Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
Brelivet gehört hatten. Seog vermutete, dass die Germanen bei ihrer Rückkehr erneut Anspruch auf die herrschaftlichen Hallen erhoben hatten. Vor ihren Türen fehlten die Rüben, ein weiteres Indiz dafür, dass hier keine Kelten mehr lebten.
    In der linken Halle öffnete sich eine Tür. Im von flackerndem Feuerschein erhellten Türrahmen erschien der schwarze Umriss eines großgewachsenen Mannes. »Wer ist dort?«
    »Gireg«, antwortete Seog, nach dem erstbesten Namen greifend, der ihm einfiel. »Entschuldigt, Herr!«
    »Verschwinde! Du machst die Hunde unruhig!«
    Die Worte klangen irgendwie norwegisch, doch obwohl Seog fließend Norwegisch sprach, musste er die Laute einmal in seinem Kopf wiederholen, um zu verstehen, was der Mann ihm sagen wollte. Es war ein fremdartiger, merkwürdiger Dialekt, derSeog noch nicht untergekommen war. »Ja, Herr!«, murmelte er mit angemessen unterwürfiger Stimme. »Entschuldigt!«
    Der Mann brummelte etwas, bevor er wieder in seiner Halle verschwand und die Tür hinter sich zuwarf. Seog stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Nun fiel ihm auch ein, welcher Dialekt es wohl gewesen war, nämlich vermutlich irgendeine Art von Altnordisch, eine Sprache, die mit der Rückkehr der Germanen wohl wieder zum Leben erwacht war. Egal. Seog war noch einmal davongekommen. Erleichtert wandte er sich nach rechts in Richtung einer recht groß wirkenden Rundhütte, von zwei Rübenlichtern flankiert. Er atmete kurz durch, klopfte dann an die Tür.
    »Wer ist da?«, rief eine angespannt klingende Männerstimme, die Seog sofort als die Gwezhennegs erkannte.
    »Mein Name ist Kareg«, antwortete Seog mit seiner Totengeiststimme. »Ich bringe eine Nachricht von Eurem Bruder.«
    Auch dieses Mal entstand eine kurze Pause. »Kommt herein«, bat der Veteran schließlich.
    »Ich kann nicht an den Wächterlichtern vorbei«, erwiderte Seog, erneut stolz auf seinen Einfall. Schließlich war der Sinn und Zweck der Rübenlichter der, während Samhain die Totengeister aus den Behausungen zu halten. »Kommt heraus, Gwezhenneg.« Auf diese Art und Weise würde er mit dem Mann, mit dem er im Schildwall von Espeland gestanden hatte, zuerst alleine sprechen können, bevor er sich seiner Familie zu erkennen geben musste.
    »Sofort, Herr.«
    Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür öffnete. Ein etwa Dreißigjähriger sah ihm entgegen, nicht viel kleiner als Seog selbst, sein braunes glattes Haar im Nacken zusammengebunden, mit kleinen dunklen Augen und einem schmalen Schnurrbart auf der Oberlippe. Ein Rattengesicht, befand Seog, passend zu einem rattigen Mann. Nie hätte Seog Gwezhenneg zugetraut, genügend Mumm zu besitzen, um in einem Schildwall zu bestehen. Doch der Fischer hatte bestanden, mit einem alten, schartigen Dolch und einem einfachen Schild ohne Schildboss und Beschläge. Erwar kein Held, hatte nicht gekämpft wie ein Löwe oder getobt wie ein Stier, doch er hatte seine Aufgabe erfüllt, hatte den Wall gehalten und seinen Nachbarn Mut zugesprochen, bis die Schlacht an anderer Stelle entschieden worden war. Jetzt hielt Gwezhenneg eine Fackel in der Linken und einen Dolch in der Rechten, doch seine schwarzen kleinen Augen waren demütig zu Boden gerichtet.
    »Folgt mir, Gwezhenneg«, erklärte Seog. »Ihr und niemand sonst.« Er sprach so laut, dass auch die Leute in der Hütte durch die offene Türe mithören konnten. »Meine Nachricht ist nur für Eure Ohren bestimmt.« Damit wandte er sich um und ging davon.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Gwezhenneg hinter ihm mit gefasster Stimme.
    »Zu einer leeren Hütte, wo Ihr nicht nass werdet, Gwezhenneg. Zeigt mir den Weg.«
    »Jawohl, Herr.«
    Der Veteran ließ sich nicht anmerken, was er von der Situation oder Seogs Schauspielkünsten hielt. Wortlos führte er ihn in einen kleinen Stall. Seogs Nase sagte ihm sofort, dass hier keine Tiere mehr gehalten wurden. Der Geruch war zu alt, zu abgestanden. Er ließ sich auf einen schimmelnden Heuballen sinken und deutete auf einen zweiten. Gwezhenneg setzte sich, die Fackel weiterhin in der Hand haltend. Im Flackerlicht war nur zu deutlich zu erkennen, wie abgemagert er seit ihrer letzten Begegnung war.
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte Seog, seine Stimme nun nicht mehr verstellend.
    »Ja, Herr.« Gwezhenneg stand auf und sank vor ihm auf die Knie. »Den Göttern sei Dank, Ihr lebt! Es ist schon so lange her, niemand von uns hat daran geglaubt, dass Ihr Euch noch einmal erholen würdet!«
    Seog nickte. Offenbar

Weitere Kostenlose Bücher