Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
doch mittlerweile hatten sich ihre Chancen deutlich zum Schlechteren gewandt. Sieben Schatten standen in den Reihen der Fomorer, darunter nicht nur unerfahrene Jungschatten, sondern auch erfahrene Veteranen wie Tarakir und Shar’ketal. Von den drei Hexern, die die Germanen angeführt hatten, lebte nur noch einer, und dem fehlten eine Hand und der Großteil des dazugehörigen Unterarms. Rushai hatte ihn aus den Augen verloren, war sich jedoch sicher, dass der Mann so bald nicht mehr kämpfen würde. Was blieb, waren die Krieger, die verzweifelt versuchten, gegen die Schatten zu bestehen.
»TARAKIR!«, brüllte Rushai, nachdem er mit einem nicht sonderlich eleganten Schwung die Halsschlagader seines Gegnersgeöffnet hatte und dieser in einer Blutwolke zu Boden gegangen war.
»RUSHAI!«, kam der Schrei zurück. Der Ranger-Schatten stand irgendwo westlich von ihm.
»DU ÜBERNIMMST DAS KOMMANDO, TARAKIR! ICH MUSS WEG!«
»KLAR!«
Damit löste sich Rushai aus dem Wall und ließ sich durch seinen Hintermann ersetzen, einem Fomorer mit einem buschigen, dunklen Vollbart. Er wand sich durch die Reihen und gelangte schließlich auf das Feld dahinter. Nachdem er
Angurvadels
Klinge an einem vorbeilaufenden Fomorer abgewischt und sie zurück in ihre Scheide gesteckt hatte, eilte er zurück zum Feldherrenunterstand.
»Wo ist E’Korr?«, fragte er Ta-Shirra, der mit Tal’rash an einem Tisch saß und eine auf dunkles Pergament gemalte Karte des Schlachtfeldes anstarrte.
Der General zeigte mit seinem Dolch auf eine Stelle weiter im Osten, wo die Glutra schon fast begonnen hatte, ein eigenes Tal zu formen. »Dort. Offenbar hat ein Stoßtrupp der Germanen versucht, die Glutra weiter flussaufwärts zu überqueren und uns von dort aus in die Flanke zu fallen.«
»Hält er?«
»Sieht ganz so aus.«
»Gut. Und sonst?«
»Wenn wir sie von der Halbinsel werfen, sind sie dort, wo sie auch angefangen haben: auf der falschen Seite.«
»Die Situation ist unter Kontrolle?« Rushai war fast schon überrascht. Sollte es seinen Männern tatsächlich gelungen sein, den restlichen Flusslauf ganz ohne sein Zutun zu sichern?
»Ja«, übernahm Tal’rash das Wort. »Wir haben sie zurück in den Fluss geworfen, wo die Strömung ihre Kadaver in den Fjord spült.«
»Schön! Wo ist Tagaris?«
»Lord Tagaris«, antwortete Ta-Shirra, »befindet sich mit seinenMännern auf dem Zeltplatz und erwartet dort Euer Kommando.«
»Holt ihn.«
Tal’rash nickte einem wartenden Melder zu, der sich sofort auf den Weg machte. Währenddessen sah Rushai nachdenklich auf den Fluss, dessen Verlauf noch immer durch den Schein der Fackeln ersichtlich war. Einige von ihnen waren im Zuge der Kämpfe umgefallen, und dort, wo neue Fackeln im Eifer des Gefechts in den Boden gesteckt worden waren, war die Linie deutlich unsauberer gezogen, doch es ließ sich noch immer erkennen, was man erkennen sollte – an mehreren Stellen wateten noch immer Germanen durch das Wasser, während am diesseitigen Ufer immer noch an manchen Stellen gekämpft wurde. Alles in allem aber musste Rushai seinen Generälen Recht geben. Die Situation wirkte stabil.
Schließlich kehrte der Melder zurück, Tagaris im Schlepptau. Der Schattenzauberer mit den braunen Locken und dem leicht untersetzten Körperbau nickte ihm zu. »Lord Rushai, Ihr habt mich gerufen?«
»Ja, Lord Tagaris. Ich wollte mich erkundigen, wie es um den Dämon steht. Ist er bereit?«
»Ur’tolosh ist bereit.«
»Und Ihr seid Euch sicher, dass er sich beherrschen lässt? Es hilft uns wenig weiter, wenn er die Hälfte unserer eigenen Armee frisst.«
Tagaris nickte bedächtig. »Ja. Ur’tolosh wird sich auf das feindliche Heer beschränken. Ein paar Kollateralschäden lassen sich natürlich nicht ausschließen.«
»Natürlich.« Das alte Problem, wenn man mit Bomben und Granaten mitten in die Kampfhandlungen feuerte. So gesehen war der Dämon eine besonders große Bombe. »Solange der Kollateralschaden im Rahmen bleibt …«
Tagaris nickte noch einmal.
»Gut.« Rushai wandte sich an Ta-Shirra. »Nimm unsere westliche Flanke zurück.«
Der Schatten zog kurz die Augenbrauen zusammen. »Zurücknehmen?«
»Ja. Wir brauchen einen Durchbruch der Germanen auf der linken Seite.« Das war dort, wo die Isa in den Fjord mündete. Dort, wo der Dämon am leichtesten zuschlagen konnte.
Ta-Shirra setzte zu einer weiteren Entgegnung an, entschied sich jedoch im letzten Moment anders und nickte. »Sehr wohl, Lord. Ich werde mich
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