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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den Kopf hängen,
    schloß die Augen.
    Ben wartete.
    Rachael hielt die Augen nach wie vor geschlossen. »Gemäß dem Standardverfahren töteten Eric und die anderen einige Mäuse, um sie später zu sezieren und genau zu untersuchen. Einige wurden mit Luftinjektionen umgebracht -Embolie. Andere mit tödlichen Formaldehyddosen. An ihrem Exitus konnte nicht der geringste Zweifel bestehen. Doch diejenigen, die man nicht aufschnitt... kehrten ins Leben zurück. Innerhalb weniger Stunden. Sie lagen reglos in den Laborschalen - und plötzlich bewegten sie sich, begannen zu zukken und fiepten. Zuerst waren ihre Augen trüb, aber schon nach kurzer Zeit glänzten sie wie zuvor. Sie wurden wieder so lebendig wie vorher, trippelten in ihren Käfigen umher und fraßen. Und damit hatten nicht einmal die besonders Optimistischen gerechnet. Sicher, vor der Tötung wurden die Immunsysteme der betreffenden Tiere enorm verstärkt und bekamen dadurch ein weitaus höheres Heilungspotential; außerdem verlängerte man die Lebensspanne der betreffenden Mäuse um ein Vielfaches. Aber...« Rachael brach erneut ab, schlug die Augen auf und sah Ben an. »Aber wenn die Grenze zum Tod einmal überschritten ist -wer hätte geahnt, daß sich eine Rückkehr ins Leben bewerkstelligen läßt?«
    Bens Hände begannen zu zittern, und plötzlich lief es ihm eiskalt über den Rücken. Ganz langsam begriff er die ungeheure Bedeutung der Dinge, die ihm Rachael gerade anvertraut hatte.
    »Ja«, sagte die junge Frau, so als könne sie Bens Gedanken lesen, als wisse sie genau, was jetzt in ihm vor sich ging.
    Tief in seinem Innern brodelte eine seltsame Mischung aus Entsetzen, Ehrfurcht und wilder Freude. Entsetzen angesichts der Vorstellung, daß irgendein Lebewesen -ob Maus oder Mensch - in der Lage war, aus dem Jenseits zurückzukehren. Ehrfurcht, weil es dem menschlichen Genie gelungen sein mochte, das schrecklichste Joch der Natur abzustreifen: die Sterblichkeit. Und wilde Freude bei der Vision von ei
    ner Menschheit, die niemals wieder den Verlust von geliebten Personen betrauern, die sich nicht mehr vor Krankheit oder Tod fürchten mußte.
    »Vielleicht«, sagte Rachael leise, »wird uns eines Tages nicht mehr das Grab drohen. Vielleicht. Aber noch ist es nicht soweit. Das Projekt Wildcard erzielte keinen vollständigen Durchbruch. Die Mäuse, die wieder lebendig wurden, waren. .. seltsam.«
    »Seltsam?«
    »Zuerst dachten die Forscher, das sonderbare Verhalten der Mäuse sei das Resultat einer Hirnschädigung - möglicherweise nicht unbedingt eines Zersetzungsprozesses in den Gehirnzellen, sondern einer Beeinträchtigung der allge-mein-chemischen Struktur. Sie hofften, diesen unerwünschten Nebeneffekt mit einer weiteren Verstärkung der Selbstheilungskapazität verhindern zu können. Doch das war nicht der Fall. Die Tiere konnten sich nach wie vor in Labyrinthen orientieren und beherrschten auch die Tricks, die man ihnen vor ihrem Tod beigebracht hatte...«
    »Mit anderen Worten: Erinnerungen, Wissen und vermutlich auch das, was wir als Persönlichkeit bezeichnen, überdauern die kurze Phase zwischen Tod und Wiedergeburt.«
    Rachael nickte. »Was darauf hindeutet, daß im Gehirn selbst nach dem Sterben noch eine gewisse elektrische Aktivität verbleibt, um Erinnerungen zu erhalten -zumindest für kurze Zeit.«
    Bens Müdigkeit war wie fortgewischt. »Na schön«, sagte er. »Die Mäuse fanden sich also wieder in Labyrinthen zurecht. Und? Was ist daran seltsam?«
    »Manchmal schienen sie verwirrt zu sein. Kurz nach der Revitalisierung geschah das häufiger: Die Tiere stießen immer wieder an die Wände ihrer Käfige oder rannten im Kreis. Nun, diese Phasen anomalen Verhaltens gingen langsam vorüber. Dafür aber entwickelten die Mäuse eine andere Eigenschaft, die länger andauerte...«
    Draußen rollte ein Wagen auf den Parkplatz vor dem Motel und hielt an.
    Rachael warf einen alarmierten Blick in Richtung der verbarrikadierten Tür.
    Ben richtete sich besorgt auf und spannte unwillkürlich die Muskeln an.
    Schritte hallten dumpf durch die stille Nacht. Sie entfernten sich von dem Zimmer, das Rachael und Ben gemietet hatten. In einem anderen Teil des Motels wurde eine Tür geöffnet und dann wieder geschlossen.
    Rachael seufzte erleichtert. »Du weißt sicher, daß Mäuse von Natur aus ängstlich sind. Sie stellen sich ihren Feinden nie zum Kampf. Sie überleben, indem sie fliehen, sich irgendwo verstecken. Selbst in ihren eigenen Reihen finden keine

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