Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

erwartet hatte. Klammer Schweiß trat aus seinen Poren. Seine Haut war längst von einer zähen, schwarzen Staubschicht bedeckt.
    Schließlich kamen sie an einen querverlaufenden Schacht. Nach links erstreckte sich Finsternis, doch rechts erkannte Derrien mehrere Lichtschimmer. Mühsam quetschte er sich um die Ecke und kroch auf das erste dieser Lichter zu. Es war die Gitterverkleidung eines Ausstieges. Nach dem, was Derrien darunter sah, führte er hinaus auf den Korridor.
    Es würde auch wenig Sinn machen
, dachte er bei sich,
ihn in einer Zelle enden zu lassen.
    Er tastete nach einer Möglichkeit, den Ausstieg von innen zu öffnen. Unter seinen Fingern spürte er rostige Kanten, von denen der Lack abblätterte, und die zylindrischen Fassungen für die Schrauben, mit denen die Abdeckung von der anderen Seite festgemacht war. Nach einer Öffnungsmöglichkeit von dieser Seite suchte er jedoch vergebens.
    »Jungs«, flüsterte er nach hinten.
    Genau in diesem Moment hörte er Schritte den Gang entlanghallen. Er erstarrte, zischte den beiden Talenten hinter ihm zu, mucksmäuschenstill zu sein. Dann wartete er.
    Die Schritte kamen näher, schwere Stiefel auf dem PVC-Boden, zwei oder drei Paar. Mühsam versuchte Derrien, an
Steinbeißer
zu gelangen, ohne sich allzu sehr zu bewegen. Keine Chance. Er hätte sowohl Dolch als auch Pistole in Trondheim lassen können, und sie wären nicht unerreichbarer gewesen als jetzt.
    Wenn sie die Abdeckung abmachen, ist das Einzige, was ich tun kann, sie böse anzuschauen.
Er spürte seine Wut wachsen, über sich selbst und seine Dummheit, diese Situation nicht vorhergesehen zu haben. Sein sorgfältig ausgetüftelter Plan hatte ihn so weit gebracht, nur um jetzt kurz vor dem Abschluss vom Zufall abhängig zu sein. Hatten ihn die Männer, zu denen diese Schritte gehörten, wahrgenommen? Oder hatte es nichts mit Derrien zu tun, dass sie genau in diesem Moment den Gang entlangkamen? Schweiß lief seine Stirn herab und brannte in seinen Augen. Er zwinkerte heftig. Augenreiben würde es bloß schlimmer machen, bei all dem Staub auf seinen Fingern.
    Die Schritte kamen näher. Derrien versuchte, flach zu atmen,so flach wie nur möglich, um nicht draußen gehört zu werden. Die Schritte kamen noch näher.
    Dann marschierten zwei Gestalten unter ihm hindurch, zwei Männer in lederner Kluft und dunklen Aufnähern auf dem Rücken. Einer von ihnen hatte eine Remmington-Schrotflinte in der Hand. Sie beachteten den Luftschacht nicht weiter und verschwanden im toten Winkel. Langsam wurden ihre Schritte leiser, verstummten dann abrupt.
    Scheiße.
Das bedeutete, dass sie irgendwo stehen geblieben waren.
    Und die Uhr tickte noch immer. Derrien musste handeln.
Jetzt.
    »Hört ihr mich?«, flüsterte er nach hinten.
    »Ja«, kam Toms Antwort.
    »Erschreckt nicht. Ich geh jetzt rein. Wartet, bis ich euch ein Zeichen gebe.«
    »Alles klar.«
    Derrien kroch weiter, so schnell wie möglich, bis er direkt über dem Ausstieg war. Mühsam stemmte er den Rücken gegen die Decke und schob seine Füße unter seinen Körper. Er zog einen Fuß zurück und atmete tief durch. Dann trat er mit voller Wucht gegen das Gitter.
    Das Krachen war fürchterlich. Staub und Lackreste rieselten in den Gang hinein. Derrien fluchte leise, zog sein Bein zurück und trat ein weiteres Mal zu. Das Gitter hielt. Er trat weiter, noch einmal und noch einmal. Im Korridor hörte er Rufe, direkt darauf die Schritte näher kommen. Er trat noch einmal zu und wurde von einem metallischen Knirschen belohnt. »Verdammte«, zischte er wütend und versetzte dem Gitter einen weiteren Tritt, »Scheiße!« Und noch einen. »Von allen«, Tritt, »Göttern«, Tritt, »verdammte«, Tritt, »SCHEISSE!!« Das letzte Wort schrie er und legte all seine Kraft in diesen letzten Tritt. Das Gitter platzte aus seiner Fassung, Derrien wand sich durch das Loch, ignorierte die üblen Kratzer, die die Gitterreste in seiner Haut hinterließen, landete unsanft im Korridor und ging sogleich zu Boden, als sein rechter Knöchel unter der Belastung seines Körpergewichts knirschend nachgab.
    Die Remmington entlud sich mit einem dumpfen Krachen den Gang entlang. Der Rattenmensch hatte gar keine Möglichkeit, auf dem engen Raum zu verfehlen. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als Derrien von der Schrotgarbe erfasst wurde. Er spürte, wie die einzelnen Kügelchen seinen Körper durchschlugen und eisige Linien in seiner Wahrnehmung hinterließen, während sich seine