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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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kurzgeschorenes Haar ließ deutlich die gezackte Narbe erkennen, die sich von seiner linken Schläfe zum Hinterkopf zog. Was auch immer ihn dort verletzt hatte, hatte auch sein Ohr erwischt, von dem nicht viel mehr übrig war als ein paar unförmige Gewebefetzen. Bis auf einen wallenden Schnurrbart war sein Gesicht glattrasiert. An den Armen trug er mehrere silberne Schmuckreifen, sein verbliebenes Ohr war mehrmals durchstochen und mit goldenen Ringen behängt. Wie Seog trug er Schwert und Speer, dazu ein altes Kettenhemd sowie Arm- und Beinschienen aus rotem Kupfer. »Und wer bist du?«
    »Mein Name ist Seog. Ich bin Krieger-Druide der Kelten.« Seine Stimme zitterte leicht. Das durfte nicht sein!
    Ein Raunen ging durch die Versammlung, doch Gautrek blieb ruhig. »Das könnte jeder behaupten«, erklärte der Germane.
    »Du nennst mich einen Lügner?«, knurrte Seog.
Niemand zweifelt an deiner Ehre!
Seine Eltern hatten Recht gehabt: Angst und Unsicherheit ließen sich hervorragend hinter einer Maske aus Zorn verbergen.
    »Ich kenne dich nicht«, meinte Gautrek ohne ein Anzeichen von Unsicherheit. »Warum soll ich dir glauben?«
    Ohne seine Augen abzuwenden, griff Seog nach GwezhennegsMesser und zog mit einer schnellen, kräftigen Bewegung die Klinge über seine Handfläche. Sofort quoll Blut aus der Wunde. Er hielt die Hand nach oben, so dass sie alle sehen konnten. Das Blut rann ihm den Unterarm hinab und saugte sich in sein Wams, doch seine Regenerationskräfte waren schon dabei, die Verletzung zu heilen. Nur ein paar Augenblicke später war von der Wunde nichts mehr übrig, nicht einmal eine Narbe. Seog konnte spüren, wie die Leute um ihn herum die Luft anhielten
    »Du glaubst mir jetzt?«
    Gautrek kam langsam durch die von seinen Leuten gebildete Gasse. Seog spürte die Spannung wachsen – seine gespielte Wut hatte die Ahnenstimmen angestachelt, die einen neuen Angriff auf seine Verteidigung versuchten. Greif ihn an! , brüllten sie, Töte ihn! Stich ihn nieder, zertrample seine Eier, piss in sein Gesicht! Er atmete tief durch.
Nicht jetzt
, beschwor er sich.
Und auch nicht irgendwann anders! Weg mit euch, ihr verbitterten Alten!
    »Zeig mir die Hand«, forderte Gautrek.
    Seog tat, wie ihm geheißen, wortlos aus Angst davor, die Kontrolle über sich zu verlieren. Alle seine Muskeln waren verkrampft, sein Arm zitterte. Die Berührung des Germanen jagte eine neue Welle der Wut durch seinen Kopf, aber Seog kämpfte sich tapfer durch die blutrünstigen Forderungen der Ahnenstimmen. Er hatte ihnen noch nie nachgegeben. Er würde es auch jetzt nicht tun.
    Gautrek genügte ein Blick, um festzustellen, dass der Schnitt tatsächlich verschwunden war. »Ihr habt nicht gelogen«, murmelte er.
    Seog entging nicht das »Ihr«, die Ehrenanrede, die der Germane gerade eben noch nicht verwendet hatte. »Ganz recht«, knurrte er. »Du schuldest mir etwas!«
    »Entschuldigt meine Zweifel … Was wollt Ihr von uns?« Mit einem Mal befand sich Unsicherheit in den Augen des eben noch so selbstsicheren Germanen.
    »Eine Armee der Schatten marschiert in diesen Minuten nach Åndalsnes. Wir Kelten hassen die Nain ebenso sehr wie ihr Germanen.Also werde ich kämpfen. Und dafür brauche ich Männer, die ich neben mich in den Schildwall stellen kann.«
    »Jarl Run hat den leiðangr einberufen. Sie erwarten von mir, dass ich meine Männer so schnell wie möglich nach Innfjorden 22 bringe. Ich kann mich nicht unter Euer Kommando stellen!«
    »Du kannst nicht nur«, behauptete Seog, »du musst!«
    Gautrek zog die Augenbrauen zusammen. »Ist das eine Drohung?«
    Binnen eines Augenblicks wurde die Atmosphäre plötzlich feindselig. Waffenhände gingen zu Schwertheften und packten ihre Speerschafte fester, die Linie zwischen den Germanen und Kriegsgefangenen wurde breiter und deutlicher.
    Seog schnaubte kurz. »Es könnte eine Drohung sein. Ich bin Krieger-Druide und kommandiere vierzig deiner Leibeigenen. Wenn ich wollte, könnte ich euch entwaffnen und gefangen nehmen, ohne dass ihr etwas tun könntet.« Das war natürlich gelogen. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Kriegsgefangenen würde nichts bringen, wenn diese sich weigern würden, mit ihren Fischerwerkzeugen gegen den Stahl der germanischen Klingen vorzugehen. Moral war meist
der
entscheidende Faktor bei jeglicher Auseinandersetzung, das hatte Fürst Ronan Seog Tausende Male erzählt, und da wog Seog als Druide die schlechte Ausrüstung der Kriegsgefangenen nur teilweise auf. Aber

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