Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Feuerwerk war gänzlich zum Erliegen gekommen, auch das Krachen der Silvesterböller hatte aufgehört. Dafür waren die Feuer deutlich zu sehen. Über die gesamte, langgestreckte Hafenfront waren Brände verteilt, klein und unbedeutend, doch Wolfgang wusste, wie schnell das Feuer zusammenfließen würde, wenn sich der Dämon nur ein klein wenig mehr anstrengte. Sie hatten nicht viel Zeit.
»Wollen Sie vorgehen?«, fragte Bauer, während er durch das Fernglas die Raffinerie beobachtete. »Nur für den Fall, dass sie schießen.«
»Welch großartige Aussichten«, erwiderte Wolfgang und machte sich bereit. »Wo gehen wir rein?«
»Irgendwo rechts von der Haupteinfahrt«, erklärte Tönnes. »Wir haben Drahtschneider dabei.«
»Da gibt es keine Deckung.«
»Am Zaun gibt es nirgendwo Deckung. Niemand hat gesagt, dass es einfach werden würde.«
Wolfgang nickte. Er entsicherte die Maschinenpistole und sprang auf. So schnell er konnte, überquerte er die Straße und rannte auf die Wiese, hinter der das Gelände der Raffinerie begann.
Er kam nicht weit. Schon nach den ersten beiden Schritten krachte ein Schuss, zischte an ihm vorbei. »SCHEISSE!«, fluchte Wolfgang und schlug einen Haken. Er wusste, welch übelste Schmerzen eine Schussverletzung machte, selbst wenn sie ihn nicht töten konnte. Weitere Schüsse wurden abgefeuert, zwei weitere Projektile zischten vorüber, ein drittes passierte ihn mit einem lauten, eindringlichen Jaulen. Wolfgang warf sich zu Boden, wollte instinktiv die Maschinenpistole auf die Gegner richten,doch sein Hirn überwand seinen Instinkt. Mit einem Schrei sprang er auf und rannte weiter, als ob der Dämon selbst hinter ihm her wäre. Beinahe gleichzeitig ratterte ein Maschinengewehr los, krachten mehrere Einzelschüsse. Wolfgang schaffte es heil bis zum Zaun.
Er ließ sich auf sein Knie sinken, nahm die MP5 hoch, suchte nach den Gegnern, von denen er bisher nur aus dem Augenwinkel ein Mündungsfeuer gesehen hatte. Er fand einen Wachturm am Eingang, im gleichen Moment, in dem dort erneutes Mündungsfeuer aufblitzte. Ein heftiger Schlag gegen seine Schulter ließ ihn rückwärts zu Boden gehen, er stöhnte auf, als im nächsten Moment der Schmerz durch seinen Körper zuckte.
Ein Feuerstreifen schoss aus der Gebäudereihe an der Straße und traf zielgenau den Wachturm. Eine Explosion krachte durch die Nacht, Stichflammen loderten aus den Öffnungen, eine brennende Gestalt wurde durch ein Fenster nach draußen geworfen und stürzte zappelnd nach unten. Das Gewehrfeuer verebbte. Wolfgang hörte die schmatzenden Schritte der Fallschirmjäger hinter sich auf der Wiese.
»Sievers, der Zaun!«, kommandierte Tönnes. »Der Rest gibt uns Deckung. Wolfgang, alles in Ordnung?«
»Bald schon«, stöhnte er, als Garnier und Tönnes ihm halfen, sich in eine sitzende Haltung zu bringen. Er spürte, wie seine Regeneration das Geschoss aus der Wunde drückte. Es fiel unter seine Panzerjacke und klemmte sich irgendwo zwischen Jacke und Kettenhemd fest. Er schob seine Hand unter die Kleidung und suchte danach, bis er es schließlich fand und es herauszog.
Währenddessen hatte Sievers mit der Zange bereits eine ansehnliche Öffnung in den Zaun gemacht. Tönnes griff nach dem lose geschnittenen Teil, zog ihn zur Seite.
Zwei Schüsse krachten in schneller Abfolge. Die Soldaten warfen sich flach hin. Auf der anderen Seite des Zauns ging ein Mann zu Boden, an der Ecke einer großen, verchromten Rohrleitung, die dort die Richtung wechselte und in den Boden führte. Ein zweiter tauchte dort auf, gab zwei hektische Schüsse ab, bevorWeidemann, ein weiterer Soldat, der gerade herangelaufen war, eine Salve auf ihn feuerte. Betonsplitter staubten aus der gemauerten Rohrfassung, der Mann zog sich hastig zurück.
»Beeilt euch!«, schrie Tönnes, als die ersten Männer durch das Loch schlüpften.
Auch Wolfgang kam wieder auf die Beine. Links hörte er weitere Schüsse, die jedoch offenbar nichts mit ihnen zu tun hatten. Wahrscheinlich war Kreis nun ebenfalls unter Beschuss.
Er schlug ihn sich aus dem Kopf. Das war Tönnes’ Problem, nicht seines. Eilig folgte er den Fallschirmjägern in die Anlage.
Derrien starrte fassungslos ins Tal, wo sich innerhalb von einer halben Stunde in der gesamten, riesigen Stadt Feuer entzündet hatten. Anfangs hatte er noch daran geglaubt, dass es sich um zufällige Brände im Zuge der Silvesternacht handelte, doch mittlerweile wusste er es besser. Er hatte den Dämon
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