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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Papier zu bringen. Andererseits schürte der Anblick der krakligen Schrift das Feuer der Wut und des Hasses in ihm, an dem er sich selbst zu verbrennen drohte.
    Denk an die Mäuse, die Mäuse, die gegen die Wände ihrer Käfige rennen, im Kreis laufen... die Mäuse, die Mäuse...
    Eric preßte sich beide Hände an die Schläfen, als könne er sich auf diese Weise von den unerwünschten Gedanken befreien, stand auf und schwankte. Er mußte seine Blase entleeren, und außerdem hatte er Hunger. Zwei gute Zeichen, zwei deutliche Beweise dafür, daß er lebte.
    Er setzte sich in Bewegung, hielt auf das Badezimmer zu und blieb abrupt stehen, als in der einen Ecke des Raums etwas zu brennen begann. Ein Schattenfeuer: blutrote Flammenzungen mit silbernen Rändern. Sie prasselten laut, verschlangen die Schemen, aus denen sie herauswuchsen, doch die dunklen Zonen schrumpften nicht zusammen. Eric zwinkerte und verspürte einmal mehr den eigentümlichen Zwang, in die Flammen zu starren, in denen er seltsame Konturen zu erkennen glaubte, gespenstische Gestalten, die sich hin und her wanden, ihm zuwinkten...
    Zwar hatte er geradezu panische Angst vor den Schattenfeuern, aber irgendein überaus perverser Aspekt seines Wesens sehnte sich danach, die Hände nach den Flammen auszustrecken, sie zu durchschreiten wie eine Tür, festzustellen, was sich hinter ihnen befand...
    Nein!
    Als er fühlte, daß sich der Wunsch in ein dringendes Bedürfnis zu verwandeln begann, wandte sich Eric abrupt vom Feuer ab, wankte und versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sein destabiles Bewußtsein verwandelte Verwirrung und Furcht zuerst in Wut und dann in Haß. Alles schien darauf hinauszulaufen, auf Haß, so als sei dieses Empfinden das unvermeidliche Destillat aller anderen Gefühle.
    Eine aus Metall und Zinn bestehende Bodenlampe mit trübem Glasschirm stand dicht neben Eric. Mit beiden Händen griff er danach, hob sie hoch über den Kopf und schleuderte sie durchs Zimmer. Der Lampenschirm zersprang an der Wand, und die Splitter sahen aus wie winzige Eisbrocken. Der metallene Fuß schlug an den weißlackierten Kleiderschrank, prallte mit einem dumpfen Krachen daran ab und fiel polternd zu Boden.
    Die Befriedigung, die Eric daran fand, Dinge zu zerstören, kam in ihrer düsteren Intensität sexuellem Sadismus gleich, war fast so angenehm wie ein Orgasmus. Vor seinem Tod war er jemand gewesen, der zielstrebig baute, ehrgeizig schuf und Reichtümer ansammelte, doch sein zweites Leben machte ihn zu einem Zerstörer.
    Die Hütte war ausgesprochen modern eingerichtet und enthielt auch einige dekorative Kunstgegenstände -wie zum Beispiel die Stehlampe, die Eric gerade zertrümmert hatte. Eigentlich eignete sich ein derartiges Dekor nicht sonderlich für ein fünf Zimmer großes Wochenendhaus in den Bergen, doch es entsprach Erics Vorliebe für Neues, in dem er ein Synonym für Jugend sah. In zorniger Raserei trat er die Tür ein, hob einen Lehnstuhl so mühelos an, als wiege er nur wenige Pfund, und zerschmetterte damit den großen Spiegel, der hinter dem Bett an der Wand hing. Das Glas zersprang in Hunderte von kleinen Fragmenten, die zusammen mit dem Stuhl aufs Bett fielen. Eric schnaufte und keuchte, ergriff den Fuß der Bodenlampe, hielt ihn wie eine Keule und schlug damit auf eine Bronzeskulptur neben dem Kleiderschrank ein, hämmerte sie mit wütenden Hieben zur Seite, schmetterte den improvisierten Streitkolben an den Spiegel des Schranks, schwang ihn kraftvoll herum und ließ ihn auf die Wand neben der Badezimmertür knallen, auf ein Bild, das dort hing, zerfetzte es, als es vom Haken rutschte. Er fühlte sich gut, einfach prächtig, so lebendig. Er gab sich ganz der Berserker-Raserei hin, genoß den Tobsuchtsanfall, fauchte, zischte und knurrte unartikuliert, und während er schrie und brüllte, konnte er nur ein Wort deutlich formulieren, einen Namen: »Rachael«, brachte er haßerfüllt hervor. »Rachael, Rachael.« Erneut hob er den schweren Lampenfuß, ließ ihn auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sessel herabsausen, holte immer wieder aus, bis von dem Tisch nur noch Splittrige Trümmer übrig waren. »Rachael, Rachael.« Eric traf die kleinere Lampe auf dem Nachtschränkchen und stieß sie zu Boden. Die Zornesadern am Hals und an den Schläfen schwollen dick an, und das Blut sang in seinen Adern, als er auch auf das Nachtschränkchen einhieb. Nachdem die Griffe der Schubladen abgebrochen waren, ließ er seine heiße Wut an der

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