Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
Berggipfel frei waren und grau und schroff in den Himmel zeigten. Die höheren Lagen waren schneebedeckt, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Schnee auch in den Tälern fallen würde. Silberweiße Möwen hingen kreischend im Wind über dem Hafen oder balgten sich mit ein paar vorwitzigen Krähen um den Ausschuss, den die Fischer aus ihren Netzen warfen. Die Luft roch nach Tang und Salz.
    Mickey saß auf dem Geländer der Hafenmauer und blies nachdenklich den Rauch seiner Zigarette in den Wind. Sein Blick ging nach Westen, wo der Romsdalsfjord in Richtung Molde nach Norden knickte. Ein paar Fischkutter schaukelten dort auf den Wellen, doch ansonsten wirkte das Meer leer und ausgestorben im Vergleich zu dem, was er aus Bergen gewohnt war.
    »Das ist wirklich der Arsch der Welt«, murrte Spider. Der dürre Albino lehnte neben Mickey, auf der anderen Seite des Geländers, so dass er vom Hafen weg in Richtung der Stadt sah. Er trug Lederstiefel und einen langen Staubmantel, seine roten Augen waren hinter einer runden Sonnenbrille verborgen, über das weiße Haar hatte er eine schwarze Wollmütze gezogen. »Kein Wunder, dass sich die Hexer 23 hier wohlfühlen.« Er hielt den Arm vor Mickeys Nase, Zeige- und Mittelfinger gestreckt.
    Gedankenverloren steckte Mickey seine Zigarette dazwischenund kramte in der Brusttasche seiner Jeansjacke nach der Schachtel, um sich selbst eine neue zu nehmen. Die ganze Prozedur war umständlich, schließlich war sein rechter Arm noch immer ein nutzloser Fremdkörper an seiner Seite, doch er kam notgedrungen zurecht. »Jetzt wohl nicht mehr«, kommentierte er.
    Der Albino nickte, während er an Mickeys Zigarette zog.
    Heute würde Rushais Armee die Innenwelt-Version von Åndalsnes angreifen. Deswegen waren sie hier. Die Stadt musste nun auch in der Außenwelt gesäubert werden. Rushai hatte für diese Aufgabe ein erfahrenes Rudel angefordert, und Ashkaruna hatte freundlicherweise an Mickey gedacht. Offenbar waren sie bei dem Schattenlord seit dem Desaster von Hamburg in Ungnade gefallen. Mickey sollte es recht sein.
    Von weitem hörte er auf dem Kiesweg knirschende Schritte näher kommen. Zwei Paar, erkannte er. Einer schwer, einer leicht. Armstrong und Colt, sonst hätte Spider längst irgendwelche Reaktionen gezeigt.
    »Hey, Mann!«, rief Armstrong. »Stell dir vor, die haben hier auf den Scheißhäusern noch diese Putzfotzen. Ihr wisst schon, die mit den Untertassen!«
    Colt tauchte in Mickeys Gesichtsfeld auf und begann, aus einer weißen Plastiktüte in braunes Papier gewickelte Burger zu fischen. »Hier«, meinte er und reichte Mickey einen davon. Die Piercings in Colts Ohren klimperten, als er dabei Armstrong einen verstohlenen Blick zuwarf.
    Einarmig und umständlich öffnete Mickey die knisternde Verpackung und legte den Burger frei. Misstrauisch hob er das Brötchenstück hoch und stellte fest, dass das Stück Fleisch darin fehlte. Es überraschte ihn kaum. Seit dem Missgeschick in Hamburg hatte Armstrong denselben dummen Witz schon drei Mal versucht.
    »Armstrong.«
    »Ja, Boss?«
    »Das Fleisch.«
    »Was meinst du?«
    Mickey seufzte. »Wenn ich es dir tatsächlich erklären muss, werfe ich dich in den Fjord.«
    »Also gut.« Armstrong grinste breit, als er die ketchupbeschmierte Frikadelle hinter seinem Rücken hervorzog und auf den Burger klatschte.
    Mickey warf ihm einen bösen Blick zu, bevor er den Brötchendeckel zuklappte und zu essen begann. Es schmeckte nach billigem Bratfett und Geschmacksverstärker, ganz wie zuhause. Mehr erwartete er auch gar nicht von einem Burger. Er war ein Rattenmensch, für ihn war es ein Festmahl. »Will ich wissen, was du mit der bemitleidenswerten Putzfrau angestellt hast?«, fragte er mit vollem Mund. Dabei warf er einen sorgfältigen Blick auf Colt, der den letzten Burger auspackte und dann die leere Tüte im Hafenbecken versenkte.
    Armstrong zuckte mit den Schultern. »Nichts. Was soll ich schon groß mit ihr angestellt haben? War eine Türkin oder irgendeine Araberschlampe, die hätte mich noch nicht mal verstanden!«
    »Gott vergib ihm«, erklärte Spider ironisch, »denn er weiß nicht, wovon er spricht!«
    »Amen«, murmelte Mickey.
    »Hör auf, so einen Schwachsinn von dir zu geben!«, knurrte Armstrong den Albino an.
    Kurz darauf waren die beiden in ein völlig sinnfreies Streitgespräch vertieft, das anhielt, bis sie fertig gegessen hatten. Sie entsorgten ihre restlichen Verpackungen fachgerecht im Wasser, dann warteten sie

Weitere Kostenlose Bücher