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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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behauptet, dass Lukas vorbestraft sei. Wie kommst du darauf? Woher hast du die Information?«
    Kim schwieg und dachte an Sigurd. Daran, wie er es herausgefunden hatte. »Ich weiß nicht. Die Leute hier in der Schule reden so was …«
    »Es stimmt nicht«, erklärte Weidenschläger. »Lukas taucht nur ein einziges Mal in einer Polizeiakte auf, und das ist die von seinem Vater. Er hat Lukas’ Mutter fast totgeschlagen.«
    »Ich weiß«, nickte Kim.
    »Damals war Lukas Zeuge. Ansonsten haben wir nichts über ihn finden können.«
    Was war es dann gewesen, das Sigurd über Lukas herausgefunden hatte? Kim beschloss, ihn bei Gelegenheit danach zu fragen. »Sie wollten etwas mit mir besprechen«, brachte sie das Gespräch auf das ursprüngliche Thema zurück.
    »Stimmt. Bei seiner Aussage gestern behauptete Lukas, dass es möglicherweise einen Film auf Ninas Handy gibt, der ihn entlasten kann. Weißt du etwas davon?«
    »Ninas Handy?« Kim griff intuitiv nach ihrem eigenen Gerät, das in der Innentasche ihrer Jacke steckte. »Man hat doch immer angenommen, dass der Mörder es damals verschwinden lassen hat. Schließlich hat man ihr Handy nie gefunden.«
    »Ja, davon sind wir damals ausgegangen. Lukas sagte, dass du genau das gleiche Modell besitzt?«
    »Ja.« Kim zog ihr Handy hervor und zeigte es dem Kommissar.
    Der notierte sich das Modell und gab es ihr dann zurück. »Danke, Kim. Du hast mir sehr geholfen.«
    »Heißt das, Sie suchen noch mal nach Ninas Handy?«, fragte Kim.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Nicht sofort. Aber sollte es weitere Hinweise auf das Handy geben, dann werden wir es in Erwägung ziehen.«
    Sie verabschiedeten sich. Kim stieg aus dem Auto und sah zu, wie Weidenschläger das Fenster wieder hochfuhr. Ungefähr auf der Hälfte fiel ihm noch etwas ein und er lehnte sich zur Seite, um durch den Fensterspalt Kim ins Gesicht sehen zu können.
    »Sei vorsichtig, ja?«, bat er.
    Sie nickte.
    Weidenschläger fuhr die Scheibe ganz hoch. Dann blinkte er, fädelte sich in den vorbeifahrenden Verkehr ein und fuhr davon. Kim blieb stehen und sah ihm nach, bis er um eine Ecke verschwunden war.

Kapitel 18
    Nach dieser Begegnung ging Kim doch noch in den Biologieunterricht und stellte überrascht fest, dass Herr Schröder die Bildtafel mit den Libellen abgenommen hatte. Nur ein helles Viereck zierte die Wand, wo sie jahrelang gehangen und Kim an DAS BÖSE erinnert hatte.
    Kim starrte eine Weile darauf, dann sah sie Schröder an und versuchte sich an einem kleinen Lächeln. Es gelang ihr sogar. Der Lehrer nickte ihr zu und bedeutete ihr dann, zu ihrem Platz zu gehen.
    Kims Mitschüler steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Ninas Tod war seit Langem in der Klasse kein Thema mehr gewesen, doch jetzt, durch den Mord an Marie, waren natürlich alle daran erinnert worden, was damals passiert war. Kims Weg durch den Mittelgang glich einem Spießrutenlauf.
    »Alles okay?« Sabrina musterte sie fragend, als Kim sich neben sie setzte. Aber Kim schwieg.
    Was sollte sie auch sagen? Nichts war okay im Moment, das war doch ganz offensichtlich!
    Sie überstand die erste Stunde und auch die zweite, aber hinterher erinnerte sie sich an kein einziges Wort von Herrn Schröder. Zum Glück ließ er sie in Ruhe, und als es endlich zur großen Pause läutete und Kim sitzen blieb, bis alle anderen draußen waren, da blieb er auch und sah sie abwartend an.
    Langsam packte sie ihre Sachen zusammen, dann schulterte sie ihre Tasche und wollte an ihm vorbei nach draußen gehen.
    »Kim?«, rief er sie zurück.
    Sie blieb stehen.
    »Ich wollte dir nur sagen: Wenn ich dir irgendwie helfen kann, du weißt, ich bin Vertrauenslehrer hier an der Schule.«
    Kim nickte. »Ich weiß. Danke.« Mit einem Kopfnicken wies sie auf die leere Fläche an der Wand. »Danke auch dafür.«
    Er lächelte schief. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee. Ich habe zwar keine Ahnung, was du an dem Bild so schlimm findest, aber das geht mich ja vielleicht auch nichts an. Deine Mutter hat mir mehrfach gesagt, dass sie die Gründe dafür nicht verraten darf. Polizeigeheimnis.« Ein gekünsteltes Lachen entfuhr ihm. Er fühlte sich unwohl, das war ihm deutlich anzumerken.
    Kim wandte sich nun vollends zu ihm um. Sie wusste nicht, ob sie es jetzt erzählen durfte, aber sie musste den Druck, der sich in ihrem Inneren aufgebaut hatte, loswerden. »Der Mörder«, flüsterte sie. »Er hat meiner Schwester eine Libelle auf das Gesicht gelegt.« Für den Fall, dass die

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