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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schluchzte leise hinter der geschlossenen
    Tür.
    Julio konnte den Kummer der Hernandez nicht lindern, erfüllte sie jedoch mit Hoffnung auf Gerechtigkeit und machte keinen Hehl aus seiner festen Entschlossenheit, den Täter zu finden.
    Von Mr. Hernandez erfuhren Verdad und Hagerstrom, daß Ernestina an diesem Abend zusammen mit ihrer besten Freundin ausgegangen war, einer gewissen Becky Klienstad, die ebenfalls als Kellnerin in einem nahen mexikanischen Restaurant arbeitete. Sie hatten Ernestinas Wagen benutzt: einen hellblauen, zehn Jahre alten Ford Fairlane.
    »Ernestina wurde ermordet«, stellte Mr. Hernandez fest. »Und Becky? Vielleicht ist auch ihr etwas zugestoßen, etwas Schreckliches.«
    Von der Küche aus riefen Julio die Klienstads an. Becky eigentlich Rebecca - war noch nicht nach Hause zurückgekehrt. Bisher hatten sich ihre Eltern keine Sorgen gemacht: weil ihre Tochter eine erwachsene Frau sei und einige der Tanzlokale, die sie mit ihrer Freundin besuchte, bis um zwei Uhr nachts geöffnet blieben. Entsetzt nahmen sie die Nachricht vom Tod Ernestinas zur Kenntnis.
    1.20 Uhr.
    Julio saß am Steuer des zivilen Wagens, der vor dem Haus der Hernandez parkte, und aus trüben Augen blickte er in die nach Magnolien duftende Nacht.
    Durch die offenen Fenster hörte er das Rascheln der Blätter im lauen Wind. Es klang irgendwie melancholisch.
    Reese benutzte das kleine Computerterminal im Wagen, um eine Fahndung nach Ernestinas hellblauem Ford einzuleiten. Juan Hernandez hatte ihnen die Kennzeichennummer genannt.
    »Stell bitte fest, ob irgendwelche Nachrichten für uns eingetroffen sind«, sagte Julio.
    Reese gab den Code ein, der ihm Zugriff auf die Datenbanken im Polizeipräsidium gewährte, betätigte einige Tasten und öffnete den elektronischen Postkasten. Auf dem Bildschirm reihten sich grüne Buchstaben zu Worten und Sätzen aneinander: ein Bericht von dem Beamten, der auf Julios Anweisung hin das Leichenschauhaus aufgesucht hatte, um festzustellen, ob das Skalpell und der blutbefleckte Kittel aus dem Müllbehälter mit einem bestimmten Angestellten in Zusammenhang gebracht werden konnten. Zwar wurde bestätigt, daß sowohl ein Skalpell als auch ein Kittel fehlten - außerdem auch noch eine Chirurgenkappe sowie ein Paar antistatische Laborschuhe -, doch für den Diebstahl dieser Dinge ließ sich niemand direkt verantwortlich machen.
    Julio wandte den Blick vom Monitor ab und sah aus dem Fenster. »Dieser Mord hat irgend etwas mit dem Verschwinden von Eric Lebens Leiche zu tun.«
    »Könnte reiner Zufall sein«, wandte Reese ein.
    »Glaubst du an Zufälle?«
    Reese seufzte. »Nein.«
    Eine Motte flog gegen die Windschutzscheibe.
    »Vielleicht hat der Leichendieb auch Ernestina umgebracht«, sagte Julio.
    »Aber warum?«
    »Genau das müssen wir herausfinden.«
    Julio legte den Gang ein und fuhr los.
    Fort vom Haus der Hernandez, fort von der Motte und den raschelnden Blättern. Er bog nach Norden ab und ließ das Geschäftsviertel von Santa Ana hinter sich zurück.
    Doch obwohl er dem Verlauf der gut beleuchteten Main Street folgte, konnte er nicht der Dunkelheit entkommen, nicht einmal zeitweise. Die Finsternis war in ihm.

    1.38 Uhr.
    Es herrschte kein Verkehr, und deshalb dauerte es nicht lange, bis sie das in einem modernen spanischen Stil erbaute
    Haus Eric Lebens erreichten. Völlige Stille: Ihre Schritte hallten laut auf dem mit Platten ausgelegten Weg, und als Julio klingelte, schien das Läuten aus einem tiefen Schacht zu erklingen.
    Villa Park gehörte zu einem anderen Bezirk, und das bedeutete, daß Verdad und Hagerstrom hier nicht die geringsten Amtsbefugnisse hatten. Eigentlich stellte Orange County einen einzigen urbanen Komplex dar, eine große Stadt, unterteilt in verschiedene Gemeinden. Viele Verbrechen beschränkten sich nicht nur auf einen Distrikt, und um zu vermeiden, daß ein Straftäter bürokratische Schlupflöcher nutzte, um seine Spuren zu verwischen, hatten es sich die Polizeipräsidien zur Angewohnheit gemacht, sich gegenseitig zu verständigen. Von den Einsatzbeamten erwartete man, daß sie sich mit den lokalen Behörden in Verbindung setzten, eine Genehmigung einholten oder die zuständigen Stellen unterrichteten, damit sie die Ermittlungen fortsetzen konnten.
    Doch Julio und Reese hielten sich nicht an dieses Protokoll, um keine Zeit zu verlieren. Sie führten ihre Untersuchungen dort durch, wo es notwendig war, sprachen mit den Leuten, von denen sie sich Hinweise erhofften

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