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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verwirrt, als könne er sich plötzlich nicht mehr daran erinnern, wer er war oder wo er sich befand, als habe er mich vergessen.«
    Rachael stellte fest, daß sie ebenso heftig zitterte wie Sarah. »Seine Berührung«, sagte sie leise. »Seine Haut. Wie fühlte sie sich an?«
    Sarah musterte sie kurz. »Sie fragen nur, damit ich Ihre Vermutungen bestätige, nicht wahr? Sie wissen bereits Bescheid.«
    »Erzähl's mir trotzdem.«
    »Kalt. Seine Haut fühlte sich kalt an.«
    »Und feucht?« fragte Rachael.
    »Ja. Aber nicht etwa, weil er schwitzte.«
    »Schmierig«, hauchte Rachael.
    Sarah preßte kurz die Lippen zusammen und nickte nur.
    Haut, die sich ein wenig schmierig anfühlt, dachte Rachael und spürte, wie sich Grauen in ihr regte. Das erste Stadium der Verwesung. Sie sah sich außerstande, diesen Gedanken laut auszusprechen, versuchte die Übelkeit zu verdrängen, die einen Kloß in ihrem Hals zu bilden schien.
    »Ich habe heute abend die Elf-Uhr-Nachrichten gesehen«, sagte Sarah nach einer Weile. »Dadurch erfuhr ich von seinem Tod, gestern morgen, bei einem Verkehrsunfall. Ich überlegte, wie lange ich noch im Haus bleiben könnte, bevor jemand kommt, um mich vor die Tür zu setzen, fragte mich, was ich unternehmen, wohin ich mich wenden sollte. Doch kaum eine Stunde später klingelte Eric an der Tür, und zuerst dachte ich, die Meldung in den Nachrichten sei falsch. Dann aber...« Das junge Mädchen schluchzte leise. »Dann begriff ich, daß sie den Tatsachen entsprach, daß er wirklich ums Leben gekommen war.«
    »Ja.« Sarah befeuchtete sich vorsichtig die aufgeplatzte Lippe. »Aber irgendwie...« »Ja.«
    »... irgendwie kehrte er zurück.«
    »Ja«, sagte Rachael. »Er kam zurück. Oder versucht es jedenfalls. Er hat es noch nicht ganz geschafft, und vielleicht gelingt ihm das nie.«
    »Aber wie...«
    »Mach dir nichts draus, Sarah. Die Antwort auf diese Frage würde dich nur unnötig belasten.«
    »Und wer...«
    »Denk nicht darüber nach! Glaub mir, Sarah: Du kannst es dir nicht leisten, mehr zu erfahren. Hör mir jetzt gut zu, Schatz, und versuch zu verstehen, was ich dir sage: Du darfst niemandem von deinen Erlebnissen berichten. Niemandem! Ist das kla r? Wenn du etwas verrätst, droht dir große Gefahr. Es gibt Leute, die dich auf der Stelle umbrächten, nur um zu vermeiden, daß du von Erics Auferstehung erzählst. Es geht bei dieser Sache auch noch um viele andere Dinge, von denen du nichts weißt, und die Leute, die ich eben erwähnte, schrecken vor nichts zurück, um das Geheimnis zu wahren.«
    Das junge Mädchen lachte leise. Humorlos und sarka stisch. »Es würde mir ohnehin niemand glauben.«
    »Genau«, bestätigte Rachael.
    »Alle nähmen an, ich sei übergeschnappt. Die ganze Sache ist doch vollkommen verrückt.«
    In Sarahs Stimme vibrierte so etwas wie beginnende Hysterie. Rachael wußte, daß die Ereignisse dieser Nacht das junge Mädchen für immer verändert hatten, vielleicht zum Guten, möglicherweise auch zum Schlechten. Sarah würde nie wieder so sein wie noch vor wenigen Stunden. Und die Alpträume mochten sie für den Rest ihres Lebens begleiten.
    »In Ordnung«, sagte Rachael. »Wir bringen dich gleich ins Krankenhaus, und mach dir deswegen keine Sorgen: Ich komme für die Rechnungen auf. Darüber hinaus gebe ich dir einen Scheck über zehntausend Dollar. Ich hoffe nur, daß du das Geld nicht einfach aus dem Fenster wirfst und für irgendwelche Drogen ausgibst. Wenn du möchtest, rufe ich deine Eltern in Kansas an und bitte sie, dich abzuholen.«
    »Das... das wäre sehr nett.«
    »Gut. Es freut mich, daß du zu ihnen zurück willst. Bestimmt haben sich deine Eltern schon Sorgen um dich gemacht.«
    »Wissen Sie... Eric hätte mich umgebracht. Ich bin sicher, daß er töten wollte. Nicht unbedingt mich. Irgend jemanden. Es war wie ein Zwang, wie ein dringendes Bedürfnis. Und ich hielt mich im Haus auf. Das kam ihm sehr gelegen.«
    »Wie bist du ihm entkommen?«
    »Er... Nun, einige Minuten lang schaltete er einfach ab. Wie ich eben schon sagte: Manchmal schien er verwirrt zu sein. Geradezu konfus. Einmal trübte sich sein Blick noch mehr, ging ins Leere, und dann gab er ein sonderbares Schnaufen und Keuchen von sich. Er wandte sich von mir ab und sah sich um, so als könne er sich gar nicht mehr daran entsinnen, wo er sich befand... als sei er völlig durcheinander. Und offenbar wurde er auch schwächer, denn er lehnte sich neben der Badezimmertür an die Wand und ließ den

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