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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Artikulation menschlicher Laute, und ganz offensichtlich bereitete es ihm erhebliche Mühe, die einzelnen Silben zu formulieren. »Um... dich... zu... töten ...«
    Mit schwingenden Armen trat es auf sie zu.
    Es.
    Sie könnte sich dieses Ungeheuer nicht mehr als Eric vorstellen. Nein, er war zu einem Tier geworden, zu einem abscheulichen Ungeheuer.
    Rachael drückte ab, jagte ihm eine Kugel in die Brust.
    Das Etwas zuckte nicht einmal zusammen, als sich ihm das Geschoß in den Leib bohrte. Es heulte wütend und näherte sich ihr weiter, empfand offenbar überhaupt keinen Schmerz.
    Rachael schoß erneut, dann ein drittes und viertes Mal.
    Die Aufschlagwucht der Kugeln schleuderte das alptraumhafte Geschöpf nicht zurück, ließ es nur taumeln. »Rachael... Rachael...« »Bringen Sie es um!« rief Whitney. Das Magazin der 32er enthielt zehn Patronen. Die junge
    Frau drückte noch sechsmal hintereinander ab, war ganz sicher, daß sie das Ungeheuer nicht verfehlte. Schließlich knurrte es schmerzerfüllt, sank auf die Knie und fiel bäuchlings in den Schlamm.
    »Gott sei Dank«, brachte Rachael mit vibrierender Stimme hervor. Plötzlich fühlte sie sich so schwach, daß sie sich an die Außenwand der Garage lehnen mußte.
    Das Eric-Etwas würgte, keuchte, zuckte einige Male und stemmte sich wieder in die Höhe.
    »Nein«, hauchte Rachael ungläubig.
    Das Monstrum hob den entstellten Kopf und starrte sie an, aus zwei unterschiedlichen und glühenden Augen. Wie in Zeitlupe schoben sich die Lider darüber, und als sie sich wie der hoben, schien sich der Glanz in den Pupillen weiter verstärkt zu haben.
    Die veränderte Genstruktur bewirkte einen beschleunig ten Heilungsprozeß und hatte es Eric ermöglicht, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen - aber es war schlicht und ein fach unmöglich, daß er sich so rasch von normalerweise tödlichen Schußwunden erholte.
    »Stirb, verdammt!« stieß Rachael hervor. Das Geschöpf schauderte, spuckte etwas in den Schlamm und sprang mit ein em Satz auf. »Fliehen Sie!« rief Whitney. »Um Himmels willen, Rachael, laufen Sie um Ihr Leben!« Sie war nicht imstande, Whitneys Tod zu verhindern, und es hatte keinen Sinn, zusammen mit ihm zu sterben. »Rachael«, knurrte das Ungeheuer, und die heisere, rauhe Grabesstimme brachte Zorn, Haß und Gier zum Ausdruck.
    Das Magazin der Pistole - leer. Im Mercedes lagen Munitionsschachteln, aber Rachael konnte den Wagen nicht rechtzeitig genug erreichen, um ihre Waffe neu zu laden. Sie ließ die 32er fallen.
    »Fliehen Sie!« wiederholte Whitney.
    Rachaels Puls raste, als sie losstürmte und in die Garage zurückkehrte. Stechender Schmerz durchzuckte den Knöchel, den sie sich in der Wüste verstaucht hatte, und die Klauenkratzer an der Wade brannten so sehr, als seien es ganz frische Wunden.
    Hinter ihr kreischte der Dämon.
    Rachael riß ein Stahlgerüst mit Werkzeugen beiseite, hoffte, das Monstrum dadurch ein wenig aufzuhalten - vorausgesetzt, es nahm sofort die Verfolgung auf, ohne zuerst Whitney umzubringen. Kneifzangen, Sägen, Schraubenzieher und Metallregale klapperten hinter ihr, und als die junge Frau die Tür erreichte, hörte sie, wie das Tier über das Durcheinander hinwegkletterte. Es hatte Gavis lebend zurückgelassen, dachte offenbar nur noch daran, Rachael zu töten.
    Sie sprang über die Schwelle, schlug hinter sich die Küchentür zu -doch bevor sie den Riegel vorschieben konnte, warf sich der Dämon gegen das Hindernis, und Rachael wurde jäh zurückgeschleudert. Sie schwankte und stolperte, schaffte es irgendwie, das Gleichgewicht zu wahren, schrammte aber mit der Hüfte über die Kante der Arbeitsplatte und stieß mit solcher Wucht an den Kühlschrank, daß ihr für einige Sekunden die Luft wegblieb.
    Das Ungeheuer kam von der Garage herein, und im Licht der Küchenlampe wirkte es noch weitaus entsetzlicher als draußen im Regen.
    Es verharrte kurz in der Tür und sah sich aus blitzenden Augen um. Der Körper war fleckig, braun, grau, grün und schwarz, und einige hellere Stellen erinnerten an menschliche Haut. Hier und dort glänzten dunkle Schuppen. Auf dem dicken, muskulösen Hals ruhte ein schiefer, birnenförmiger Kopf, das schmalere Ende im Bereich des Kinns, über dem sich eine Schnauze mit breiten Kiefern gebildet hatte. Als es das Maul öffnete und zischte, sah Rachael erneut nadelspitze, haifischartige Zähne. Die Zunge erinnerte an die einer Schlange, tastete immerzu hin und her. Ein plumpes und fleischiges Gesicht.

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