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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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der sie sich als gelernte Erzieherin und erfahrene Kinderfrau ausgegeben hatte. Kurz darauf hatte Sabine Weiler sie angerufen, und nachdem Tanja auch noch hervorragende Zeugnisse und Referenzen vorweisen konnte, hatte sie sie eingestellt.
    »Bis heute Morgen dachte ich, sie wäre ein absoluter Glücksgriff«, sagte Frau Weiler. »Sie ist mit Ben immer sehr liebevoll und einfühlsam umgegangen. Die beiden waren von Anfang an unzertrennlich. Als Mutter hätte ich fast eifersüchtig werden können.«
    »Waren Sie es?«
    »Nein. Natürlich nicht. Das wäre absurd. Ich bin froh, wenn Ben seine Kindermädchen mag, sonst käme hier alles durcheinander. Schließlich habe ich kein Prädikatsexamen gemacht, um den ganzen Tag mit Bauklötzen zu spielen.«
    »Mama!« Wieder rief das Kind von oben.
    »Er scheint noch wach zu sein«, sagte Charlotte. »Am besten, ich spreche gleich mit ihm, bevor er einschläft.«
    Frau Weiler verzog das Gesicht, dann nickte sie. »Kommen Sie.«
    Eine helle Holztreppe führte hinauf in den ersten Stock. Über dem Parkettboden lag ein langer moderner Läufer, der ganz in Schwarz- und Grautönen gehalten war. Der Flur war so breit, dass eine antik aussehende große Truhe auf der einen Seite und eine kühl wirkende abstrakte Marmorskulptur auf der anderen genügend Platz fanden.
    Frau Weiler ging auf die einzige Tür zu, die nicht geschlossen, sondern nur angelehnt war. Charlotte folgte ihr.
    »Mama, Schnuffel! Mama, Schnuffel!«
    Frau Weiler öffnete die Tür und ging hinein.
    »Ach Benny, hast du dein Schnuffeltuch schon wieder verloren? Wo hast du es denn hingetan, hm?«
    Während sie das Kinderbettchen absuchte, trat Charlotte vorsichtig in das Zimmer. Sie kam sich vor wie in einem exklusiven Einrichtungshaus. Bens Bett hatte die Form eines Schiffs. Auf dem Bettbezug tummelten sich Piraten. Rechts stand ein Regal, das vor Playmobil-Figuren und Legosteinen beinahe überquoll. Ein dicker Sitzsack lag in der Mitte des Zimmers, auf dem mehrere Stofftiere saßen.
    »Da ist dein Schnuffeltuch«, sagte Frau Weiler und gab ihrem Sohn ein fadenscheinig aussehendes buntes Stück Stoff.
    Charlotte musste lächeln, als sie sah, wie innig der kleine Junge sein Schnuffeltuch an sich drückte. Genau wie Stefan früher, dachte sie. Ihr kleiner Bruder war auch nie ohne sein Schnuffeltuch eingeschlafen.
    »Hallo Ben«, sagte sie leise. »Ich bin die Charlotte. Und ich wollte dich was fragen.«
    Ben rieb sich die Augen. Obwohl er müde zu sein schien, sah er sie neugierig an.
    »Weißt du, wo Leo ist?«
    Ben schüttelte den Kopf und drückte sich das Schnuffeltuch an die Wange.
    »Weißt du denn, wo Tanja ist? Du weißt schon, die nette Frau, die immer auf dich aufpasst«, versuchte Charlotte es weiter.
    Ben schüttelte den Kopf und steckte sich Ring- und Mittelfinger in den Mund.
    »Du sollst doch nicht an den Fingern lutschen«, sagte seine Mutter sanft, aber Ben hörte schon gar nicht mehr zu. Seine anfängliche Neugier schien verflogen zu sein, er wollte nur noch schlafen.
    »Hat Tanja dir vielleicht erzählt, ob sie mit Leo verreisen wollte?«, fragte Charlotte.
    »Nö …« Bens Stimme war ganz leise geworden, die Augen fielen ihm zu.
    »Okay, Ben, dann schlaf gut. Wir sprechen ein anderes Mal. Gute Nacht.«
    »Hm …«
    Ben war eingeschlafen. Leise folgte Charlotte Sabine Weiler aus dem Kinderzimmer.
    »Hat diese Tanja eigentlich hier im Haus gewohnt?«, fragte sie, als sie wieder im Flur standen.
    »Nein. Wir haben zwar ein Extrazimmer für die Kindermädchen, da mein Mann und ich beruflich stark eingespannt sind, aber das hat sie nur selten benutzt.«
    »Können Sie mir die Adresse von dieser Tanja geben?«
    Frau Weiler nickte. »Moment.« Sie ging zu der Truhe, öffnete eine Handtasche, die darauf stand, und zog eine Visitenkarte heraus.
    »Tanja Meyer, Frankoniastraße 12«, sagte sie und gab Charlotte die Karte. »Die hat sie mir damals gegeben.«
    »Einen Moment, bitte«, sagte Charlotte. Sofort rief sie im Präsidium an.
    »Schneidmann, ich brauche eine Adressenüberprüfung … Nein, sofort. Frankoniastraße 12 … Ja, ich warte.«
    »Danke«, sagte sie wenig später und steckte das Handy wieder ein. »Die Adresse ist falsch«, sagte sie zu Frau Weiler. »Würden Sie mir bitte das Extrazimmer zeigen?«
    »Natürlich.«
    Frau Weiler führte sie zum anderen Ende des Flurs und öffnete eine Tür. Charlotte trat in ein großes Zimmer, dessen Wände mit einem bunten Blumenmuster tapeziert waren. Ein

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