weiterhin bergab, sobald er einmal ins Rutschen gekommen war.
    Wie hat er es nur fertiggebracht, eine neue Karriere als Ge heimdienstler zu beginnen? fragte sich Shadway.
    Ben erwog verschiedene Möglichkeiten, als er über einen Zaun kletterte und vorsichtig an einem zweistöckigen Ge bäude aus Stein vorbeieilte. Er nutzte die Deckung der Bäume und Büsche aus: Wenn jemand aus dem Fenster blickte und einen Mann sah, der sowohl mit einem Gewehr als auch einem großkalibrigen Revolver bewaffnet war, würde der Betreffende sicher Verdacht schöpfen und sofort die Polizei verständigen.
    Angenommen, Sharp hatte nicht gelogen, als er sich als Einsatzagent der Defense Security Agency ausgab -dann blieb die Frage, welchen Rang er einnahm. Daß ausgerechnet Sharp in einem Fall ermittelte, der seinen alten Gegner Shadway betraf, konnte wohl kaum ein Zufall sein. Vermutlich hatte Sharp die Untersuchung selbst in die Hand genommen - nach dem Studium der Leben-Akte und der Feststellung, daß Ben und Rachael miteinander liiert waren. Vielleicht sah er eine Chance, mit Ben abzurechnen. Andererseits: Ein einfacher Agent hatte gewiß nicht die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Fällen zu wählen. Das bedeutete, Sharp hatte genügend Befugnisse, um selbst zu bestimmen, mit was er sich befaßte. Schlimmer noch: Er bekleidete einen so hohen Posten, daß er ohne jede Vorwarnung das Feuer auf Ben eröffnen konnte und offenbar keine beruflichen

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