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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ein Barbar dem es an den geringsten moralischen Bedenken mangelte, begriff er, daß die Welt nicht in Schwarz und Weiß geteilt war, daß es zwischen diesen beiden Polen einen ausgedehnten Bereich mit vielen unterschiedlichen Grautönen gab.
    Sharp preßte weiterhin Sarahs linke Hand zusammen, und das Mädchen gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich. Mit der anderen Hand knetete der stellvertretende DSA-Direktor ihre Brüste, drückte sie fest aufs Bett. Er forderte sie auf, still zu sein, sich zu beruhigen, und sie versuchte, ihm zu gehorchen und hielt die Tränen zurück. Dennoch ließ Sharp ihre linke Hand nicht los. Peake war nahe daran einzugreifen, seine Karriere aufzugeben, die Zukunft bei der DSA über Bord zu werfen. Er ertrug es nicht mehr, stummer Zeuge der Brutalität zu sein, und schließlich brachte er genug Mut auf, um sich in Bewegung zu setzen. Er war erst einen Schritt weit gekommen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Der Felsen eintrat. So erschien ihm der Fremde von der ersten Sekunde an: wie ein hoch aufragender, unerschütterlicher Felsen.
    »Was geht hier vor?« fragte der Felsen mit einer tiefen, ruhigen und fast sanften Stimme. Dennoch ließ sein Tonfall keinen Zweifel daran, daß er unverzüglich eine Antwort verlangte.
    Der Mann war knapp eins achtzig groß und damit etwas kleiner als Anson, und er mochte etwa hundertsiebzig Pfund wiegen, fünfundzwanzig Kilo weniger als Sharp. Doch als er durch die Tür trat, wirkte er wie ein Riese, wie ein lebendiges Bollwerk - selbst als Sharp sich von Sarah abwandte, aufstand und fragte: »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Der Felsen schaltete die Deckenlampen ein und schritt in die Mitte des Zimmers. Hinter ihm schloß sich die Tür. Peake schätzte den Unbekannten auf etwa vierzig Jahre, aber seine Züge wirkten älter, waren voller Weisheit. Er hatte kurzgeschnittenes, dunkles Haar und eine wettergegerbte Haut, und das Gesicht sah aus, als habe man es aus einem Granitblock gemeißelt. Die blauen Augen ähnelten denen Sarahs, blickten direkt und durchdringend. Als der Felsen den jungen DSA-Agenten ein oder zwei Sekunden lang musterte, verspürte Peake die Versuchung, sich irgendwo zu verkriechen und zu verstecken. Ein massiger und sehr muskulöser Mann. Und obgleich er etwas kleiner war als Sharp, schien er wesentlich stärker zu sein.
    »Bitte verlassen Sie das Zimmer und warten Sie im Flur«, sagte der Felsen ruhig.
    Verblüfft trat Sharp einige Schritte auf ihn zu und richtete sich vor ihm zu seiner ganzen Größe auf. »Ich habe gefragt, wer Sie sind.«
    Die Hände des Felsens paßten irgendwie nicht zu seiner Statur: lange, dicke Finger, breite Knöchel; alle Sehnen und Adern zeichneten sich deutlich ab. Es hatte den Anschein, als seien sie ebenfalls das Werk eines Bildhauers mit einem besonderen Sinn fürs Detail. Peake ahnte, daß die Hände aufgrund harter Arbeit so enorm groß geworden waren. Vi elleicht verdiente sich der Mann seinen Lebensunterhalt in einem Steinbruch. Nein, dachte Peake. Die stark gebräunte Haut deutete darauf hin, daß er auf einem Bauernhof arbeitete. Nicht etwa auf einer der modernen Farmen, ausgestattet mit allen Errungenschaften der Technik, sondern einer eigenen, belastet mit vielen Hypotheken. Peake dachte an einen steinigen und staubigen Boden, an schlechtes Wetter und Stürme, die die auf den Felsen wachsenden Früchte bedrohten. Ja, er glaubte einen Mann zu erkennen, der sich im Schweiße seines Angesichts einen Traum erfüllt und viele Schicksalsschläge überstanden hatte.
    »Ich bin Sarahs Vater, Felsen Kiel.« Peake riß erstaunt die Augen auf. Der Mann hieß sogar Felsen ... »Daddy...« brachte Sarah hervor, mit einer Stimme, in der Furcht und neue Hoffnung vibrierten. Der Felsen machte Anstalten, sich an Sharp vorbeizuschie ben und seiner Tochter zu nähern, die sich im Bett aufrichtete und die Arme nach ihm ausstreckte. Sharp versperrte ihm den Weg und beugte sich zu ihm vor. »Sie können sie sprechen, wenn wir mit dem Verhör fertig sind.« Der Felsen sah gelassen und unbeeindruckt zum stellver
    tretenden DSA-Direktor auf, und Peake stellte voller Verwunderung und Aufregung fest, daß sich dieser Mann nicht von Sharp einschüchtern ließ. »Verhör? Was gibt Ihnen das Recht, meine Tochter zu verhören?«
    Sharp holte seine Brieftasche hervor und zeigte ihm den DSA-Ausweis. »Ich bin Bundesagent und gerade mit sehr wichtigen Ermittlungen beschäftigt, bei denen es um ein Problem der nationalen

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