Schattenfeuer
Wand aus. »Rachael«, knurrte er, bearbeitete die Bogenlampe so lange, bis sie schrottreif war, warf sie achtlos beiseite, griff nach den Vorhängen, zerrte sie von den Leisten, zerriß ein weiteres Bild. »Rachael, Rachael, Rachael.« Schnaufend taumelte er durchs verwüstete Zimmer, ruderte mit den Armen, drehte sich im Kreis - und blieb abrupt stehen, als ihm der Atem stockte, als es ihm plötzlich immer schwerer fiel, Luft zu holen. Das Pulsieren des Wahnsinns wich aus seinem Leib, und der Zerstörungsdrang verringerte sich rasch. Eric ließ sich auf den Boden sinken, auf die Knie, streckte sich lang aus, drehte sich auf die Seite und keuchte. Und während sich seine Gedanken verwirrten, während sich die grauen Augen, deren Anblick im Spiegel er nicht ertragen konnte, weiter trübten, während die dämonische Energie aus ihm heraussickerte, hatte er noch Kraft genug, jenen besonderen Namen zu murmeln: »Rachael, Rachael, Rachael ...«
ZWEITER TEIL - Finsternis
Es können gedeutet werden die Muster der Nacht, weniger von den Lebenden, als von der Toten Macht.
Das Buch Gezählten Leids
17. Kapitel - Leute in Bewegung
Anson Sharp erreichte die unterirdisch angelegten bakterio logischen Laboratorien Geneplans kurz vor Morgengrauen. Das dort auf ihn wartende Begrüßungskomitee bestand aus sechs DSA-Agenten, vier US-Marshals und acht Deputies, die einige Minuten zuvor eingetroffen waren. Unter dem Vorwand, die nationale Sicherheit sei gefährdet, wandten sie sich an Geneplans Nachtwächter, zeigten ihnen ihre Ausweise und den richterlich genehmigten Durchsuchungsbefehl, betraten das Gelände und versahen alle Forschungsakten und Computer mit Siegeln. Im Büro des Forschungsleiters Dr. Vincent Baresco richteten sie ihr provis orisches Hauptquartier ein.
Als der Morgen dämmerte und die Dunkelheit der Nacht lichtete, ließ sich Anson Sharp in Barescos großen Ledersessel sinken, trank schwarzen Kaffee und nahm telefonische Berichte von Untergebenen entgegen, die an verschiedenen Orten Südkaliforniens tätig waren. Auf diese Weise stellte er fest, daß alle Mitverschwörer Eric Lebens unter Hausarrest standen. Dr. Morgen Eugene Lewis, Koordinator des Forschungsprojekts Wildcard, hielt sich in seinem Haus in North Tustin auf. Dr. J. Felix Geffels befand sich in Riverside und hatte ebenfalls DSA-Besuch bekommen. Weitere Mitarbeiter Sharps fanden Dr. Vincent Baresco, verantwortlich für den gesamten Wissenschaftsbereich, in der Newport Beach-Niederlassung von Geneplan: Er lag bewußtlos in Eric Lebens Büro, und alles deutete darauf hin, daß dort ein Kampf stattgefunden hatte, bei dem auch Schußwaffen verwendet worden waren.
Sharps Leute brachten Baresco nicht etwa in ein öffentliches Krankenhaus, wo sie nur eingeschränkte Kontrolle auf ihn ausüben konnten, sondern transportierten den kahlköpfigen und stämmigen Forschungsleiter zur US Marine Corps Air Station bei El Toro, wo er von Marineärzten in der Basis untersucht wurde. Einige harte Schläge an die Kehle machten es ihm unmöglich, verständliche Worte zu formulieren, und aus diesem Grund benutzte Baresco Kugelschreiber und Papier, um den DSA-Agenten mitzuteilen, er sei von Ben Shadway angegriffen worden, Rachael Lebens Freund. Er behauptete, Ben dabei überrascht zu haben, wie er Erics Büro durchstöberte. Er verzog verärgert das Gesicht, als Sharps Mitarbeiter nicht glauben wollten, er habe die ganze Wahrheit gesagt, und er war regelrecht schockiert, als er erfuhr, daß die Beamten sowohl von dem Projekt Wildcard als auch Erics Rückkehr von den Toten wußten. Er griff erneut nach dem Kugelschreiber und verlangte schriftlich, in ein ziviles Hospital gebracht zu werden, mit seinem Rechtsanwalt sprechen zu können und zu erfahren, welche Anklage man gegen ihn erhob. Natürlich wurden alle drei Anliegen abgelehnt.
Rupert Knowls und Perry Seitz, die beiden Geldgeber, die es Geneplan vor rund einem Jahrzehnt ermöglicht hatten, mit der Arbeit zu beginnen, konnten auf dem zehn Morgen großen Anwesen Knowls in Havenhurst, Palm Springs, lokalisiert werden. Drei Einsatzagenten der Defense Security Agency trafen mit Haft-und Durchsuchungsbefehlen ein und entdeckten eine modifizierte Uzi-Maschinenpistole zweifellos die Waffe, mit der einige Stunden zuvor in Palm Springs zwei Polizisten erschossen worden waren.
Knowls und Seitz erhoben keine Einwände gegen die Anweisung, die Villa in Havenhurst nicht zu verlassen. Sie wußten, woher der Wind wehte,
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