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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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du, was auf dem Spiel steht. Wo ist der Renegat?«
    »Ich sage kein Wort«, keuchte der Rattenmensch, »wenn ihr mir nicht versprecht …«
    Derrien zog die Augenbrauen hoch. »Ja?«
    »Versprecht mir, die Wachen nicht zu töten!«
    Der Schweiß, der auf der Stirn des Rattenmenschen ausbrach, sagte Derrien eigentlich genug, um zu wissen, dass er die Information auch ohne dieses Versprechen aus dem Rattenmenschen pressen konnte. Doch das würde mehr Zeit in Anspruch nehmen, Zeit, die er nicht hatte. »Sind die Wachen Rattenmenschen?«
    »Ja!«
    »Deal. Schieß los! Aber versuch nicht, mich anzuscheißen!«
    »Ja, ja, ja!«
    Derrien nahm die Klinge von seinem Hals, wischte sie an der Weste des Mannes sauber und steckte sie zurück in die Scheide. Stattdessen zog er wieder die Pistole. Währenddessen beschrieb ihnen der Rattenmensch den Weg zu dem Gefängnis, in dem sie Martin festhielten, den Anführer der Bergener Renegaten. Åse blieb dabei ruhig und gefasst, seine Angst im Moment unter Kontrolle. Offenbar sprach der Rattenmensch die Wahrheit. Oder glaubte es zumindest. Falls der Mann selbst eine fehlerhafteVorstellung vom Weg zu Martins Gefängnis besaß, hatten sie ein Problem.
    »Los«, befahl Derrien, als der Rattenmensch fertig war. »Da rein.« Dabei winkte er ihn mit der Pistole in eines der Scheißhäuser. Vorsichtshalber entsicherte er auch wieder die Pistole, nicht dass der Mann plötzlich doch noch seinen Mut zusammennahm und versuchte, ihnen zu entkommen.
    Langsam stand der Rattenmensch auf, mit misstrauischen Augen und angstvollem Blick. Noch immer lief ihm Blut aus dem Schnitt an seinem Hals und saugte sich in seine Jeansweste. Derrien spannte sich an, rechnete schon fast mit einem Angriff oder einem Fluchtversuch. Er war froh über die schweren Stiefel, die er trug – Rattentreter, wie sie Quintus einmal genannt hatte. Doch der Rattenmensch entschied sich dagegen, offenbar zu sehr eingeschüchtert von Derriens Auftreten. Derrien hatte darauf gebaut – die meisten Rattenmenschen waren an sich feige Kreaturen, die schnell den Schwanz einzogen, wenn sie nicht in der Überzahl waren.
    »Setz dich hin«, befahl Derrien.
    Gehorsam setzte sich der Mann auf den Toilettensitz.
    »Was tötet einen Rattenmenschen?«
    Der Mann verzog das Gesicht. »Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dir das verrate.«
    Derrien zuckte mit der Schulter. »Doch, glaube ich. Sonst weiß ich nämlich nicht, wie ich es vermeiden soll, versehentlich deine Rattengefährten im Gefängnis zu töten. Für meinen Plan funktioniert ein schneller Kopfschuss. Funktioniert er für euch auch?« Er wusste, dass Rattenregeneration anders funktionierte als die der Druiden und Schatten. Sie war weniger effektiv, die meisten Rattenmenschen heilten langsamer, und sie konnten auch durch gewisse nicht-magische Gewalt getötet werden. Er wusste nur nicht genau, was sie tötete und was nicht – dies war die perfekte Gelegenheit, es herauszufinden.
    »Nein, nein«, murmelte der Rattenmensch zögerlich. »Kein Kopfschuss! Nicht in den Kopf und nicht in das Herz!«
    »Alles andere könnt ihr überleben?«
    Widerwillig nickte der Mann. Derrien warf einen Blick zu Åse, der ihm zunickte.
    »Gut«, meinte Derrien dann zu dem Rattenmenschen. »Danke für die Zusammenarbeit. Hast du irgendwelche anatomischen Fehlbildungen?«
    »Was?«
    Derrien verdrehte die Augen. »Anatomische Fehlbildungen. Einen fehlenden Lungenflügel, einen verdrehten Darm, das Herz auf der falschen Seite?«
    Der Rattenmensch sah ihn verblüfft an. »Nein. Was soll die Frage?«
    »Ich gehe nur gerne auf Nummer sicher.« Dann richtete er die Makarow auf ihn und schoss dreimal in schneller Folge, einmal rechts in die Brust, zweimal in den Bauch. Während der Rattenmensch Blut hustend auf dem Toilettensitz zusammenbrach, schloss Derrien die Tür und versperrte sie von außen mit einem Fünf-Kronen-Stück. »Los, verschwinden wir hier«, meinte er zu Åse. »Das sollte uns ein wenig Zeit verschaffen.«
    Sie verließen die Toilette nacheinander, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Derrien hielt direkt auf Ingmar und Torge zu, die noch immer in der Sitzgruppe saßen. Er winkte sie mit sich und machte sich auf den Weg zu Martin. Åse kannte den Weg, er würde ihnen in einer Minute folgen.
    Die verschiedenen Areale der Unterwelt waren in dem stillgelegten U-Bahnschacht perlschnurartig angeordnet. Im nächsten herrschte ziemliche Unruhe – die Band, die dort einen Auftritt gehabt

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