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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Nährboden aus innerer Qual und Selbstmitleid bildete. Wie eine Flutwelle aus schwarzem Wasser und brodelndem Eis kehrte der kalte Zorn einer uralten genetischen Erinnerung in ihn zu rück. Der Wunsch, Rachael sanft zu berühren, über ihr Haar zu streichen und sie in die Arme zu schließen - er verschwand abrupt und machte dem wesentlich intensiveren Verlangen Platz, die junge Frau umzubringen. Er wollte ihren Leib zerreißen, seine Schnauze in ihr warmes Fleisch pressen. Primitive Gier erfüllte ihn, als er auf Rachael zustürzte.
    Sie ergriff die Flucht, und er folgte ihr.
    Sofort erwachten weitere Rassenerinnerungen in Eric, Reminiszenzen, die nicht nur sein Bewußtsein durchzogen, sondern auch im Blut schwammen. Er entsann sich, schon oft Beute gejagt zu haben, und diese Erkenntnis gab ihm einen wichtigen Vorteil. Er zweifelte nicht daran, daß er Rachael irgendwann erwischen würde, früher oder später.
    Die junge Frau -das arrogante Tier - lief ziemlich schnell, aber das war bei solchen Opfern immer der Fall. Der Überlebensinstinkt mobilisierte alle Kraftreserven und machte sie flink, zumindest für eine Weile. Hinzu kam die Furcht, wie Eric wußte: Sie verhinderte, daß der Gejagte ebenso schlau und listig sein konnte wie der Jäger.
    Eric hätte sich am liebsten die Stiefel von den Füßen gezo gen, denn sie behinderten ihn jetzt. Doch sein Adrenalin spiegel war so hoch, daß er die Schmerzen in den aneinandergepreßten Zehen und gequetschten Knöcheln betäubte.
    Die Beute floh nach Süden, obgleich sich dort nichts befand, was ihr irgendeine Art von Schutz bieten mochte. Zwischen ihnen und den fernen Bergen erstreckte sich eine öde Landschaft, Heimat von Geschöpfen, die krochen und glit ten, die bissen und stachen -und manchmal ihre eigenen Jungen verschlangen, um zu überleben.
    Schon nach knapp hundert Metern geriet Rachael außer Atem, und ihre Beine waren so schwer wie Blei.
    Die Wüstenhitze - sie schien irgendwie Substanz zu gewinnen, eine zähe Konsistenz, und daher hatte Rachael das Gefühl, als liefe sie durch hohes Wasser. Das Glühen ging nicht etwa von der Sonne aus -inzwischen bedeckten die grauen Wolken fast den ganzen Himmel -, sondern vom Boden, und es war, als eile sie über einen Feuerrost.
    Einmal blickte sie kurz zurück.
    Eric war etwa zwanzig Meter hinter ihr.
    Rachael sah wieder geradeaus und rannte noch schneller. Ihre Beine pumpten wie die Kolben eines Motors, als sie die Mauer der Hitze durchbrach -nur um unmittelbar darauf festzustellen, daß es weiter vorn andere gab, eine endlose Folge von Barrieren, die ihr Widerstand boten. Sie sog sich die trockene Luft in die Lungen, bis ihr Hals zu brennen begann und jeder Atemzug schmerzte. Einige Dutzend Meter voraus bemerkte sie eine natürliche Hecke aus kleinen Mesquitsträuchern; sie erstreckte sich zwanzig oder dreißig Meter weit nach rechts und links. Rachael wagte es nicht, zur Seite auszuweichen, fürchtete, daß Eric dadurch die Gelegenheit bekam, zu ihr aufzuschließen. Die Büsche ragten ihr nur bis zu den Knien und schienen nicht besonders dicht und breit zu sein, und deshalb stürmte Rachael einfach weiter. Gleich darauf aber stellte sich heraus, daß das Dickicht Hunderte von Dornen aufwies, die über ihre Jeans schabten, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Weg wesentlich langsamer fortzusetzen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sie die Hecke hinter sich brachte. Grauen regte sich in ihr: Vielleicht brauchte Eric jetzt nur noch die Klauenhand auszustrecken, um sie am Nacken zu packen. Rachaels Herz klopfte immer heftiger, so wild und ungestüm, daß sie das Gefühl hatte, das rasende Pochen müsse ihr die Brust zerreißen. Sie schob sich am letzten Mesquitstrauch vorbei, taumelte einige Schritte und wurde dann wieder schneller. Salziger Schweiß tropfte ihr von Stirn und Schläfen, verschleierte ihr den Blick. Wenn sie mit dieser Geschwindigkeit weiterlief, drohte ihr eine andere Gefahr: Ihr Körper verlor zu rasch Flüssigkeit. Am Rande ihres Gesichtsfeldes nahm sie bereits farbige Schlieren wahr, und in der Magengrube breitete sich das flaue Gefühl beginnender Übelkeit aus. Benommenheit wallte, einem mentalen Nebel gleich, ihren Gedanken entgegen, eine Graue, die sich von einer Sekunde zur anderen in die Schwärze einer Ohnmacht verwandeln konnte. Dennoch lief Rachael weiter, rannte über den trockenen und heißen Sand, floh vor einem Ungeheuer, das hinter ih r fauchte und zischte.
    Erneut drehte

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