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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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um ein Gefühl dafür zu bekommen.
    Seine unbekannten Gegner würden kein leichtes Spiel mit ihm haben.
    Als sie noch etwa einundzwanzig Kilometer vom Lake Arrowhead entfernt waren, bog Ben von der Straße ab und hielt in einer Parkbucht, die zwei Picknicktische und einen Mülleimer aufwies. Einige große Kiefern in der Nähe spendeten angenehmen Schatten. In den Bergen herrschte keine solche Hitze wie in der Wüste, und Rachael empfand die kühle Brise, die durch den Wagen flüsterte, als erfrischend, roch den Duft wilder Blumen und Pinien.
    Sie fragte nicht, warum Ben anhielt, denn der Grund dafür erschien ihr offensichtlich: Es lag ihm sehr daran, daß sie die Schlußfolgerungen verstand, zu denen er in Vietnam gekommen war, daß sie sich darüber klarwurde, zu welcher Art von Mann ihn der Krieg gemacht hatte.
    Ben erzählte ihr von seinem zweiten Jahr in der Dschungelhölle. Es begann mit Verwirrung und Verzweiflung, mit der niederschmetternden Erkenntnis, daß er an keinem gerechten Krieg teilnahm -wenn es so etwas überhaupt gab. Mit jedem verstreichenden Monat brachte ihn seine Aufklärungseinheit tiefer in die Kampfzone. Des öfteren überquerten sie die Frontlinie und führten auf gegnerischem Territorium geheime Operationen durch. Dabei ging es nicht nur darum, den Feind zu stellen und ihm empfindliche Schläge zu versetzen. Eine große Rolle spielten darüber hinaus Kontakte zur Zivilbevölkerung. Bei diesen Gelegenheiten lernte Ben die besondere Grausamkeit des Gegners kennen und gelangte schließlich zu der Einsicht, daß der Krieg beide Seiten dazu zwang, zwischen unterschiedlichen moralischen Maßstäben zu wählen. Einerseits war es unmoralisch, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen und am allgemeinen Zerstörungswerk teilzunehmen, zu töten und zu vernichten. Andererseits aber war es in moralischer Hinsicht noch verwerflicher, sich abzuwenden und fortzugehen, denn der politische Massenmord, der auf den Fall von Südvietnam und Kambodscha folgen mußte, mochte weitaus mehr Menschen umbringen als der eigentliche Krieg.
    Mit düster klingender Stimme erklärte Shadway: »Unsere Unternehmungen in Vietnam verursachten unvorstellbares Leid, aber nach einer Weile begriff ich, daß der Abzug unserer Truppen die Situation nicht etwa verbessert, sondern wesentlich verschlimmert hätte. Nach uns ein Blutbad. Millionen von Hinrichtungen oder Deportationen in Arbeitslager. Nach uns... die Sintflut, das Chaos.«
    Ben sah Rachael bei diesen Worten nicht an, starrte durch die Windschutzscheibe und ließ seinen Bick über die bewaldeten Hänge der San Bernardino Mountains schweifen.
    Die junge Frau schwieg und wartete.
    Schließlich fuhr Shadway fort: »Es gab keine Helden. Ich war damals erst knapp einundzwanzig Jahre alt, und daher fiel es mir sehr schwer, mich zu dieser Einsicht durchzuringen. Ich machte mir klar, nicht etwa ein Held zu sein, sondern nur das geringere von zwei Übeln. Für gewöhnlich sind einundzwanzig Jahre junge Leute idealistisch und optimistisch, aber ich begriff, daß ein großer Teil des Lebens von solchen Entscheidungen bestimmt wird, davon, zwischen verschiedenen Übeln zu wählen.«
    Ben sog sich die durchs offene Fenster hereinwehende Bergluft tief in die Lungen, hielt den Atem einige Sekunden lang an und ließ ihn dann seufzend entweichen.
    Rachael schwieg noch immer, wollte den merkwürdigen Bann nicht brechen, bevor er ihr alles gesagt hatte. Die Tatsache, daß er Berufssoldat gewesen war, überraschte sie sehr und zwang sie dazu, ihn aus einer ganz neuen Perspektive zu betrachten.
    Bisher hatte sie sich ihn als einen herrlich unkomplizierten Mann vorgestellt, einen gewöhnlichen Makler, und diesen Umstand erachtete sie als eine willkommene Abwechslung im Vergleich mit den Extravaganzen eines Eric Leben. Sie empfand die wesensmäßige Schlichtheit Bens als tröstlich. Sie vermittelte ihr den Eindruck von Ruhe, Zuverlässigkeit und Vertrauen. Sie verglich Ben mit einem träge dahinfließenden Fluß, einem Pol der Gelassenheit. Seine Interessen für Eisenbahnen, alte Bücher und Musik aus den vierziger Jahren schien die Annahme zu bestätigen, daß es in seinem bisherigen Leben zu keinem ernsten Trauma gekommen war. Wenn er sich mit solchen Dingen der Vergangenheit beschäftigte, wirkte er wie ein staunendes Kind, so unschuldig und rein, daß der Gedanke an Kriegserfahrung und das damit zusammenhängende Entsetzen absurd erschien.
    »Meine Kameraden starben«, sagte Ben leise. »Nicht

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