Schattenfeuer
Rachael um, die auf der Schwelle zwischen Küche und Ga rage stand. »Schließen Sie hinter mir ab und bleiben Sie im Apartment. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um mich«, erwiderte die junge Frau. »Ich muß die Wildcard-Akte ordnen. Und das wird mich eine Weile beschäftigen.«
»Wahrscheinlich trifft Ben hier ein, bevor ich zurück bin«, sagte Whit.
Rachael lächelte zaghaft, dankbar für seinen Versuch, sie aufzumuntern.
Aber Gavis beobachtete auch, wie sie sich auf die Unterlippe biß und kurz den Kopf senkte. Offenbar hatte sie noch immer Angst, ihren Benny nie wiederzusehen.
Whitney bedeutete ihr mit einem Wink, in die Küche zurückzutreten, und dann schloß er die Tür zwischen ihnen. Er wartete, bis er das Klacken des zuschnappenden Riegels hörte, bevor er über den fleckigen Betonboden ging, an der Kühlerhaube des schwarzen Wagens vorbei. Er machte sich nicht die Mühe, das große Tor aufzuziehen, hielt statt dessen auf den Seitenausgang zu.
Die Garage bot drei Fahrzeugen Platz und wurde von einer einzelnen Glühbirne beleuchtet, die an einem Querbalken hing. Es herrschte ein ziemliches Durcheinander aus beschädigten Möbelstücken, die der Vorbesitzer hier abgestellt hatte, und an den Wänden stapelte sich Müll.
Als Whitney Gavis die Seitentür entriegelte und sie öffnen wollte, vernahm er hinter sich ein leises Kratzen. Noch während er sich umdrehte, wurde es wieder still.
Er runzelte die Stirn und ließ den Blick durch die Garage schweifen, über den schwarzen Mercedes, den Gasbrenner in der einen Ecke, die alte Werkbank, den Heißwasserboiler. Nirgends rührte sich etwas.
Gavis lauschte. Er hörte nur den Wind, das Trommeln der Regentropfen auf dem Dach.
Nach einigen Sekunden wandte er sich von der Tür ab, ging langsam um den Wagen herum und hielt aufmerksam Ausschau. Alles blieb still.
Vielleicht hatte einer der Müllhaufen unter seinem eigenen Gewicht nachgegeben. Es hätte ihn auch nicht sehr überrascht, in dem stinkenden Chaos irgendwo eine Ratte zu sehen.
Er blickte sich noch ein letztesmal um, bevor er sich zur Tür umdrehte und nach draußen trat.
Eine Sekunde später, als ihm die Böen Regen entgegenwehten, begriff Gavis die Ursache des leisen Klackens. Irgend jemand hatte versucht, das breite Garagentor von außen zu öffnen. Normalerweise wurde es von einem Elektromotor betrieben, und während es auf Automatik justiert war, konnte es nicht von Hand aufgezogen werden -ein guter Schutz vor Einbrechern.
Whitney hinkte leise zur Vorderfront der Garage und der sich daran anschließenden Zufahrt, spähte wachsam um die Ecke. Noch immer goß es in Strömen, und das Hämmern und Prasseln übertönte das Geräusch seiner Schritte. Nach einigen Metern verharrte Gavis wieder und lauschte erneut, konnte zunächst jedoch nichts Verdächtiges hören. Nach einer Weile setzte er sich wieder in Bewegung - und blieb abrupt stehen, als hinter ihm ein gräßliches Zischen erklang.
Blitzartig wirbelte er herum, stieß einen Schrei aus und taumelte zurück, als er das Etwas sah, das in der Düsternis vor ihm aufragte. Aus einer Höhe von fast zwei Metern starrten dämonische Augen auf ihn herab, so groß wie Eier, das eine hellgrün und das andere orangefarben. Sie schimmerten wie die eines Tiers. Die eine Pupille ähnelte der einer Katze, die an Hyperthyreose litt, und die andere sah aus, als stamme sie aus dem Schädel eines Wesens, das eine Mischung aus Schlange und Insekt darstellen mochte. Facetten glänzten.
Einige Sekunden lang war Whitney wie erstarrt. Plötzlich streckte sich ihm ein dicker Arm entgegen, und die gewaltige Klauenpranke versetzte ihm einen Schlag mitten ins Gesicht, schleuderte ihn zu Boden. Gavis stürzte auf den harten Betonboden, rollte durch Schlamm und hohes Gras.
Der Arm des schauderhaften Geschöpfs -Whitney begriff plötzlich, daß er einen Eric Leben sah, der sich auf alptraumhafte Weise verändert hatte - wirkte ganz und gar nicht wie der eines Menschen. Er schien in mehrere Segmente unterteilt zu sein und wies drei oder vier zusätzliche ellenbogenartige Gelenke auf, was zu einer bemerkenswerten Flexibilität führte. Während Whitney noch versuchte, sich aus einem Kokon der Benommenheit zu befreien, während sich ihm das Ungeheuer näherte, sah er breite, nach unten geneigte Schultern, einen buckligen Rücken. Dennoch bewegte sich das Wesen mit einer erstaunlichen Eleganz. Aufgrund der zerris senen Jeans
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