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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schwappten träge den Kiesstrand hinauf. Darüber segelten weiße Möwen durch die Luft, doch ihr Kreischen bewirkte kaum mehr, als die darüberliegende Stille zu akzentuieren.
    Rushai blinzelte überrascht in die Sonne. Nachdem er die Nacht in einem zugigen Lager unter dem Dach eines Langhauses verbracht hatte, durch dessen Stroh der Sturm pfiff und aus dem es mit nervtötender Regelmäßigkeit auf ihn herabgetropft hatte, hatte er eigentlich nicht mit einem so angenehmen Wetter gerechnet. Er war heute auf gutes Wetter angewiesen, schließlich musste er noch zum Portal auf der Insel Sekken. Er hasste Boote, je stärker sie schwankten, umso mehr, da kam ihm gutes Wetter ganz recht.
    Zhûl und der kleine Sergej standen Wache. Die beiden nickten ihm zur Begrüßung wortlos zu. Als Rushai schon an ihnen vorübergehen wollte, ergriff Sergej das Wort: »Herr, Tarakir ist zurückgekehrt.«
    »Gut. Hat er etwas gesagt?«
    »Nein. Aber er wollte mit Euch sprechen, sobald Ihr wach seid. Ihr findet ihn in seiner Hütte.«
    Zweifellos noch immer mit dem Blut seiner letzten Frau im Gesicht
, dachte Rushai, als er sich auf den Weg machte. Der Ranger hatte die Angewohnheit, seine Frauen beim Sex blutig zu beißen, eine in Rushais Augen eher abartige Angewohnheit. Nicht, dass er es verurteilte – auf dem Weg zum Höhepunkt anderen Schmerzen zuzufügen war eine genüssliche Vorstellung, doch mit ihnen danach noch weiter das Lager teilen? Absurd. Rushai befürchtete, dass das irgendwann Tarakirs Untergang bedeuten würde. Eines Tages würde eine seiner Frauen den Mut finden, Tarakirs Schattenklinge zu ziehen und ihm damit die Kehle aufzuschneiden.
    Das würde Rushai deutliche Unannehmlichkeiten bereiten. Tarakir gehörte zu den Ranger-Schatten, denen er tatsächlich vertraute und von denen es immer weniger gab. Der beständige Krieg gegen Derriens Waldläufer hatte die Ränge derer, die Rushai als Vertraute bezeichnete (er war nicht so sentimental, sie
Freunde
zu nennen), stets kleingehalten. Der intensive Krieg des letzten Jahres hatte sie auf eine Handvoll Männer zusammenschrumpfen lassen – neben Tarakir gab es nur noch Zhûl, Shithma und Ser’tóvish, vier Schatten, die als seine unumstößlichen Wachmänner und unbetrogenen Augen und Ohren dienten und denen er so viele Freiheiten einräumen musste, dass sie weiter so loyal und zuverlässig blieben. Es waren gefährlich wenige. Er würde damit anfangen müssen, Nachfolger heranzuzüchten.
    Dabei war sein Schwarm ziemlich groß. Obwohl die Eroberung und Rück-Eroberung Trollstigens zahlreiche Schatten vernichtet hatte, hatte sie doch genügend andere aus der Jungbrut zu Veteranen gemacht. Schatten wie Shar’ketal und Geshier waren mittlerweile reif genug, Männer anzuführen. Aber ihnen vertrauen? Gar ihnen sein Leben anvertrauen? Allein schon die Vorstellung ließ einen entsetzlichen Missklang durch Rushais Existenz schwingen.
    An Tarakirs Hütte angekommen, klopfte er mehrere Male laut an der Tür. Der Ranger-Schatten war ein tiefer Schläfer, wenn eres sich erst einmal in den Kopf gesetzt hatte zu schlafen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis von drinnen schlurfende Schritte zu hören waren. »Wer da?«, fragte Tarakirs Stimme verschlafen.
    »Dein Herr und Gebieter«, erwiderte Rushai ironisch.
    Ein Riegel wurde mit lautem Kratzen zurückgezogen. Dahinter tauchte Tarakirs Gestalt auf, hochgewachsen und dürr. Seine schmalen Augen waren zu engen Schlitzen zusammengepresst, sein bartloses blasses Gesicht war um den Mund herum mit eingetrocknetem Blut verschmiert. »Ach, du bist es.«
    »Du hast einen Bericht?«
    »Oh ja, den habe ich. Willst du hereinkommen?«
    Rushai schüttelte den Kopf. Tarakir trug nichts als seinen grauen Umhang, noch nicht einmal seine Schattenklinge. Außer Furcht und Angst gab es im Moment nichts, was die Frauen hinter ihm in der Hütte davon abhielt, sich zu bewaffnen und den Nächstbesten, der zu ihnen ins Lager trat, damit abzustechen. So sehr Rushai Tarakir auch traute, so wenig traute er seiner Urteilsfähigkeit. Manche Schatten konnten einfach nicht mit ihrem Sadismus umgehen. Es war erbärmlich.
    »Dann eben nicht. Die Ratten sind verschwunden.«
    »Welche Ratten, von wo?«, entgegnete Rushai. Er musste heute noch nach Otta und hatte weder Zeit noch Interesse, sich hier lange mit Rätselraten aufzuhalten.
    »Mickeys Rudel aus Åndalsnes.«
    »Warum?« Rushai hatte Mickey ziemlich klare Anweisungen gegeben, was seine Aufträge in dem

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