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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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übten Bogenschießen oder den Kampf im Schildwall. In den zur Elbegewandten Öffnungen in den Palisaden lagen zwei Langboote. Über dem Damm sah sie die Mastspitzen weiterer Boote aufragen. Ein paar Möwen kreisten in der Luft und warteten auf Abfälle aus der Burgküche. Aus dem strohgedeckten Dach der Halle sickerte langsam grauer Rauch und ließ Keelin auf ein Feuer und einen beheizten Raum hoffen.
    Im Inneren war es düster. Auf einer quer im Raum stehenden Bank saßen acht Männer und erwarteten sie schweigend. Fürst Herwarth hatte den Platz in der Mitte eingenommen und nickte ihr kurz zu. Jarl Wolfgang saß ganz außen auf der rechten Seite und fixierte sie mit trauriger Miene. Ihm war offenbar bewusst, dass ihm das Tribunal die Freundin nicht zurückgeben konnte. Der Platz links neben Herwarth war noch frei.
    Æthelbert drückte sie auf den einzeln stehenden Schemel, der der Bank gegenüberstand, bevor er sich auf dem leeren Platz niederließ. Keelin atmete tief durch und versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. Sie war die einzige Frau in der Halle. Und obgleich ihr Verstand nicht damit rechnete, hier und jetzt von den Germanen überfallen und auf dem Boden der Halle vergewaltigt zu werden, steckte diese alte Furcht noch immer tief in ihr.
    Die Männer diskutierten auf Sächsisch, in knappen, ruppigen Sätzen. Es klang ganz so, als ob sie sich selbst noch nicht ganz einig wären, wie dieses Tribunal abzulaufen hatte. Dass es ein Tribunal war, daran bestand kein Zweifel. Diese Männer hatten sich hier versammelt, um über sie zu urteilen – genauer, um darüber zu urteilen, ob sie an dem Attentat auf die Fürstin Gudrun beteiligt gewesen war oder nicht. Sie hätte lachen können über die Ironie, die das Schicksal einmal mehr mit ihr spielte. Sie war hierher zurückgekommen, um für den Frieden zwischen den Völkern zu werben – nun wurde ihr vorgeworfen, genau diesen Frieden gebrochen zu haben. Aber sie lachte nicht. Ihr war schon seit langem nicht mehr zum Lachen zumute.
    Schließlich waren die Germanen fertig mit ihrer Unterredung. Einer von ihnen, ein großgewachsener junger Mann mit blondem, lockigem Haar und den zusammengekniffenen Augen einesstark Kurzsichtigen, erhob sich und begann mit deutsch akzentuiertem Englisch zu reden: »Fürst Herwarth, geehrte Versammlung, ich begrüße Euch zum dritten Thing auf der Harburg, einberufen durch Jarl Wolfgang, zum Gericht über die keltische Druidin Keelin.« Dabei sah er kurz zu ihr, deutete einen Hauch von Zunicken an. »Die Gesetze Beowulfs des Älteren sehen zur Rechtsprechung eine Anzahl von mindestens sechs Jarlen vor, denen ein Fürst vorsitzt. Nach den Runen des Torge von Bremen ist dabei ein Jarl durch zwei Schiffskapitäne ersetzbar, doch ich möchte anmerken, dass es unsicher ist, ob damit auch gemeint ist, dass mehrere Jarle durch jeweils zwei Kapitäne ersetzbar sind, wie hier und heute angewandt, oder ob nicht eher tatsächlich nur ein einziger Jarl auf diese Art und Weise –«
    »Gustaf, genug«, knurrte Herwarth. »Ich bin mir sicher, Keelin ist nicht hier, um sich eine Lektion über sächsisches Recht anzuhören.«
    »Sehr wohl, Herr«, murmelte der Mann namens Gustaf mit beleidigtem Blick. »Kommen wir nun also zur Anklage: Jarl Wolfgang wirft der Druidin Keelin vor, während des
storthings
am Attentatsversuch auf die Fürstin Gudrun beteiligt gewesen zu sein. Sollte dies der Wahrheit entsprechen, gilt dies nach den Auffassungen von Beowulf dem Jüngeren als Paktbruch, der in gleichem Maße zu bestrafen ist wie Hochverrat.«
    Hochverrat
. Das Wort ließ Keelin schlucken. Sie konnte sich vorstellen, welche Strafe auf Hochverrat stand. Und obwohl sie ihren eigenen Tod nicht mehr fürchtete, seit Brynndrech in ihren Armen gestorben war, wollte sie doch nicht auf eine solche Art sterben, abgeurteilt für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatte.
    »Zuerst ist es Sitte, noch einmal den Ankläger zu hören«, fuhr Gustaf fort. »Jarl Wolfgang, seid Ihr bereit, dem Thing und der Angeklagten Eure Vorwürfe zu nennen?«
    Der Jarl nickte und stand langsam auf. »Ich werfe der Angeklagten vor«, begann er mit rauer Stimme, »in der Nacht des
storthings
beim Attentat auf die Fürstin Gudrun geholfen zu haben. Damithat sie den Waffenstillstand gebrochen, den unsere Völker für die Dauer des Things miteinander geschlossen hatten.« Er erhob eine vor unterdrückter Wut zitternde Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf sie. »Sie ist eine

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