Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
verdammte Minute länger. Ich warte auf dem Flur.«
    Erst vor kurzer Zeit hatte Peake entdeckt, daß der stellvertretende Direktor der DSA ein Sadist war, der Erics Vorliebe für kleine Mädchen teilte. Dabei handelte es sich um eine überaus wichtige Erkenntnis. Jetzt machte er eine weitere Feststellung: Im Grunde seines Wesens war Sharp ein Feigling. Er mochte fähig sein, jemanden in den Rücken zu schießen, sich von hinten an einen Gegner heranzuschleichen und ihm die Kehle durchzuschneiden -ja, solche Dinge entsprachen durchaus seinem Charakter. Aber bei einer unmittelbaren Konfrontation, wenn genug auf dem Spiel stand, neigte er dazu, einen Rückzieher zu machen. Und dieses Wissen, so überlegte Peake, ist noch bedeutsamer.
    Als Sharp zur Tür ging, blieb der junge DSA-Agent einige Sekunden lang reglos stehen, den Blick nach wie vor starr auf den Felsen gerichtet.
    »Peake!« sagte Sharp und zog die Tür auf.
    Jerry gab sich einen Ruck und setzte sich in Bewegung, blickte jedoch mehrmals zu Felsen Kiel zurück. Bei Gott, dieser Mann war eine Legende.

20. Kapitel -  Krankfeiernde Polizisten
    Detektiv Reese Hagerstrom ging um vier Uhr am Dienstagmorgen zu Bett, nach der Rückkehr von Mrs. Lebens Haus in Placentia. Um halb elf erwachte er wie gerädert, denn während des Schlafs hatten ihn immer wieder Alpträume heimgesucht. Blutige Leichen in Müllbehältern. Tote Frauen, an Wände genagelt. Bei den meisten Schreckensvisionen ging es um Janet, Reeses vor Jahren verstorbene Frau. Mehrmals beobachtete er, wie sie sich an der Tür des blauen Chevy festhielt, und er hörte ihren Schrei: »Sie haben Esther! Sie haben Esther!« Und voller Entsetzen sah er, wie einer der Typen im Wagen den Revolver hob und auf sie schoß, wie ein großkalibriges Projektil das hübsche Gesicht Janets zerfetzte...
    Reese stand auf, duschte heiß und wünschte sich, es wäre ihm möglich gewesen, einfach seinen Kopf abzuschrauben und die gräßlichen Alptraumbilder herauszuschütteln.
    Seine Schwester Agnes hatte einen Zettel mit einer knappen Nachricht an den Kühlschrank geklebt: Sie war mit Esther zum Zahnarzt gegangen.
    Hagerstrom stand an der Spüle, blickte durchs Fenster auf die große Hovenie im Hinterhof, nippte an seinem Kaffee und aß einen Pfannkuchen. Agnes wäre sicher ganz außer sich geraten, wenn sie gesehen hätte, was für ein Frühstück Reese einnahm. Als er an sie dachte, glaubte er ihre vorwurfsvolle Stimme zu vernehmen:
    »Schwarzer Kaffee und fettige Pfannkuchen«, sagte sie. »Das eine führt zu Magengeschwüren, und das andere verkleistert deine Arterien mit Cholesterol. Zwei langsame Methoden, Selbstmord zu begehen. Wenn du dich unbedingt umbringen willst... Es gibt mindestens hundert Möglichkeiten, das weitaus schneller und weniger schmerzhaft zu bewerkstelligen.«
    Er dankte dem Himmel für Agnes - obgleich sie die Angewohnheit hatte, ihn ständig zu tadeln. Ohne sie wäre es ihm vermutlich nicht gelungen, den Schock von Janets Tod zu überwinden.
    Reese genehmigte sich eine zweite Tasse Kaffee und entschied, Agnes ein Dutzend Rosen und eine Pralinenschachtel mitzubringen, wepn er nach Hause zurückkehrte. Es lag ihm nicht, offen über seine Gefühle zu sprechen, und deshalb machte er denen, die ihm am Herz lagen, dann und wann kleine Geschenke. Agnes freute sich über die banalsten Überraschungen, selbst dann, wenn sie von ihrem Bruder kamen. Untersetzte und kräftig gebaute Frauen mit breiten und knochigen Gesichtern bekamen nur selten etwas geschenkt.
    Das Leben war nicht nur unfair, sondern häufig sogar grausam. Dieser Gedanke fuhr Reese nicht zum erstenmal durch den Sinn. Bereits vor dem Tod seiner Frau Janet gelangte er zu dieser wichtigen Einsicht: Als Polizist wurde man oft mit dem Abschaum der Menschheit konfrontiert und mußte schon nach kurzer Zeit die Erfahrung machen, daß Gewalt und Unbarmherzigkeit zu den Triebfedern menschlichen Verhaltens gehörten. Und der einzige Schutz davor bestand in der Liebe der Familie und der Freunde.
    Reeses bester Freund, Julio Verdad, traf ein, als er sich seinen Becher zum drittenmal füllte. Er holte eine weitere Tasse aus dem Schrank, reichte sie Julio und nahm am Küchentisch Platz.
    Verdad erweckte gar keinen übernächtigten Eindruck, und wahrscheinlich war nur Reese ims tande, die subtilen Anzeichen der Erschöpfung zu erkennen. Wie gewöhnlich war Julio tadellos gekleidet. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein frisch gebügeltes weißes Hemd und eine

Weitere Kostenlose Bücher