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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schlimmer.«
    Sarah Kiel gab einige ächzende Laute von sich, aber offenbar weckte die akute Gefahr keine Furcht in ihr. Statt dessen hatte es den Anschein, als stimuliere die wilde Verfolgungsjagd ihre Erinnerungen an die andere Art von Gewalt, die sie im Haus erlebt hatte.
    Ben beschleunigte, als er den roten Mercedes auf dem Palm Canyon Drive nach Norden lenkte, blickte erneut in den Rückspiegel und sah, daß der Cadillac versuchte, den Polizeiwagen zu überholen. Man hätte meinen können, einige übermütige Jugendliche machten die Straße mit einem improvisierten Rennen unsicher. Absurd. Lächerlich. Aber gleich darauf war Ben überhaupt nicht mehr zum Lachen zumute. Plötzlich begriff er, was die Männer im Cadillac wirklich beabsichtigten: Mündungsfeuer blitzte auf, und das laute Ratatatata einer automatischen Waffe knallte. Aus einer Maschinenpistole eröffneten sie das Feuer auf den Streifenwagen, so als befänden sie sich nicht in Palm Springs, sondern im Chicago der zwanziger und dreißiger Jahre.
    »Sie schießen auf die Cops!« entfuhr es Shadway ungläubig.
    Das schwarz und weiß lackierte Fahrzeug brach zur Seite aus, schleuderte über die Bordsteinkante, drehte sich auf dem Bürgersteig und zertrümmerte die Schaufensterscheibe einer eleganten Boutique. Und noch immer beugte sich ein Mann im Fond des Cadillac aus dem Fenster und feuerte weiterhin auf den Streifenwagen.
    »Oh, oh«, machte Sarah, und sie wand sich so hin und her, als wolle sie imaginären Hieben ausweichen. Vermutlich begriff sie gar nicht, in welcher Gefahr sie schwebten, erlebte noch einmal den Schrecken im Haus.
    Ben versuchte, das Gaspedal durch den Boden zu pressen, und der Mercedes reagierte wie eine Katze, der man gerade auf den Schwanz getreten hatte. Mit fast hundertachtzig rasten sie über den Palm Canyon Drive, der einige Kilometer weit völlig gerade verlief - was Shadway in die Lage versetzte, den Abstand zum Cadillac zu vergrößern, bevor er hart auf die Bremse trat und abbog. Abwechselnd wandte er sich nach rechts und links, näherte sich dem Stadtrand, kehrte dann in Richtung Zentrum zurück, vorbei an hohen Bäumen, die eine Art dunklen Tunnel zu formen schienen, dann durch Wohnviertel mit niedrigem und spärlichem Buschwerk, das nicht über die Wüste hinwegtäuschen konnte, in der man die Stadt erbaut hatte. Mit jeder Straßenecke, die er hinter sich brachte, wuchs die Entfernung zu den Killern im Caddy.
    »Sie haben zwei Polizisten umgebracht, nur weil sie ihnen im Weg waren«, stellte Ben entgeistert fest.
    »Sie haben es auf uns abgesehen, wollen uns um keinen Preis entwischen lassen«, erwiderte Rachael dumpf. »Begreifst du jetzt endlich, Benny? Sie meinen es ernst, verdammt ernst!«
    Der Cadillac befand sich jetzt zwei Blocks hinter ihnen, und Ben glaubte, daß es ihm nach fünf oder sechs weiteren Kurven gelang, die Verfolger endgültig abzuschütteln. Wenn sie den Mercedes aus den Augen verloren...
    »Ja«, brummte Shadway und vernahm dabei in seiner Stimme ein seltsames Vibrieren, das ihm nicht gefiel. »Aber es muß ihnen auch klargewesen sein, daß sie eigentlich gar keine Chance hatten, uns zu stellen. Ihr schwerfälliger Caddy kann es nicht mit dieser tollen Kiste aufnehmen. Das haben sie von Anfang an gewußt. Bestimmt. Ihre Chancen
    standen eins zu hundert, vielleicht sogar noch schlechter Und trotzdem erschossen sie die beiden Polizisten!« Er nahm kurz Gas weg, bog erneut ab und trat das Pedal wieder bis zum Anschlag durch.
    »O mein Gott, o mein Gott«, stöhnte Sarah, krümmte sich auf dem Beifahrersitz so weit zusammen, wie es die Gurte erlaubten, und preßte die Arme auf die Brust. Sie nahm die gleiche Haltung ein wie in der Duschkabine.
    »Wahrscheinlich glaubten sie, die Beamten hätten die Nummern unserer Kennzeichen notiert, um später die Fahrzeughalter zu identifizieren.«
    In der Ferne leuchteten die Scheinwerfer des Cadillac auf; der Abstand hatte sich noch weiter vergrößert. Ben zwang den Mercedes nach links, starrte konzentriert auf die Straße und ignorierte die dunklen Konturen der älteren Häuser, an denen sie vorbeisausten.
    »Wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe«, sagte Ben, »glaubst du, die Typen im Caddy hätten dich noch schneller am Wickel, wenn du dich an die Polizei wendest.«
    »Ja.«
    »Und warum wollen sie nicht, daß wir von den Bullen geschnappt werden?«
    »Wenn ich mich im Gewahrsam der Polizei befände«, erklärte Rachael, »könnte ich ziemlich

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