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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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auf den Kommentar war ein vernichtender Blick, der den Kapitän dazu veranlasste, die Arme vor seiner Brust zu verschränken und entschlossen zu Keelin zu blicken.
    »Und morgen folgst du selbst ihren Göttern, was?«, murrte sein Nachbar. »Ein schöner Sachse bist du!«
    »Himmel und Eishölle, ich habe doch nur –«
    »Sei still, Ole!«, meinte ein dritter Kapitän. »Bevor Thor noch seinen Hammer nach dir wirft!«
    »Ruhe!«, befahl Herwarth laut. »Dies ist kein Moment, eure Nichtigkeiten auszutragen! Ole hat seine Meinung erklärt, darüber diskutieren können wir später unter uns. Keelin, seid Ihr bereit, bei Euren Göttern Eure Unschuld zu schwören?«
    Keelin nickte entschlossen. »Ja, Herr.«
    »Dann tut das.«
    »Ja, Herr.« Sie senkte den Kopf und legte sich die rechte Hand auf das Herz.
     
    »Lugh, Fürst der Götter,
    der Du herabscheinst auf uns und beleuchtest unseren Pfad,
    Bormana, Mutter des Stammes,
    die Du uns schenkst Fruchtbarkeit und Gesundheit,
    Dagda, Fürst der Toten,
    der Du uns nimmst in Dein Reich zu Deiner Zeit,
    Morrigan, Herrin des Krieges,
    die Du uns gibst einen starken Arm und einen scharfen Willen,
    Sul, Herr des Wassers,
    der Du uns labst an Deinen Quellen und Heilung schenkst in
    größter Not,
    Brigantia, Herrin des Landes,
    die Du uns gewährst Dein Reich zu unserem Nutzen,
    Tarannis, Herr des Wetters,
    der Du uns bewahrst vor Unwetter und Sturm, uns schenkst
    Regen und Sonne,
    Arduina, Herrin der Tiere,
    die Du uns … schenkst

«
     
     
    Keelin spürte, wie die Schamesröte in ihr Gesicht stieg. Ihr fiel die korrekte Zeile nicht ein. Bei allen Göttern, vor allem aber bei Arduina und Tarannis, ihr fielen die Worte nicht mehr ein! Sie dachte nach, fieberhaft, während sie bereits die ersten Schweißperlen auf ihrer Stirn spürte, doch sie kam nicht weiter.
    »Die du uns schenkst Fruchtbarkeit der Tiere und schützt vor Raubtieren und Gefahr,«
improvisierte sie und wusste selbst, dass es holprig klang.
»Ich rufe Euch an zum Zeugnis meines Schwurs. Mögt Ihr Eure Hand schützend über mich halten, so ich die Wahrheit spreche, oder mich auf ewig als Lügner verfluchen.«
Damit sah sie auf, in die Augen ihrer Ankläger, einem nach dem anderen. »Ich hatte nichts mit dem Attentat zu tun.«
    »Was sollen wir von jemandem halten«, spottete Æthelbert, »der noch nicht einmal seine eigenen Schwüre kennt! Oder hast du die letzte Zeile vielleicht gar mit Absicht versprochen? Glaubst du, dass dich das vor den Folgen deines Meineids bewahrt?«
    Keelin sah rot. Von einem Moment auf den anderen, ohne jegliche Ankündigung. Mit einem langgezogenen Schrei sprang sie auf, warf sich über die Bank auf Æthelbert und begann, wie wild auf ihn einzuschlagen. Um sie herum erklangen wirre Schreie und Rufe, unterbrochen von bellenden Befehlen, doch sie sah nichts anderes als Æthelberts hässliches Gesicht vor ihr, auf das sie weiterhin mit ihren Fäusten zielte. Irgendjemand packte sie von hinten, doch sie riss sich los, kassierte jetzt jedoch selbst Æthelberts Wut. Wild brüllend schlug er auf sie ein, traf sie im Bauch, an der Schulter, der Brust, doch sie ignorierte es, trat nach ihm, kratzte, biss, nur weiter, immer weiter. Etwas packte sie am Arm, erneut gelang es ihr, sich loszureißen, während Æthelbert von seinen Stammesgefährten zurückgezerrt wurde. Sie sprang nach vorne und trat weiter zu. Sie sah aus den Augenwinkeln eine schnelle Bewegung auf ihrer rechten Seite, wollte sich ducken, als auch schon ein scharfer Schmerz durch ihre Schläfe zuckte und hinter ihren Augen eine neue Sonne aufgehen ließ. Im nächsten Moment ging sie hart zu Boden, wo sie von zahllosen Händen gepackt und festgehalten wurde. Erneut versuchte sie sich loszureißen, doch dieses Mal hatte sie keine Chance. Sie strampelte und trat, sie kreischte und schrie, doch es half alles nichts, die Hände saßen um ihre Arme und Beine wie Stahlklammern.
    Schließlich war ihr Ahnenzorn verraucht, beinahe so schnell, wie er gekommen war. Wortlos wurde sie auf die Beine gezerrt und nach draußen geführt, während sie sich in schweigendem Entsetzen über sich selbst darüber wunderte, ob sie wohl gerade ihr Todesurteil unterschrieben hatte.
    Sie könnte es den Germanen noch nicht einmal verübeln.

MICKEY (2)
     
     
    Åndalsnes am Romsdalsfjord, Norwegen
    Mittwoch, 03. November 1999
    Die Außenwelt
     
    Es war ein klarer Tag. Kalt und windig zwar, aber trocken. Die Wolken hingen hoch, so dass die umliegenden

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