Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
haben Sie ihr eine ausreichend starke Dosis verabreicht, um sie wieder ganz zu sich zu bringen?«
    »Es dauert noch eine Weile«, erwiderte Werfell kühl.
    »Wir haben keine Zeit«, sagte Sharp.
    Kurz darauf schwieg Sarah und schauderte, als sie sich an alles entsann. »Eric!« entfuhr es ihr.
    Ihr Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war, und sie erbebte am ganzen Leib.
    Sharp trat rasch ans Bett heran. »Das war's, Doktor.«
    Werfell runzelte die Stirn. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich meine, sie ist jetzt wach, und wir können sie befragen. Wir brauchen Sie nicht mehr. Klar?«
    Dr. Werfell bestand darauf, im Zimmer zu bleiben, um Sarah zu helfen, falls sich durch die Injektion irgendwelche Komplikationen ergaben. Daraufhin wurde Sharps Tonfall noch schärfer, und er machte erneut von seiner Autorität Ge brauch. Werfell gab nach, doch bevor er das Zimmer verließ, ging er aufs Fenster zu, um die Vorhänge beiseite zu ziehen. Sharp forderte ihn auf, sie geschlossen zu lassen. Und als Werfell die Hand nach dem Lichtschalter ausstreckte, schüttelte der stellvertretende DSA-Direktor den Kopf. »Der helle Schein würde das arme Mädchen blenden«, sagte er-wobei ganz deutlich wurde, daß seine Sorge um Sarah nur gespielt war.
    Unbehagen ents tand in Peake. Er befürchtete, daß Sharp bereit war, bei dem Mädchen besonders hart durchzugreifen, es fast zu Tode zu erschrecken. Selbst wenn ihnen Sarah alles erzählte, was sie wissen wollten: Vermutlich würde Sharp ihr trotzdem Angst einjagen, nur aus Spaß. Wahrscheinlich hielt er eine geistige und emotionale Vergewaltigung für zumindest teilweise befriedigend und für eine in sozialer Hinsicht akzeptable Alternative zu den Dingen, nach denen ihm tatsächlich der Sinn stand: Sicher wäre er am liebsten über sie hergefallen, um sie zu schlagen und dabei einen Orgasmus zu bekommen. Das Zimmer sollte deshalb dunkel bleiben, weil Schatten die Atmosphäre der Bedrohung verstärkte, die der verdammte Mistkerl schaffen wollte.
    Als Werfell das Zimmer verließ, wandte sich Sharp dem jungen Mädchen zu und nahm auf der Bettkante Platz. Er griff nach der unverletzten linken Hand Sarahs, drückte sie kurz und bedachte die Sechzehnjährige mit einem aufmunternden Lächeln. Er nannte ihr seinen Namen, erklärte ihr, warum er sich mit ihr unterhalten mußte. Und während er sprach, glitt eine seiner großen Hände über Sarahs Arm hoch und runter, kroch unter den kurzen Ärmel des Nachthemds.
    Peake wich in eine Ecke des Zimmers zurück, in die Dunkelheit. Einerseits wußte er, daß es gar nicht seine Aufgabe war, dem Mädchen irgendwelche Fragen zu stellen, und andererseits wollte er vermeiden, daß Sharp sein Gesicht sah. Zwar hatte sich ihm gerade eine der wichtigsten Erkenntnisse seines Lebens offenbart, die ihn innerhalb kurzer Zeit völlig verändern würde, aber noch war er nicht standfest und sicher genug, um seine Abscheu vor Sharp zu verbergen.
    »Darüber kann ich nichts sagen«, erwiderte Sarah Kiel gerade. »Mrs. Leben hat mich gebeten, niemandem etwas zu verraten.«
    Sharp hielt noch immer ihre linke Hand, hob den rechten Arm und strich mit den Fingerknöcheln sanft über die linke Wange des Mädchens, auf der sich keine Kratzer und Flecken zeigten. Es schien eine zärtliche Geste zu sein, doch Peake wußte, daß dieser Eindruck täuschte.
    »Mrs. Leben ist eine Kriminelle, nach der gefahndet wird, Sarah«, sagte Sharp. »Es gibt einen Haftbefehl gegen sie. Ich habe ihn selbst ausstellen lassen. Wir suchen nach ihr, weil sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt. Vielleicht ist sie sogar eine Spionin und hat die Absicht, den Sowjets wichtige Informationen zu liefern. Du möchtest doch bestimmt keine Hochverräterin schützen, hm?«
    »Sie war nett zu mir«, entgegnete Sarah mit zittriger Stimme.
    Peake beobachtete, wie sie versuchte, der Hand auszuweichen, die ihr Gesicht berührte, gab sich dabei jedoch alle Mühe, abrupte Bewegungen zu vermeiden. Offenbar war sie noch nicht ganz sicher, ob Sharp sie bedrohte.
    »Mrs. Leben bezahlte meinen Krankenhausaufenthalt, gab mir etwas Geld und rief meine Eltern an«, fuhr sie fort. »Sie... sie war so freundlich, forderte mich auf, niemandem etwas zu sagen. Und ich fühle mich ihr verpflichtet. Deshalb werde ich mich an das Versprechen halten.«
    »Interessant«, brummte Sharp, schob seine Hand unter ihr Kinn und zwang Sarah dazu, zu ihm aufzusehen. »Wirklich interessant, daß auch eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher