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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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dieses Mal. Dieses Mal bist du zu weit gegangen. Das Rudel ist zu klein für uns beide.«
    »Du forderst mich also?«, blaffte Mickey, versuchte dabei, so selbstsicher wie möglich zu klingen. Er wollte nicht gegen den Albino kämpfen. Spider war jünger und schneller, und durch seinen schlaksig-langen Körperbau besaß er auch noch die Reichweite. In einem Kampf würde Mickey jeden Kniff und jede Tücke brauchen, um zu bestehen. »Glaubst du wirklich, dass jetzt der passende Zeitpunkt gekommen ist, mitten im Krieg? Es gab mal eine Regelung, dass nur in Friedenszeiten duelliert wird!«
    »Und wann denkst du, dass wir wieder Frieden haben werden?« Spider schüttelte den Kopf. »Nein, darauf kann ich nicht warten. ›Ich verleugne deine Anführerschaft! Ich verweigere dir die Gefolgschaft! Du bist nicht mehr mein Anführer! Ich fordere dich zum Kampf!‹ »
    Es waren die rituellen Worte. Die Worte, mit denen der Zweikampf eingeleitet wurde, mit dem um die Anführerschaft eines Rudels gestritten wurde. Spider wollte nicht nur Mickey loswerden. Er wollte auch den Rest des Rudels oder zumindest das, was noch davon übrig war.
    »Armstrong?«, wunderte sich Mickey. »Ich dachte immer, ihr könnt euch nicht leiden!«
    Spider zuckte mit den Schultern. »Er ist ein ziemlich guter Kämpfer. Und im Gegensatz zu den meisten anderen will er nicht unbedingt selbst Anführer sein. Eine bewundernswerte Eigenschaft in einem Kämpfer.«
    »Also duellieren wir uns?«
    »Wir duellieren uns.«
    »Dir ist bewusst, dass ich keinen Kampf auf Leben und Tod wählen werde?« Als der Herausgeforderte hatte Mickey die Wahl, wie weit die Duellanten gehen durften und welche Waffen benutzt wurden. Kämpfe um Leben und Tod waren früher die Regel gewesen, doch neuerdings setzte sich immer mehr eine etwas moderatere Sichtweise durch. Mickey selbst war ein Verfechter davon.
    »Ich will dich gar nicht töten, Mickey. Mir reicht dein Wort, dich ab jetzt herauszuhalten.«
    »Aha. Jetzt plötzlich traust du wieder meinem Wort?«
    »So weit traue ich ihm. So weit und nicht weiter. Wo soll es stattfinden?«
    Mickey zuckte mit den Schultern. »In der Fleischfabrik, wo sonst?« Die Fleischfabrik in Sandviken war schon seit Jahrzehnten Austragungsort für die rituellen Auseinandersetzungen des Clans.
    »Gut. Wann?«
    »Heute in einer Woche. Das ist lange genug, um die nötigen Leute zu informieren und noch ein paar Dinge zu erledigen.«
    Spider sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Schließlich nickte er jedoch. »Ich werde mit den Weisen sprechen.«
    »Ich mit der Queen. Ich brauche auch einen Ersatz als Schiedsrichter. Bist du mit Cannon einverstanden?«
    »Ja.« Spider sah ungeduldig auf die Uhr. »Ist dann so weit alles geklärt?«
    »Ich denke schon. Heute in einer Woche in der Fleischfabrik.«
    »Heute in einer Woche in der Fleischfabrik.« Spider wandte sich um und verschwand im Flur.
    Mickey sah ihm nachdenklich hinterher, selbst als die Schritte des Albinos schon lange im Treppenhaus verklungen waren.

KEELIN (6)
     
     
    Riksvei 51, Provinz Oppland, Norwegen
    Sonntag, 14. November 1999
    Die Außenwelt
     
    Aus dem Autoradio klang leise norwegischer Softrock. Die Heizung des Wagens lief auf vollen Touren und schaffte ein wohliges Gefühl. Keelin mochte es, in der Wärme zu sitzen und in die endlose Schneelandschaft zu starren, die draußen vorbeizog. Berge und Täler wechselten sich ab, graugrüne Fichtenwälder und schwarz erscheinende Seen. Dann und wann begegneten ihnen andere Autos, bunte Farbflecken in der Eintönigkeit, doch es waren nur wenige. Die R51 bediente nicht gerade die bevölkerungsreichsten Gegenden Norwegens.
    Das junge Ehepaar vorne im Wagen, das Wolfgang, Julius und Keelin mitgenommen hatte, schwieg. Die Frau auf dem Beifahrersitz schlief, soweit Keelin das einschätzen konnte. Der Mann konzentrierte sich auf die Straße, die stellenweise schneeüberweht und glatt war. Dann und wann warf er einen Blick in den Rückspiegel zu Keelin. Er hatte sein Misstrauen immer noch nicht ganz überwunden, selbst nach vier Stunden Fahrt nicht. Es war die Frau gewesen, die ihn dazu gebracht hatte, für die Anhalter rechts ranzufahren. Julius’ Bitte hatte den Rest erledigt. Keelin vermutete, dass der Mann sie niemals hätte einsteigen lassen, wenn ihn nicht die Magie des Helvetiers überzeugt hätte.
    Doch natürlich hatte er von den drei Magiern nichts zu befürchten, weder von Julius, der auf der rechten Seite im Halbschlaf vor sich hin

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