Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
blickte, sah er eine Bewegung auf der Oberfläche der gelblichen Strömung, und nur wenige Sekunden später wiederholte sie sich an anderen Stellen. Es dauerte einige Zeit, bis Shadway begriff, daß es sich um Klapperschlangen handelte, die ihre überfluteten unterirdischen Nester verließen.
    Blitze. Und Donner.
    Stroboskopartiges Licht fiel auf die Giftschlangen, die durch das Brodeln und Schäumen schwammen, auf der Suche nach einem trockenen Ort. Ben schauderte bei ihrem Anblick, drehte den Kopf und starrte durch die regenüberfluteten Windschutzscheiben. Mit jeder verstreichenden Minute ließ sein Optimismus nach und aus der Sorge um Rachael wurde nackte Angst.
    Der Wolkenbruch verwischte zwar die Spuren, die Rachael zurückließ, brachte ihr jedoch nicht nur Vorteile. Sowohl der dichte Regenvorhang als auch die graue Düsternis des Unwetters führten zu einer starken Behinderung des Orientierungssinns der jungen Frau. Selbst als sie es riskierte, eine der Niederungen zu verlassen und einen Hügel zu erklettern, um sich von der Kuppe aus umzusehen, war sie keineswegs sicher, die richtige Richtung einzuschlagen. Vielleicht entfernte sie sich vom Mercedes, anstatt sich ihm zu nähern. Und die Blitze: Immer häufiger rasten sie zur Erde herab, und Rachael fürchtete, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sie von einer der Entladungen getroffen und in eine verkohlte Leiche verwandelt würde.
    Schlimmer noch: Das ständige Lärmen des Regens -das laute Zischen und Prasseln, das Fauchen und Pochen und Hämmern -übertönte alles andere, und angesichts dieses akustischen Infernos brauchte Eric keine vorzeitige Entdekkung zu befürchten, wenn er sich ihr näherte. Immer wieder sah sich Rachael um, beobachtete die Hänge rechts und links von ihr, die Hügelkuppen, Mulden und Niederungen, durch die sie eilte. Wenn ihr Felsbrocken den Weg versperrten, schob sie sich ganz vorsichtig und langsam an ihnen vorbei, stellte sich vor, daß Eric auf der anderen Seite lauern mochte, bereit dazu, seine gräßlichen Klauenhände nach ihr auszustrecken ...
    Als sie ihm schließlich begegnete, von einem Augenblick zum anderen, bemerkte er sie nicht. Rachael trat hinter einer der gefürchteten Felsformationen hervor, und Eric war nur knapp zehn Meter von ihr entfernt, kniete in eine Mulde und starrte zu Boden. Die junge Frau wich rasch hinter die Felsen zurück und duckte sich, bevor Eric sie sehen konnte. Sie widerstand der Versuchung, auf der Stelle kehrtzumachen und in die Richtung zu fliehen, aus der sie gekommen war: Das sonderbare Verhalten des lebenden Toten weckte ihr Interesse. Behutsam kroch sie an den Granitblöcken entlang, bis sie eine kleine Spalte entdeckte, die ihr die Möglichkeit gab, Eric zu beobachten.
    Er kniete noch immer auf dem Boden, und der Regen prasselte auf seinen breiten Buckel herab. Er schien sich erneut... verändert zu haben, sah nicht mehr ganz so aus wie bei ihrer ersten Konfrontation auf dem Rastplatz. Es gab irgendeinen subtilen Unterschied -aber welchen? Rachael sah durch den schmalen Riß im Gestein vor ihr und zwinkerte mehrmals. Immer wieder tropfte ihr der Regen in die Augen, und die Düsternis trübte Konturen und Kontraste. Dennoch glaubte sie zu erkennen, daß Eric irgendwie affenartiger aussah.
    Eine optische Täuschung, dachte sie. Seine Knochen-und Fleischstruktur kann sich innerhalb von fünfzehn Minuten nicht sichtbar modifiziert haben. Oder doch?
    Kurz darauf stieg Übelkeit in Rachael empor, als sie sah, daß Eric eine sich hin und her windende Schlange gepackt hatte. Die eine Hand hielt das Schwanzende, die andere umklammerte den Bereich dicht hinter dem Kopf. Im weit aufgerissenen Rachen des Tiers glänzten lange Giftzähne. Die Schlange versuchte, sich aus dem Griff zu befreien und zuzubeißen. Mit seinen scharfen Zähnen zerfetzte Eric ihren Leib, riß blutige Fleischbrocken los und kaute hingebungsvoll.
    Schockiert machte Rachael Anstalten, sich von dem Fels spalt abzuwenden. Sie würgte mehrmals, übergab sich jedoch nicht, fühlte sich von entsetzter Faszination wie gebannt, beobachtete weiterhin das schauderhafte Wesen, das einmal ihr Mann gewesen war.
    Wenn ihm so viel daran lag, sie zu erwischen - warum verfolgte er sie dann nicht weiter? Hatte er sie schlicht und einfach vergessen?
    Eric war ganz auf die Schlange konzentriert, grub seine spitzen Zähne in ihren zuckenden Leib, fraß sie. Als er einmal
    373
    Kopf hob, sah Rachael im kurzlebigen Schein eines Blitzes sein

Weitere Kostenlose Bücher